Oberösterreich, 22. Jahrgang, Heft 1, 1972

Ji-1 ^ , ■ 1 Links: Silo und Lagerhalle der Lagerhausgenossenschaft Pregarten. — Rechts: Moderner Verkaufsschauraum in der Lagerhausgenossenschaft Pregarten. — Fotos: R. Lang Überstellung der Erzeugungsziffern von But ter und Käse der Jahre 1961 und 1971: Vollmilch in kg Butter in kg Käse in kg 1961 200,755.894 9,768.077 1,740.557 1971 543,176.857 14,851.519 7,915.072 Heute bestehen in Oberösterreich 29 Mol kereigenossenschaften — eingeschlossen die drei Milchtrocknungswerke in Ried i. I., Taufkirchen a. d. Pram und Enns —, vier Käsereigenossenschaften und drei sonstige Genossenschaften. Im gesamten werden diese Genossenschaften von mehr als 46.000 Mitgliedern getragen. Zur Koordina tion sowie zur Unterstützung der Primär genossenschaften stehen der „Schärdinger" oö. Molkereiverband auf Landesebene und der österreichische Molkerei- und Käserei verband (ÖMOLK) zur Verfügung, die durch eine einheitliche Lenkung der Erzeu gung von Molkereiprodukten sowie durch ständige Qualitätsüberprüfungen diesem Sektor die Möglichkeit bieten, auf dem Markt konkurrenzfähig zu bleiben. C) Warensektor Aus der geschilderten Umstellung der Bau ern von der geschlossenen Hofwirtschaft auf die freie Marktwirtschaft ergibt sich, daß auf den Bauernstand große Schwierig keiten zugekommen sind, die es zu bewäl tigen galt. Dem Kreditnotstand auf dem Lande wurde durch die Gründung von Vor schußkassenvereinen nach F. W. Raiffeisen abgeholfen. Nun aber stand man vor dem Problem einer günstigen Vermarktung der erzeugten Produkte bzw. eines günstigen Einkaufes der notwendigen Hilfsmittel. Schon F. W. Raiffeisen hatte sich Gedanken über den Aufbau einer Warenorganisation gemacht und mit der Ausarbeitung einer entsprechenden Satzung begonnen. In Österreich wurde der Gedanke, gemeinsam zu verkaufen, schon 1896 mit der Grün dung der Verkaufsgenossenschaft der oö. Kardenbauern verwirklicht. Im Jahre 1898 haben zwei Getreide-Lagerhausgenos senschaften in Niederösterreich ihren Be trieb aufgenommen. Aufgabe der Lager häuser war aber nicht nur, gemeinsam zu verkaufen, sondern durch den gemeinsamen Bezug von landwirtschaftlichen Bedarfsarti keln günstigere Preise zu erzielen. Der ge meinschaftliche Bezug sollte den Mitglie dern die Vorteile des Großeinkaufes brin gen; aber auch der gemeinsame Absatz, der die größeren Schwierigkeiten mit sich brachte, sollte von den Lagerhausgenossen schaften übernommen werden. In öberösterreich wurde am 16. Jänner 1909 die Lagerhausgenossenschaft Wels ge gründet. Am folgenden Tag, dem 17. Jän ner 1909, fand die Gründungsversammlung der Lagerhausgenossenschaft St. FlorianEnns statt. In der Zeit von 1917 bis 1924 kam es zur Gründung von acht weiteren Lagerhausgenossenschaften. Die Absicht staatlicher Stellen, während des ersten Weltkrieges eine staatliche Futtermittelzen trale zu errichten, führte 1917 zur Grün dung des „ÖÖ. Landwirtschaftsverbandes für Verwertung und Bezug." Als Grün dungsmitglieder scheinen der öö. Landes kulturrat — heute Landwirtschaftskammer für öö. —, die öö. Landwirtschaftsgesell schaft — eine bereits 1845 gegründete und auf freiwilliger Mitgliedschaft beruhende Vereinigung zur Hebung der Landeskul tur —, die Erste Zentral-Teebutter-Verkaufsgenossenschaft, die öö. Genossenschafts-Zentralkasse, die Bank für öber österreich und Salzburg sowie die Lager hausgenossenschaften Wels, St. FlorianEnns, Geinberg und Schärding auf. Der Verband wurde als Gesellschaft mit be schränkter Haftung gegründet, 1927 wieder aufgelöst und als eigene Abteilung — Wa renvermittlung — des öö. Landeskultur rates weitergeführt. Nach der Umwandlung des öö. Landeskulturrates in die Landwirtschaftskammer für öö. im Jahre 1933 arbeitete die Abteilung Warenvermittlung mit neun eigenen Geschäftsstellen und sie ben Lagerhausgenossenschaften zusammen weiter. Daneben bestanden fünf selbstän dige Lagerhausgenossenschaften in Enns, Geinberg,Neuhofen,Rohrbach und Wels. Im Jahre 1938 wurde nach dem Anschluß Österreichs die Abteilung Warenvermitt lung in die „Landwirtschaftliche Haupt genossenschaft — Raiffeisen öberdonau, re gistrierte Genossenschaft mit beschränkter Haftung" umgewandelt. 1938 wurden 16 und 1939 die jüngste der heute beste henden 29 Lagerhausgenossenschaften, nämlich Schwanenstadt, gegründet. Diese Gründungen wurden jedoch weniger aus Genossenschaftsfreundlichkeit von Regie rungsseite unterstützt, als vielmehr deswe gen, weil man Aufkaufstellen für die ge plante Lebensmittelbewirtschaftung und Verteilerstellen für die vorhandenen land wirtschaftlichen Betriebsmittel benötigte. Nach Beendigung des Krieges im Jahre 1945 erfolgte in der Generalversammlung vom 7. Februar 1946 die Umbenennung der Land wirtschaftlichen Hauptgenossenschaft in „öö.Warenvermittlung,Verband der Land wirtschaftlichen Lagerhausgenossenschaften, registrierte Genossenschaft mit beschränk ter Haftung." Wie überall ging man auch bei den Lagerhausgenossenschaften mit Eifer an den Wiederaufbau. Wirtschaft lich gesehen war die Situation zunächst al lerdings trist. Die Lagerhallen waren leer und teilweise zerstört. Es fehlte an Saatgut, auch waren kaum Bedarfsartikel für den Verkauf vorhanden oder zu bekommen. Doch auch die Schwierigkeiten der Nach kriegszeit wurden überwunden. Man be gann die Lagerhäuser auf- und auszubauen, neue Lagerräume zu schaffen und das Filial netz zu verstärken. Es wurden Abgabestel len errichtet,um die Versorgung der Mitglie der zu vereinfachen und zu rationalisieren. Die Lagerhausgenossenschaftsorganisation überwand auch die verschiedensten Schwie rigkeiten wirtschaftlicher Natur, so einer-

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