Setzung in den Ruhestand im Jahre 1956 übersiedelte er nach Salzburg, wo er sich den Erziehungswissenschaften widmete. Als er 1967 starb, hinterließ er nicht nur eine Reihe philosophischer und pädagogischer Arbeiten, sondern auch zahlreiche Geschich ten, sowie verschiedene Prosastücke,Dramen und Essays. Seine dramatische Dich tung „Meier Helmbrecht und sein Sohn Helmbrecht" hat 1937 unter der Ära Brantner am Landestheater Linz ihre Urauffführung erlebt. Der beachtliche Beifall, den die Aufführung damals fand, konnte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, daß es Würtz nicht gelungen war, sein Drama zu einer geschlossenen Einheit zu formen. Die Fachwelt vor allem urteilte, daß man dieses aufwendige Stück besser als Fest spiel in der freien Natur aufführen sollte, als auf einer Bühne. Tatsächlich waren ja auch der Linzer Aufführung bereits ein zelne Laienspielaufführungen vorausgegan gen. Schon lange vorher, nämlich 1905, war in Linz die Übersetzung des Meier Helm brecht in Blankversen von Dr. Konrad Schiffmann erschienen. Dr. Schiffmann wurde 1871 als Sohn eines Schuhmachers in Grieskirchen geboren. Im „Helmbrecht — ein oberösterreichisches Gedicht aus dem 13. Jahrhundert von Wernher dem Gärt ner" — benützte er als Vorlage für die Übertragung den mittelhochdeutschen Text der Ausgabe von F. Panzer: „Als Form", sagt Schiffmann, „habe ich den fünffüßi gen Jambus, den eigentlichen Gesprächs vers der Deutschen verwendet." Die Über tragung wirkt lebendig und dramatisch. 1959 hat ein anderer oberösterreichischer Autor seine Meier-Helmbrecht-Dichtung der Öffentlichkeit übergeben. Es ist dies der 1889 in Molin geborene Prof. Otto ]ungmair mit seinem dramatischen Stück in obderennsischer Mundart „Das Spiel vom Helmbrecht Moar." Dieses Spiel wurde 1947 vor der Kirche in Eggeisberg von einer Lehrergruppe aufgeführt. Jungmair selbst berichtet, daß ihn Hofrat Dr. Berger anläßlich einer Studienfahrt oberösterrei chischer Lehrer zum historischen Helm brechthof nach Gilgenberg eingeladen habe, ein Volksspiel über den Meier Helmbrecht zu schreiben. An der Uraufführung in Eggeisberg nahmen nach seinen Angaben rund 300 Lehrer und viele Ortsbewohner teil. Am folgenden Tag erlebte das Stück eine öffentliche Erstaufführung im großen Pfarrmairhof in Vöcklabruck bei nächtlicher Fackelbeleuchtung. In der Folge kam es auch in anderen Orten zu Aufführungen durch Laienspielgruppen. Jungmair hat auf das Versepos von Wernher in einem neuen ümbruchszeitalter zurückgegriffen, an der Wende von der agrarisch orientierten Zeit zum Industrie zeitalter. Wie Wernher versucht auch Jung mair das Bewährte zu erhalten, zu bewah ren und wie jener findet er die alte Ord nung durch die Erscheinungen einer neuen Ära gefährdet. Der aktuelle Bezug ergab sich aus der Landflucht, die vor allem in den ersten Jahrzehnten nach dem zweiten Welt krieg den Bauernstand schwer belastete. Neidhart von Reuental, der etwa um zehn Jahre jünger war als Walther von der Vogelweide und vermutlich einem in Bayern beheimateten, zum niederen Dienstadel gehörigen Geschlecht ent stammte, ist der Begründer der sogenanten höfischen Dorfpoesie. Er dichtete für die ritterliche Gesellschaft, entnahm den Stoff aber den urwüchsigen Tanzveranstaltungen der Bauern. Da er dabei die bäuerliche Be völkerung gräßlich verspottete, erntete er deren glühende Feindschaft. Und so wie er ihnen bei Tanzfesten gelegentlich die Mäd chen wegschnappte, trieben die Bauern mit ihm Schabernack, wo sie konnten. Neidharts Dichtung fand — zum Mißvergnügen Walthers — weithin Beifall, da man des Minnesangs mit den ewig gleichbleibenden Stoßseufzern an die unerreichte und uner reichbare Geliebte müde geworden war. Die Winter- und Sommerlieder Neidharts sind kennzeichnend für den Spott, mit dem er den Bauern begegnete. In den Sommer liedern wird uns nach einer liebevollen Be trachtung der Jahreszeit das Streitgespräch zwischen einer Bäuerin und ihrer Tochter vor Äugen geführt. Der Ritter von Reuen tal hat die Tochter zum Tanz geladen, die Mutter aber will ihr Kind am Ausgehen hindern und weist auf die sittlichen