Stelzhamerhaus des Landes Oberösterreich in der Ortschaft Großpiesenham, Gem. Pramet. — Foto: H. G. Prillinger. ihn an, er möge ihm gegen sein zankund streitsüchtiges Weib Greschl beistehen. Der Astrologe will nun den Bauern von seiner Unzufriedenheit befreien, indem er ihm mitteilt, seine Frau sei eben gestorben. Da erklingt auch schon ein schrecklicher Leichengesang und ein Trauerzug zieht vorüber. Erschüttert und kleinlaut steht der Bauer da, zieht seine Klage zurück und bekennt, jede Summe Geldes bezahlen zu wollen, wenn er seine Ehehälfte wieder gesund daheim anträfe. Auf einen bemerkenswerten und in der Literatur leider zu wenig beachteten ober österreichischen Schriftsteller stoßen wir in der Zeit des Barocks. Es ist der Gastwirts sohn Johann Beer aus St. Georgen im Attergau. Beer wird mit Recht als ein zwei ter Grimmelshausen bezeichnet. Abenteuer lich wie sein Schrifttum ist sein Leben. Ge boren 1655, wurde er schon im Kindes alter Page im Schloß Kogl. Da ihm der Dienst nicht behagte, kam er zur Großmut ter nach Schörfling. Als Fünfzehnjähriger trat er für eine nicht bekannte Zeit in die Schule des Benediktinerklosters Lambach ein. 1670 übersiedelte die Familie wegen ihres lutherischen Glaubens nach Regens burg. Dort erhielt er bis 1676 im protestan tischen Gymnasium die Bildung der Huma nisten. Anschließend wurde er nach Leip zig geschickt, um Theologie zu studieren. Beer folgte aber schon nach wenigen Mo naten dem Ruf des Herzogs von SachsenWeißenfels, der ihn als Sänger und Kom ponisten nach Halle und schließlich nach Weißenfels berief. Hier nun konnte er seine besonderen musikalischen und dich terischen Fähigkeiten voll entwickeln. Beer schrieb 20 Romane, verfaßte eine Reihe musiktheoretischer Schriften, betreute ein Gasthaus, in das er einheiratete, und trat als Sänger und Komponist auf. Im Jahre 1700 wurde er beim Vogelschießen un glücklicherweise von einer Kugel tödlich ge troffen. Beers Romane verdanken Thema und Form dem seit dem Ende des 16. Jahrhun derts von Spanien auf die europäische Dichtung sich ausbreitenden Schelmenro man, der mit Grimmelshausen im deutsch sprachigen Raum einen Höhepunkt erreichte. Es war ein dankenswertes Unter nehmen von Richard Alewyn und dem Insel-Verlag, daß sie im Jahre 1963 die bei den Romane „Teutsche Winter-Nächte" und „Die kurzweiligen Sommer-Täge" heraus brachten. Beer zeigt in diesen zwei Bän den eine genaue Kenntnis nicht nur der geographischen, sondern auch der sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse seiner Heimat, die Schauplatz der vielen lose an einandergereihten Episoden sind. Die gro ßen geschichtlichen Ereignisse des Jahrhun1/1 öt, vW . -f Ww- •••<! derts, nämlich der Dreißigjährige Krieg, die Türkenkriege und der oberösterreichische Bauernkrieg, sind nur ganz schwach im Hintergrund spürbar. Was an Abwechslung und Aufregung kommt, ist, wie Alewyn in seinem Nachwort treffend sagt, fahrendes Volk, heimatlose und mittellose Krämer, Quacksalber, Bänkelsänger, Soldaten, Stu denten und Musikanten. Das freie Land bearbeiten die Bauern, die allerdings noch immer so dumm und grob sind, wie das seit dem Mittelalter literarischer Brauch ist. Sie müssen als Opfer nicht eben zarter Spässe herhalten. Im Vordergrund stehen die Be wohner der Schlösser und ihre Gäste, von den Knechten und Mägden angefangen bis zu den Herrschaften. Von allgemeinem In teresse ist zweifellos das 19. Kapitel des Romanes „Die kurzweiligen SommerTäge",in denen der Page vom Land ob der Enns erzählt. „Die oberösterreichische Landschaft", heißt es dort, „ist eine unter den vornehmsten des Teutschlandes. Ihre herrliche Situation und die gesunde Luft haben sie allenthalben, noch mehr aber ihre schöne Gebäude, bekanntgemacht... Die Höflichkeit der Einwohner hat den Auslän dern allezeit zu einer Verwunderung ge dient .. 1723 wurde in Neukirchen bei Lambach P. Maurus Lindemayr geboren. Er ist der erste Dichter, der sich in seinen Werken der oberösterreichischen Mundart bediente, daher gilt er als der Begründer der ober österreichischen Dialektdichtung. Als Sohn eines Mesners und Schulmeisters lernte er schon von Kind auf Leben und Sprache der bäuerlichen Bevölkerung kennen. Sein Aus-
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