Oberösterreich, 22. Jahrgang, Heft 1, 1972

Schwanke, die Geschichten von der Knödel wirtin und ein Teil des Reinwechsels mit Maria Fischer von Urfahr. Weil vorhin von der Hanriederschen Bau ernkriegsdichtung die Rede war, so ist es angezeigt, auch auf andere oberösterrei chische Dichter hinzuweisen, die dieses Er eignis literarisch verarbeitet haben. Einer von ihnen ist der fast vergessene Drama tiker und Erzähler Gustav Streicher. Einige bisher kaum bekannte Daten über diese Persönlichkeit konnten vor nicht allzu lan ger Zeit erhoben werden. August Johann Streicher, so nennt ihn das Taufbuch der Pfarre Auerbach, wurde am 2. Juli 1873, lO'A morgens geboren und am 3. Juli 1873 um 7V2 abends von Vikar Josef Rechberger getauft. Der Vater des Buben, Johann Streicher, war Leiter der Schule, die Mutter Anna war die Tochter des bürgerlichen Sei fensieders Großruck in Schwanenstadt. Von 1893 bis 1895 besuchte August Streicher die Linzer Handelsakademie, dann war er als Journalist teils in Linz, teils in Salz burg tätig. Ab 1906 scheint er in Salz burg ansässig gewesen zu sein, da er da mals mit Trakl in Verbindung trat. Um 1908 war er in Wien, wo er einige Jahre später den Volkstheaterpreis erhielt. Das Weitere lesen wir in der Pfarrmatrik Bad Hall. Dort heißt es, daß August Streicher während eines Kuraufenthaltes am 3. Au gust 1915, um 8 Uhr abends, infolge Herz lähmung im Hause Linzer-Straße 8 gestor ben ist. Die Beerdigung fand am 6. Au gust 1915 statt. Streicher, der als Beruf \ V - ri j / \ \ p r « « V •• / ■ ;.. fA i Lf, ^ il k/l>.•I Ml i/m 11 y* t /W Z vF4' f /..l ' ' A • .W 'C, » s .- ;T iS 'i'G' ' r ' V!v. . Schriftsteller angab, war ledig und nannte als ständigen Wohnort Wien XVIII, Paulinengasse 28. Die schon sehr verblaßte Inschrift auf dem Grabstein lautet: Gustav Streicher, Schriftsteller, 1873—1915. Strei cher schrieb eine größere Anzahl von Dra men, teils naturalistischer, teils symboli stischer Art. 1903 wurde seine Tragödie „Stephan Fadinger" am Landestheater Linz aufgeführt. Wie Heinrich Wimmer in sei ner Arbeit über die oberösterreichischen Dramatiker am Landestheater Linz zu be richten weiß, reagierte das ausverkaufte Haus auf die von Rudolf Lenoir stammende Inszenierung mit begeistertem Beifall. Le noir selbst spielte in dem Stück, in dem 44 Solisten und 50 Statisten auftraten, den Grafen Herberstorff. Streichers Drama gilt als ein gutes literarisches Beispiel für die Behandlung des Fadinger-Stoffes. Fadinger ist hier der Verteidiger des Rechtes: „Und weil das Recht auf unserer Seitn steht, wird auch Gott bei uns stehn", erklärt der Bauernführer. Ein Jahr vorher hatte am Linzer Landes theater gleichfalls ein Streicherstück die Premiere erlebt. Es handelte sich um das Volksstück „Am Nikolotage", das Lenoir mit großartigem Erfolg inszenierte. Das im Innviertel spielende Bauernstück mit dem Grundmotiv der Heimatliebe wurde wegen seiner treffenden Charakterzeichnung sehr gelobt. Das Fragment eines Fadinger-Stückes hin terließ uns Edward Samhaber. 1846 in Frei stadt geboren, besuchte der Bub das Gym nasium in Kremsmünster und studierte anschließend an der Universität Wien. Von 1872 bis 1878 war er als Mittelschullehrer in seiner Heimatstadt tätig, anschließend wirkte er bis 1888 an der Lehrerbildungs anstalt in Laibach. 1888 kam er an die Lehrerbildungsanstalt nach Linz, froh, die dauernden Streitigkeiten zwischen den Deutschen und den Slowenen los zu sein. 1905 trat er in den Ruhestand, 1927 starb er. Samhaber ist bedeutender Lyriker, hat eine Reihe dramatischer Werke geschaffen und auch mit seinen Prosadichtungen An erkennung gefunden. Ein besonderes Ver dienst erwarb er sich durch seine Nach dichtungen des alten deutschen Literatur gutes. Den Gegensatz zwischen Adam Graf Her berstorff und „Stöffl Fadinger" hat Carl Hans Watzinger in seiner Bauernkriegs erzählung „Die Pfandherrschaft" mit be achtlicher Charakterisierungskunst heraus gestellt. Watzinger wurde 1908 in Steyr geboren, besuchte dort die Realschule und anschließend die Staatliche Berufs-, Fachund Ingenieurschule. In dem technischen Immer wieder fand der oberösterreicliische Bauernkrieg Eingang in die Literatur, Aquarell aus ca. 1870 mit Darstellung der alten Linde und des Bildstockes auf dem Haushamerfeld, Sammlungen des Stadtmuseums Gmunden. — Foto: H. G. Prillinger.

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