Gefah ren derartiger Veranstaltungen hin. Da die Tochter uneinsichtig ist, gibt es sogar eine Prügelszene. Was in den Sommerliedern noch Spott ist, wird in den Winterliedern zur bissigen Satire. Neidhart hält den Bauern darin ihre „Dörperheit" vor und ihre dumm-dreiste Sucht, die Ritter an Feinheit der Sprache und Prunk der Klei dung übertreffen zu wollen. Was diese Dichtungen Neidharts anbe langt, so bezeichnet sie Mulot mit Recht als Ausdruck der Spannung zwischen Bauern tum und Rittertum. Das Rittertum suchte nach einer Ergänzung in der Natürlichkeit und Erdverbundenheit des Bauernvolkes, wehrte sich aber gegen seine gesellschaft liche Aufwertung. Der Bauernstand wieder suchte Anschluß an die Kultur der führen den Schichte, entdeckte aber letztlich nichts als Schein und Entartung. Die Kosten dieser mißglückten Begegnung, so fährt Mulot fort, hatten beide Stände zu tragen. Das Rittertum ging unter, das Bauerntum blieb von der Teilnahme an der nichtbäuerlichen Kultur ausgeschlossen. Daran änderte sich auch nichts, als an die Stelle der Ritter die Bürger traten. Dieser Seitenblick auf Neidhart schien notwendig, um den Ausgangspunkt für die Verspottung und Verunglimpfung des Bauernstandes in den folgenden Jahrhun derten zu zeigen. Wir meinen das Geläch ter der Fastnachtspiele des 15. Jahrhun derts, das in der Hauptsache auf Kosten der Bauern ging. Man war unerschöpflich in der Erfindung von verächtlichen Namen für die Bauern. Und wir meinen die Schwanksammlungen, in denen derselbe bauernfeindliche Geist sichtbar wird. Wenn wir uns nun wieder auf Ober österreich konzentrieren, so führt uns der Weg der Dichtung vor allem zum Theater der Reformations- und Gegenreformations zeit. Hier treffen wir u. a. auf einen Mauritius von Steyr, der eine Reihe von Dramen hinterlassen hat, in denen Figuren aus allen Ständen, vom Adel bis zu den Bauern, vorkommen. In seiner „Gomoedia von allerley Ständen" von 1595 zeigt er sich als leidenschaftlicher Verfechter des protestantischen Bekentnisses dem katholi schen Glauben gegenüber besonders an griffslustig. Wir begegnen im 16. und 17. Jahrhundert den Volksschauspielen bäuerlicher Spielgruppen, insbesondere des Mühlviertels, deren Repertoire von den ein fachen Sommer- und Winterspielen über die Umzugs- zu den Paradeisspielen und den größeren, mit dem Kirchenjahr ver bundenen Spielen reichte. Zu den letzteren gehören etwa das aus der Reformationszeit stammende St. Oswalder Weihnachtsspiel und das im 17. Jahrhundert entstandene Ischler Krippenspiel. Wir hören von ver schiedenen Wandertruppen, die u. a. länd liche Stücke aufführten. Wir sehen, wie im 17. Jahrhundert vor allem bei den Spielen in den Stiften Kremsmünster und Lambach die komischen Figuren und Szenen aus der Haupthandlung herausgenommen und zu einem eigenen Intermedienspiel zusammen gefaßt wurden. Dieses Intermedienspiel hatte einerseits den Zweck, auch jene Zu schauer zu unterhalten, die der in lateini scher Sprache abgefaßten Haupthandlung nicht folgen konnten, andererseits sollte es die für den Bühnenumbau notwendigen Pausen überbrücken. Das Intermedienspiel war in der Mundart abgefaßt und spielte auf dem Proszenium vor dem Vorhang. Im 18.Jahrhundert gab es in Kremsmünster sol che Spiele, die den Titel„Wie ihrer drei einen Bauern auszurauben gedachten" oder „Wie ängstliche Bauern auf Räuberjagd auszo gen" trugen. Fritz Fuhrich weist in seiner „Theatergeschichte Oberösterreichs im 18. Jahrhundert" darauf hin, daß zu den beliebtesten Typen dieser Intermedienspiele der gutmütig-tölpische Salzburger Bauer Riepl und ihm zur Seite das ländliche Paar Hansl und Greschl gehörten. Maurus Lindemayr hat diese Figuren wieder neu aufgegriffen. Als ein besonderes Beispiel wird der „Astrologus" genannt, der 1746 erstmals zusammen mit Weygounes „Cae sar August" aufgeführt wurde. Der Bauer Hans kommt in die „Doctagassn", in der verschiedene studierte Leute wohnen, unter anderem auch der „Steangugga." Der Bauer, der vor ihm einen gehörigen Respekt hat und ihn für einen Magier hält, fleht
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