Oberösterreich, 22. Jahrgang, Heft 1, 1972

s'iehm ausgangä sänd, n'Ähnl sainö Lehrn, s' Heumahdä Gsang, s' Mahrl von Taod, Ains und Vier, Freud und Laid, Olls in Ehrn, A lustige Eicht, Himmel und Holl, Mei Müaderl,'s Hoamatgsang,Da blüehade Kerschbam usw. Was von Stelzhamers Gedichten gesagt wurde, gilt auch für seine epischen Dich tungen. So vermag uns auch heute noch anzurühren, was der Autor der „Königin Noth" aus bitterer Erfahrung bloßlegt: die Not, die ihm als Mensch und als Dichter immer wieder zugesetzt hat. Sicher, wir, die wir größtenteils in gesicherten Verhält nissen leben, können das Harte und Schmerzliche dieser Not kaum mehr rich tig nachempfinden. Die Menschen der Zeit Stelzhamers aber konnten es. Er erinnert sie auch daran, indem er sie darauf hin- ■ .i ■i weist, wo und wie sich diese Not ein schleichen kann. Sie kehrt überall ein, „bo wen s'Lust hat: hon Burger, hon Baun, hon Bedler und Herrn" und sie kommt als „Kefer und Heuschreck, als Feldmaus und Scher, als Milizmann, als Nößn und Dür ren, als Hitz und als Frost, als Viechfall und Leutsterbn" . . . Es war zweifellos ver dienstvoll, daß der Stelzhamerbund anläß lich der Feier seines 90jährigen Bestandes dieses Epos zur Aufführung brachte. Ein besonders anschauliches Bild vom dörflichen Leben entwirft Stelzhamer in dem Epos in Hexametern „D'Ahnl." Seine Schilderung der Verhältnisse von damals ist nicht nur von bleibendem dichterischen Wert, sondern darf auch ein entsprechen des kulturhistorisches Interesse beanspru chen. Die Charakterisierung der Personen Siii ' 'S KaiÜK. «41 •7 und die Darstellung des Lebens und Trei bens im Dorf ist meisterhaft. Es ist im Rahmen dieser kleinen Betrach tung nicht möglich und auch nicht not wendig, ein umfassendes Bild Stelzhamers, dieses großen Meisters der Dialektdich tung, zu entwerfen. Es genügt, nur auf die wesentlichsten Daten hinzuweisen: Der Dichter wurde 1802 als Sohn eines Klein bauern in Großpiesenham, Gemeinde Pramet, geboren. Da er schon frühzeitig eine hohe geistige Begabung zeigte, schickten ihn die Eltern in das Gymnasium nach Salzburg. Der Bub sollte Priester werden. Ein Liebesverhältnis führte dazu, daß er Salzburg verließ und das Rechtsstudium begann. Dann fügte er sich dem Wunsch der Eltern und trat als Externist in das Linzer Priesterseminar ein. Wieder war es ein Liebesverhältnis, das ihn schon nach wenigen Monaten zum Verlassen der An stalt veranlaßte. Wie Stifter schwankte er nun, ob er Dichter oder Maler werden sollte. Er wurde Hauslehrer und Erzieher und zog mit einer Schauspieltruppe umher. Die Bühne ging ein und Stelzhamer hatte nicht einmal Geld, die Schulden beim Wirt zu bezahlen. 1836 erschien sein erster Band „Lieder in obderenns'scher Mundart", 1841 der zweite Band „Neue Gesänge in obderenns'schen Volksmundart." 1842 ver ließ Stelzhamer Wien, wohin er einige Jahre vorher gezogen war, und ging auf Vortragsreisen. 1845 heiratete er in der St. Josefspfarre in Linz seine „Betty" (Bar bara Reis). Im gleichen Jahr veröffentlichte er die ersten drei Bände Prosa in der Schriftsprache. 1846 erschien der dritte Band „Neue Gedichte in obderenns'scher Mundart." 1848 erhielt er vom Ministerium für Cultus und Unterricht den Auftrag, ein Lesebuch für Kinder an den Landschulen zu verfassen. Stelzhamer tat es, das Buch wurde aber nicht gedruckt. 1851 schrieb Stelzhamer die Dorfidylle „D'Ahnl." Es schloß sich eine große Reise an, die ihn zusammen mit seiner Frau bis nach Bayern führte. Anschließend wollte er nach Henn dorf übersiedeln, da starb Betty. 1856 wurde im Linzer Landestheater seine dra matisierte Anekdote „Die Ehre des Regi ments" aufgeführt. Die Aufführung des Schwankes „Fasching Dienstag" wurde be hördlich verboten. 1868 brachte er den vierten Band seiner Mundartgedichte her aus, in dem das Märchen „Königin Noth" enthalten ist. Im gleichen Jahr ehelichte er Theresia Böhm-Pammer in Maria Piain. 1870 übersiedelte der Dichter nach Henn dorf. 1874 starb er. An Stelzhamer schließen eine Reihe be deutender Mundartdichter an: So der 1804 in Enns geborene Karl Adam Kaltenbrun ner, der in den Sammlungen seiner Ge dichte, wie den 1845 erschienenen „Oberderennsischen Liedern", dem Band „Alm und Zither" und „österreichische Feldler chen" eine Reihe sehr ansprechender Volks-

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