stehen und durch Talente und Beredsam keit sich auszeichnen". Kein Zweifel, daß hier der fähigste und aktivste Kopf der adeligen Stände, Georg Erasmus von Tschernembl, angesprochen wurde! Über ihn wird später noch ausführlicher zu han deln sein. Nach der Schlacht am Weißen Berg und dem Sieg des katholischen Landesfürsten tums hieß es auch für Ludwig Hohenfelder, entweder den katholischen Glauben anzu nehmen oder die Heimat, an der er innig hing, zu verlassen. Für ihn gab es kein Zaudern; obgleich er immer kaisertreu ge blieben war, wählte er die Auswanderung und begab sich mit seiner Familie nach Ess lingen. Freilich, seine Lage war bei weitem günstiger als die der Geächteten, konnte er doch in Ruhe sein Gut Weidenholz an den Meistbietenden — es war Hans Ludwig Graf Kuefstein — verkaufen. Dennoch war sein Lebensabend getrübt, da er zeitweise in schwere Melancholie versank und das Heim weh an ihm zehrte. 1644 erlöste ihn der Tod. In der Pfarrkirche zu Esslingen fand er seine letzte Ruhestätte. Auch des Prälatenstandes bzw. eines seiner Hauptvertreter soll an dieser Stelle gedacht werden. Wenn Anton Wolfradt (1613 bis 1639) genannt wird, so kommt mit ihm der langjährige Abt eines der größten und ältesten Klöster des Landes zu Wort. 1581 war er in Köln geboren worden und stu dierte nach Absolvierung des dortigen Gymnasiums in Rom. Er wurde Zisterzien ser und trat 1604 in Heiligenkreuz ein. Nach der Priesterweihe wurde er 1612 Abt von Wilhering. Der Kaiser, der ihn sehr schätzte, berief ihn 1613 nach Kremsmün ster, nachdem der Papst in seine Transferie rung gewilligt hatte. Die oberösterreichi schen Stände wählten ihn 1614 zu einem ihrer Verordneten. Er muß die Achtung auch der protestantischen Seite genossen • mm haben, obzwar er sehr stark im gegenreformatorischem Sinne tätig war.Johannes Kep1er widmete ihm 1618 seine „Epitome astronomiae Copernicanae". Das Vertrauen des Kaisers trug Wolfradt hoch empor. 1623 bis 1630 war er Hofkammerpräsident und zeichnete sich durch seine politische Klugheit in den Jahren der bayrischen Pfandherrschaft aus. Die Krönung seines Daseins stellt aber zweifellos seine Ernen nung zum Bischof von Wien 1630 dar. Da neben behielt er bis zu seinem Tode 1639 die Abtei Kremsmünster bei, die ihn zu ihren bedeutendsten Vorstehern zählen kann. Um allen vier Ständen des Landes ob der Enns einigermaßen gerecht zu werden, darf auch ein Vertreter der landesfürstlichen Städte nicht fehlen. Der vierte Stand, des sen Mitglieder ebenfalls zum größten Teil der evangelischen Lehre ergeben waren, hatte es an und für sich am schwersten. Die landesfürstlichen Städte blieben als Kam mergut von der Religionskonzession Maxi milians II. ausgeschlossen, obgleich ihr Streben immer dahin ging, dem Adel in der Freiheit der Religion an die Seite gestellt zu werden. Sie befanden sich in einer äußerst schwierigen Situation; denn waren sie einerseits die natürhchen Verbündeten des protestantischen Herren- und Ritterstandes, so trennte sie eine jahrhundertealte wirt schaftliche Gegnerschaft von ihren Konfes sionspartnern. Im letzten Jahrzehnt der ständischen Macht schlössen sich aber die Städte eng an die beiden adeligen Stände an; auf Gedeih und Verderb waren sie nun an sie gebunden, falls sie an ihrer prote stantischen Religionsausübung festhalten wollten. Einer der Verordneten der landesfürstlichen Städte in der Zeit Keplers war der Linzer Ratsbürger Ludwig Hebenstreit, ein Sohn des reichen Handelsmannes Kaspar Heben streit und der Barbara, geb. Wibmerin. Seit 1609 sehen wir ihn in Gemeindeangelegen heiten tätig. Er war etliche Male Bürgermei ster und Stadtrichter von Linz und trotz der Ungunst der Zeiten gelang es ihm im mer wieder, eine führende Stelle im Stadt rat zu bekleiden. Es muß nämlich gesagt werden, daß er nicht nur in geschäftlichen Dingen sehr klug und wendig war, sondern auch in politischer und religiöser Hinsicht sein Mäntelchen nach dem Winde drehen konnte. Sein großer Hausbesitz und sein ^ nicht unbeträchtliches Vermögen veranlaßten ihn wohl, seine Glaubenszugehörigkeit des I öfteren zu ändern. Zunächst gehörte er der evangelischen Gruppe im Stadtrat an, um dann — wahrscheinlich im Zuge der Rudolfinischen Gegenreformation — zur katholi schen Religion überzutreten. Von 1613 bis 1636 treffen wir Ludwig Hebenstreit, der Sammelband aus der Reformationszeit 1565 (Oberösterreichisches Landesarchiv, Sammel bände aus der Reformationszeit,Bd 93).
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