Oberösterreich, 22. Jahrgang, Heft 1, 1972

Bauer",„Die bösen Zeiten",„Der von allen Seiten betrogene Bauer" usw. Zwei Bändchen Volkslieder in oberöster reichischer Mundart sind uns von dem um fangreichen Schaffen des Mundartdichters Sebastian Haydecker erhalten. Der kaum bekannte und begabte Poet wurde 1788 in Ranshofen geboren. Er selbst hat sein Ge burtsdatum in dem Bändchen „Gedichte im Innviertier Dialekt" festgehalten. Dort schreibt er in dem Gedicht „Meine Bio graphie" Simhundert Acht ä Achtz, Da bin i gebor'n, Schnee hats so vil g'habt, I wä bald dafrohn. „Schüchtern", sagt Haydecker in dem 1845 erschienenen Bändchen, „übergebe ich dem Kreise meiner Freunde die Ergebnisse mei ner Muße". Zugleich erklärt der Autor, war um er das tat:„Bei verschiedenen Veranlas sungen, bei Abendunterhaltungen und Fest lichkeiten, so wie zum Besten wohltätiger Anstalten trug ich zur Ergötzlichkeit meine Dichtungen (wenn ich sie anders so zu nennen wagen darf) vor, sie fanden in dem für sie berechneten Kreis Beifall, und er zielten manche heitere Stunde, und nur dem Drängen meiner Freunde und Vor gesetzten nachgebend, entschloß ich mich, wenn auch noch so ungern, sie dem Drucke zu übergeben." Daß Haydecker stark unter dem Einfluß der Persönlichkeit und der Dichtung Franz Stelzhamers stand, ist kaum zu leugnen. Wie Stelzhamer war auch Haydecker ein Wandervogel, den der Weg bis ins Bay rische führte. Und so wie jener konnte sich der fröhliche Vagabund Haydecker zu kei nem festen Beruf entschließen. Er versuchte sich in allen möglichen Sparten. Er selbst sagt, er habe zu studieren be gonnen, aber Hat nöt lang dauert. Wer hat denn dös glaubt. Da Franzos kämä Und hamb ins ausg'raubt. Er blieb daheim, verrichtete die Bauern arbeit, dann aber kehrte er der Heimat „zwög'ns Soldat'n Löb'n" den Rücken. Er ging nach Bayern, wo er zuerst als Metzger, dann als Hausknecht tätig war. Nachdem er einiges Geld gespart hatte, -reiste er neun Jahre in der Welt herum. In dieser Zeit finden wir ihn kurz als Kellner in Salzburg. Dann ging er nach Passau. Auch diese Arbeit behagte ihm nicht,so ver suchte er sich als „Parapli-Macha." Später ließ er sich in Steyregg als Gürtler nieder. Er mußte den Ort jedoch alsbald verlassen, da er für seine Tätigkeit keinen Lehrbrief besaß und man ihm deshalb seine gewerb liche Tätigkeit untersagte. Er ging nach Die Zufahrt nach Großpiesenham erhielt die Straßenbezeichnung „Güterweg Stelzhamer". — Foto: H. G. Prillinger. Steyr und nach Wien, wo er sein Meister stück anfertigte. Endlich fand er in Maut hausen eine feste Heimat. 1850 starb er hier. Seine Gedichte, die sich mit den Men schen befassen, denen er begegnete (Da Schulmaista, Da Astranom, Da Schusta Sepperl, Da Vogelfanga, Da Blindö, Dö schlim Lis, Da Wildschütz), mit der Land schaft, in der er lebte (Insa Landl, Da Apfelbam, S Bluemerl), oder jahreszeitliche Stimmungsbilder wiedergeben, zeugen von starker Naturliebe und feiner Beobach tungsgabe. Wenn wir die bisherige Entwicklung vom Drama zum Intermedienspiel und weiter zur Volksposse und zum Bauerntheater ver folgt haben und wir uns obendrein be wußt werden, daß der Dialekt in der Dich tung bisher im großen und ganzen nur zur Darstellung des Komischen und Erheitern den eingesetzt wurde — der Weg führt bis zu den heiteren Volksliedern, den Schnaderhüpfeln und Grabinschriften —, dann können wir ermessen, welche Bedeutung Franz Stelzhamer zukommt. Er war es, der die Mundart in den Bereich echter Dich tung hob. Nun wurde sie nicht mehr nur für lustige Strophen und Szenen voll aus gelassener Heiterkeit verwendet. Natürlich schrieb auch Stelzhamer viele fröhliche Ge dichte und Lieder. Doch hat er das, was er sagen wollte, immer aufs höchste dich terisch gebändigt: dichterisch in der Sprache und in der Aussage. Neben den heiteren Gedichten finden wir die ernsten und besinnlichen. Sie gehören in ihrer Schönheit zum Unverlierbaren der ober österreichischen Literatur. Viele sind weit hin bekannt: S' Gottsnam, D Daubä, Mein'n Vadern seine Wünsch und wie Cüterweg Stelzhamer^

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