Oberösterreich, 22. Jahrgang, Heft 1, 1972

W?-.. \ 4,,'^ 1%' ^ ■^f Iii - - '"^"^v.>< ft - :^i Studentenpredigt vor der Schlacht bei Gmunden (Pinsdorf)/ Aquarell von Alois Greil 1871, OÖ. Landesmuseum, Graphische Sammlungen, Inv. Nr. Ha 2359. — Foto; M. Eiersebner. balladen veröffentlichte; Anton Schosser, geboren 1801 in Losenstein, der zum Dich ter der Alpenlandschaft geworden ist; Jo sef Moser, geboren 1812 in Schloß Parz bei Grieskirchen, der viele Jahre Arzt in Klaus war, der die Welt und die Menschen mit schelmischen Augen betrachtete und hinter dessen Spott sich ein warmfühlendes Herz verbirgt; Norbert Purschka, 1813 in Linz geboren, ein Priesterdichter, in dessen volkstümlichen Schöpfungen Scherz und Ernst, stille Betrachtung mit bunten Volks szenen, Verse voller Lebensweisheit mit übermütigen Strophen wohltuend wech seln; Anton Matosch, 1851 in Linz gebo ren, dessen besonderes Verdienst es war, daß er neben seinem eigenen Schaffen zu sammen mit Dr. Hans Zötl und Dr. Hans Commenda den ersten Band der bekann ten und geschätzten Mundartanthologie „Aus der Hoamät" herausbrachte. Diese Reihe mit den bisher erschienenen 32 Bän den stellt nicht nur eine Fundgrube für jeden Freund mundartlicher Literatur dar, sondern macht uns mit einer solchen Fülle von heimischen Mundartdichtern bekannt, daß man gerne die Feststellung der Mund artforschung bestätigt, Oberösterreich sei für die Dialektdichtung ein besonders fruchtbarer Boden. Zötl, Commenda und Matosch waren es auch, die Norbert Hanrieder zur Mund artdichtung führten. Mit Hanrieder er reichte die Dialektdichtung in Oberöster reich nach Stelzhamer einen neuen Höhe punkt. Hanrieder wurde 1842 in Koller schlag im oberen Mühlviertel als Sohn des dortigen Wundarztes geboren, besuchte in Linz das Gymnasium und trat anschlie ßend in das Priesterseminar ein. Zum Prie ster geweiht, kam er 1867 als Kaplan nach Losenstein, wo er sich besondere Verdienste um die Sammlung und Pflege der SchosserLieder erwarb. 1874 ernannte ihn der Bi schof zum Pfarrer von Putzleinsdorf. 1913 starb er hier nach einem reicherfüllten Le ben als Priester und auch als „Sänger der Heimat", wie er auf der Gedenktafel am Pfarrhof von Putzleinsdorf genannt wird. Hanrieder hat neben zahlreichen Gedich ten und Schwänken vor allem zwei größere Mundartwerke geschrieben: Seine liebens werten „Mühlviertler Mahrl", mit denen er dem Mühlviertler ein bleibendes Denk mal der Zuneigung geschenkt hat, und das dichterisch bedeutungsvolle Epos „Der oberösterreichische Bauernkrieg." Der Dich ter hat an diesem Werk sehr sorgfältig gearbeitet, nicht von ungefähr trägt der „Vorspruh" die Jahreszahl „Winter 1888/ 89", während das Gesamtwerk erst 1907 erschienen ist. Hanrieder war sich der Pro blematik der Bewältigung dieses histori schen Stoffes durchaus bewußt. Als ihn das Dreigestirn Zötl-Matosch-Commenda ersuchte, zu dem Ausschnitt aus dem Bauernkrieg, der 1895 im 6. Band der Reihe „Aus der Hoamät" erschien, ein Vorwort zu schreiben, sprach er von Verlegenheit. Es ergehe ihm, meinte er, „wie dem speculierenden Zeugfabrikanten, der darauf erpicht ist, ein apartes Warenmuster zu erfinden und in Umsatz zu bringen. Nach dem er das seltsam ausgefallene Ding fer tig vor sich liegen sieht, will er es plötzlich

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