Oberösterreich, 22. Jahrgang, Heft 1, 1972

seits die Durchführung einer geregelten Versorgung bei einem zu geringen Waren angebot, andererseits die Lagerung der Ge treide-Überproduktion des Jahres 1953. In der Folge gelang es den oö. Lagerhaus genossenschaften, sich den Notwendigkei ten wie den Wünschen der Mitglieder an zupassen. Durch die Mißernte der Jahre 1954 und 1955, die durch die Überschwem mungskatastrophe verursacht worden war, kam es zu einem gewaltigen Umsatzrück gang im Erfassungsgeschäft, der aber durch die starke Zunahme des Futtermittelver kaufes sowie durch Umsatzsteigerungen bei Treib- und Schmierstoffen wieder ausgegli chen werden konnte. Der Gesamtumsatz der Lagerhausgenossenschaften betrug im Wirtschaftsjahr 1954/1955 bereits mehr als 500 Millionen Schilling. In der weiteren Folge war einer der Schwerpunkte die ver stärkte Handelsdüngeranwendung. Durch Einsatz von 6 LKW-Kalkstreuern konnten im Winter 1954 40.000 Tonnen Düngekalk ausgebracht werden. Die Mechanisierungs welle machte es notwendig, Werkstätten zu bauen, Ersatzteillager anzulegen und das Tankstellennetz auszubauen. Der begin nende Einsatz von Mähdreschern erforderte die Errichtung von Trocknungsanlagen für die Mitglieder, da man dazu überging, das Getreide direkt vom Feld zur Lagerhaus genossenschaft zu bringen. Auf Grund des erhöhten Bedarfes von Mischfutter begann man 1960 in Linz-Wegscheid mit dem Bau eines Mischfutterwer kes. 1971 war das Werk Wegscheid mit einem Jahresausstoß von 62.000 Tonnen Mischfutter voll ausgelastet. 1968 begann man bei den Lagerhausgenossenschaften mit der Einführung der ersten Selbstbedie nungs-Verkaufsräume, die ein übersicht liches und rationelles Warenangebot ermög lichen. 1970 wurde die Großsiloanlage in Aschach a. d.D. mit einem Fassungsraum von 40.000 Tonnen fertiggestellt. Im Wirt schaftsjahr 1971 überschritt der Gesamt umsatz der oö. Lagerhausgenossenschafts organisation bereits die 2-Milliarden-Schilling-Grenze. Zieht man Bilanz, so kann man feststellen; Erste Anfänge für eine Absatzorganisation für die Landwirtschaft wurden 1896 mit der Gründung der Absatzgenossenschaft der oö. Kardenbauern mit 800 Mitgliedern ge schaffen. 1971 bestehen 29 Lagerhausgenos senschaften mit 49.017 Mitgliedern. Ihnen steht ein Netz von 240 Filialen zur Verfü gung, 100 Getreidesilos mit einem Gesamt fassungsvermögen von 130.000 Tonnen, 76 Getreide- und Maistrockner und 47 Landmaschinen-Reparaturwerkstätten. D)Elektrizitätsgenossensdiaften Der Grundsatz der genossenschaftlichen Selbsthilfe tritt besonders bei der Gruppe der E-Genossenschaften zutage. Die E-Genossenschaften wurden aus dem Bedürfnis heraus, auf dem flachen Land eine StromVersorgung einzurichten, gegründet. Im Jahre 1925 bestanden bereits 188 Elektrizi tätsgenossenschaften und 104 Strombezie her-Vereinigungen. Es wurde daher sehr begrüßt, als im selben Jahr auf Anregung des Oö. Bauernbundes auf Vereinsgrund lage der „Verband der oö. Elektrizitäts genossenschaften und Strombezieher-Vereinigung in Linz" (kurz Elektroverband) ins Leben gerufen wurde. Neben den ge nannten Genossenschaften schlössen sich diesem Verband noch etwa 30.000 Strom verbraucher an. Der Elektroverband wurde in der national sozialistischen Ära aufgelöst. Die man gelnde Vertretung der Genossenschaften machte sich auch entsprechend bemerkbar, da die Stromerzeuger die wirtschaftlich schwächeren Elektrizitätsgenossenschaften aufsaugten und deren Stromnetz dem eige nen anschlössen. Es war daher selbstverständlich, daß man 1945 sofort daranging, einen Verband — nun auf genossenschaftlicher Grundlage — zu errichten, um eine gemeinsame Vertre tung zu haben. Am 30. März 1946 wurde der „Verband der oö. Elektrizitätsgenos senschaften" gegründet, dem sich die da mals noch existierenden 131 Elektrizitäts genossenschaften anschlössen. Im Zuge der Entwicklung in der Vergangenheit haben die Elektrizitätsgenossenschaften ihre Auf gaben bestens erfüllt. Jedoch mit Rücksicht darauf, daß die verhältnismäßig finanz schwachen Elektrizitätsgenossenschaften nicht mehr in vollem Umfang in der Lage waren, die technischen Neuerungen, ins besondere den Ausbau des Stromnetzes und die Errichtung von Transformatoren durchzuführen, ergab sich die Zwangslage der Auflösung und damit die Ubergabe des Stromnetzes an das Landes-Elektrizitätsversorgungsunternehmen, die Oberösterreichi sche Kraftwerke AG.(OKA), sodaß derzeit nur mehr vier Stromerzeugungs- und 44 Stromverteilergenossenschaften be stehen. E) Weidegenossenschaften Im Jahre 1945 bestanden in Oberösterreich 22 Weidegenossenschaften, deren erste Gründungen bereits 1908 erfolgt waren. Zweck der Weidegenossenschaften ist der Hauptsache nach die Sicherung einer dau ernden Weidemöglichkeit für das Jungvieh der Genossenschaftsmitglieder. Die Weide genossenschaften schlössen sich zu dem am 27. März 1946 gegründeten „Verband der oö. Weidegenossenschaften" zusammen. Die Geschäftsführung des Verbandes wurde mit Rücksicht auf die Notwendigkeit einer fast ausschließlich fachlichen Betreuung von der Landwirtschaftskammer für OO. übernommen. Der Verband wurde am 2. Februar 1961 aufgelöst. Die fachliche Betreuung durch die Landwirtschaftskam mer,sowie die Revision der Genossenschaf ten durch den Raiffeisenverband OO. wer den selbstverständlich weitergeführt. F) Einforstungsgenossenschaften Die Servitutsrechte, wie Weide-, Salz-, Holz- und Streubezugsrecht, Wasser-, Flö ßerei- und Fischereirecht, Brandklauseln u. ä., die ihre Wurzeln in der Zeit haben,in der jedermann frei Holz beziehen,jagen und fischen konnte, wurden verschiedentlich in Verträgen und zuletzt 1853 als Besitzrecht, verbunden mit Haus und Hof, mittels kai serlichen Patentes beurkundet. Um die

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