Oberösterreich, 21. Jahrgang, Heft 2, 1971

Titelblatt des Fürstenbuches von Jans Enikel, herausgegeben von Hieronymus Megiser 1618. anscheinend ein sehr ehrgeiziger Mann ge wesen ist, als Verordneten der Stände an. Seine Konfession hat er vor 1620 nochmals gewechselt; er war wieder Protestant ge worden. Nach der Schlacht am Weißen Berg entschloß er sich aber endgül tig, der katholischen Lehre anzuhangen. Er rettete dadurch seine Habe und setzte auch seine politische Laufbahn nicht aufs Spiel. Seinen Besitz konnte er um wenig Geld be achtlich vermehren, da die Häuser der Emi granten spottbillig zu haben waren. Heben streit erwarb allein sechs dieser Behausun gen. Der auf äußere Ehren sehr bedachte Mann wurde vom Kaiser geadelt und mit dem Titel Kaiserlicher Diener ausgezeich net. Bald nach 1637 dürfte er gestorben sein. Untrennbar mit der Geschichte des Landes ob der Enns ist aber der Name Georg Eras mus Tschernembls verbunden. Er führte so wohl den letzten Höhepunkt der ständi schen Machtfülle herbei, wie er auch ihren tiefsten Fall miterlebte. Der Sproß eines alten, aus Krain stammenden freiherrlichen Geschlechtes wurde 1567 als Sohn des Hans von Tschernembl und der Barbara von Star hemberg auf Schloß Schwertberg geboren und trug damit nicht nur das Blut des krainischen, sondern auch des obderennsischen Adels in sich. Die entscheidenden Impulse für sein Leben erhielt er aber ferne von Oberösterreich. Zunächst studierte er an der Akademie in Altdorf bei Nürnberg, um dann mit dem gelehrten calvinischen Dich ter Paulus Melissus eine Bildungsreise durch Deutschland, Frankreich, England, Italien und die Schweiz zu unternehmen, von der er als überzeugter Calviner zurück kehrte. Diese seine Abkehr von der Confessio Augustana erklärt vielleicht seine politische Wirksamkeit und jene Aktivität, die dem Luthertum eigentlich fremd war. Durch seine auserlesene Bildung und seine leidenschaftliche Kämpfernatur schien er immer mehr geeignet, der geistige und poli tische Führer der obderennsischen Stände zu werden. Mehr wie jeder andere sei er fähig, die Stände zu repräsentieren, so meinte einmal sein Vetter Reichard von Starhemberg, der gleich ihm ein überzeug ter Calviner war. Im Bruderzwist zwischen Rudolf II. und Erzherzog Matthias sah Tschernembl die erwünschte Gelegenheit, die protestantischen Stände ob und unter der Enns zum gemeinsamen Handeln zu be wegen. Er nützte die Gunst der Stunde und schloß enge Kontakte mit dem mährischen Ständemitglied Karl von Zierotin, der die Regierung des Kaisers als unerträglich empfand. So plante Tschernembl, der selbst schon lange mit dem eigentlichen Leiter der Politik am kurpfälzischen Hofe in Heidel berg, dem calvinischen Fürsten Christian II. üon £)ff!er5e!cö önD ©teuclanb: ef®rieBent)on ^etni ^anfcn tent €ncnbepna^entt>orDi(t(>unt)et;t Sab'.en. #(et)öK niemo!^ im ^rucC außgandtn: aber nacg fleifTiaer £561« ©tdnt)en baxbtt £aDt>tf(d&afftfn Deß ßerzei® onOrr poO ob bec ®nß/ fonbcrn ^ publicifc onnD fcbctben: IDutcb Hicronymum Megiferum, Co: p.tct gcgbttgDfltn/ roie autb Oft 2a;In £>(^((»1(6 ob b((@ng / btgdUn Hiftoricum. ©rtmJt ju gltt§/ beo Sogaan Sölaacftn / 3m 3a{)J 1618. 9Ja®8e&ruatjuging/bcöiö^ni'äi^t: gdO<nmot)t/ gin« ^ocblbbl.Sb. Scli, 3m3aDi;i740, von Anhalt, in Korrespondenz stand, eine große Union aller evangelischen Stände, die sich von Ungarn über Böhmen und Mäh ren und die beiden österreichischen Lande bis zu den Reichsständen erstrecken und gleichermaßen Lutheraner wie Calviner um fassen sollte, da nur die Einigkeit beider Bekenntnisse die Stärke und die Erhaltung des Protestantismus zu garantieren ver möge. Unter seinem Einfluß stellten sich nun die Stände des Landes ob der Enns auf die Seite des Erzherzogs Matthias und er warteten von ihm — nach dem Vertrag von Lieben — als Gegengabe die Bestätigung ihrer Religionsfreiheiten. Einige Tage nach der Beendigung des Bruderzwistes hatten eine Anzahl von Herren und Rittern außer dem zu Sterbohol ein geheimes Bündnis zum Schütze ihrer Privilegien und konfes sionellen Vorrechte geschlossen. Dieser

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