Oberösterreich, 22. Jahrgang, Heft 1, 1972

II TP-./I Lihzer Schutzengell Apotheke bildungsweg führte ihn ans Jesuitengym nasium in Linz und anschließend zum Studium der Theologie nach Salzburg (1747 bis 1750). Bald entfaltete er eine derart ausgezeichnete Tätigkeit als Predi ger und Seelsorger, daß ihn der Abt 1752 nach Aichkirchen als Vikar sandte. 1754, erst 31jährig, wurde Lindemayr zum Prior des Stiftes bestimmt. Auf eigenen Wunsch bestellte man ihn jedoch nach fünfjähriger Amtszeit zum Pfarrer seiner Heimat gemeinde Neukirchen. Dort lebte und wirkte er 24 Jahre bis zu seinem Tode im Jahre 1783. Hatte sich Lindemayr bereits in Lambach mit kleinen geistlichen Dichtungen litera risch versucht, so reifte er in der dörflichen Welt von Neukirchen zu dem naturver bundenen Poeten, der die Menschen seiner Heimat mit ihren guten und weniger guten Eigenschaften trefflich, wenngleich manch mal auch deftig, zu charakterisieren ver stand. Daher waren es nicht so sehr seine hochdeutschen Schöpfungen, seine geist lichen Lieder und seine vaterländischen Ge dichte, mit denen er Bedeutung und Aner kennung erlangte, als vielmehr seine Mund artgedichte und seine bäuerlichen Komö dien. Sein erstes bäuerliches Singspiel „Kurzweiliger Hochzeits-Vertrag" wurde 1770 auf der Stiftsbühne in Lambach in Anwesenheit der Prinzessin Maria Antoinette aufgeführt, die auf der Reise zu ihrem Bräutigam, dem französischen König Lud wig XVL, im Stift Aufenthalt nahm. Mit der Erzherzogin im Zusammenhang steht auch das „Urlaubslied eines ob der Ennserischen Bauers." Lindemayrs erste drama tisches Stück „Die durch die Todesfurcht vertriebene Saufsucht des liederlichen Han sen" wurde 1765 anläßlich der Vermäh lungsfeier des Erzherzog Leopold mit der spanischen Infantin Maria Louise im Schloß Wilten aufgeführt. Es handelt sich dabei um ein Besserungsstück von der Art, wie sie in Salzburg während der Studienzeit Lindemayrs gespielt wurden. Das Motiv des betrunkenen Bauern — man sieht, wie Lindemayr noch irgendwie an die Tradi tion des Lustigmachens über die Bauern anknüpft, diese Tradition aber zugleich überwindet, indem er auch aus seiner Liebe zu den Bauern kein Hehl macht — kehrt wieder, so in „Jodl, der Friedensstifter zwi schen seinem Vater Hans und seiner Mutter Margareth"(1765), in „Hans in der Klaus" (1766) und in „Der ernsthafte Spaß" oder „So bessert man Trunkenbolde" (1776). Auch in dem Stück „Der Teufel im Faß" befaßt er sich mit diesem damals anschei nend sehr aktuellen Thema des Alkohol konsums. Es erscheint Bacchus auf der Bühne und verteidigt sich gegen den Anwurf, er sei verantwortlich für die vielen Räusche der Männer. 1780 schrieb Linde mayr das Spiel „Die reisende Ceres", in der Ceres zusammen mit Phöbe in einem Dorf übernachtet und dort einen störrischen Bauernjungen in eine Eidechse und wieder zurück verwandelt. Interessant ist das Stück „Die Komödienprobe", das von den Vorbereitungen zu einer Theaterauffüh rung handelt, die eine Gruppe bäuerlicher Laienspieler anläßlich des bevorstehenden Empfanges des Kaisers trifft. Im Laufe der Zeit verschwindet die komi sche Figur des Riepl, Wastl oder Jodl und findet in veränderter Form Eingang in den Stücken der Wiener Bühnen als Hans Wurst. Mit seinem Auftreten wird auch hier die Mundart heimisch. Das Stück „Der ernsthafte Spaß" wurde übrigens von Franz Xaver Süßmayr vertont. In den Gedichten bringt Lindemayr zur Sprache, was die Bauern bedrückt: die hohen Steuern, die Robot, die Unfreiheit usw. Die Titel der Gedichte geben den Tenor an; „Die Bauernnot",„Der klagende

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