Oberösterreich, 21. Jahrgang, Heft 2, 1971

Landschaftsbücher des Prestel-Verlages Der Prestel-Verlag in München gibt seit Jahren Landschaftsbücher heraus, die einen ganz eigenen Stil und eine eigene vornehme Gesinnung dokumentieren. Sie stehen außerhalb der Reihe von Reiseführern, die bloßes lexigraphisches Wissen vermitteln wollen. Am ehesten ist noch ein Vergleich mit Werken des 19. Jahrhunderts erlaubt, in dem die Landschaft entdeckt wurde und es den Menschen um das Erlebnis der Landschaft ging. Hinweise auf Romantik und Poesie der Landschaft sind bei diesen Bänden angebracht. Sie erscheinen wie Zeugnisse aus jener guten alten Zeit, da man für die Natur und die Schönheiten der Kunst schwärmte und nicht nur Jahres zahlen und Namen als Bildungsstoff suchte. Einige dieser liebevoll gestalteten Bücher sind besonders für den österreichischen Le ser interessant, da sie österreichische The men behandeln. Begonnen sei mit der Dar stellung „Zwischen Donau und Moldau", Die Autorin — Johanna Baronin Herzogenherg — führt uns wandernd durch den Bayerischen Wald und den Böhmerwald, durch das Mühlviertel und Südböhmen. Sie hat die Liebe zu diesen stillen Landschaften, ihren weiten Wäldern und einsamen Kir chen vom Elternhaus ererbt. Der Vater war ihr früher Wegbegleiter. Von ihm erlernte sie auch das Interesse für alte Landkarten. Sie bezeichnet die beschriebenen Gegenden als gotische Landschaften und als Wiege der Donauschule. Optisch unterstrichen wird diese sehr zutreffende Meinung durch den Schutzumschlag, der den Ausschnitt eines „Böhmisch-Bayerischen Grenzvisiers 1514" zeigt, einer Landkarte, auf der reizvolle Ortsansichten ganz im Stile der Land schaftsdarstellung der Endgotik zu sehen sind. Zunächst werden die „Anreisen" vor geführt, dann besucht die Autorin „alte Straßen", dabei auch den Straßenzug von Linz nach Budweis. Dem Mühlviertel ist ein eigenes Kapitel gewidmet. Besonders schön zu lesen sind die Kapitel über den „Wald", die „Moldau" und „Aus der Ge schichte Südböhmens". Aus den oberöster reichischen Schilderungen kann große Sach kenntnis entnommen werden, die bis zur jüngsten Literatur und neuesten For schungsergebnissen reicht. Der Text wird da und dort durch Zitate älterer Autoren vertieft. Selbstverständlich fehlen nicht Adalbert Stifter und Kubins „Phantasien im Böhmerwald". Bei der Lektüre dieses liebenswerten Buches erwächst in uns das Bild vom Nordwald, seinen Menschen und seinen Kunstschätzen. Ähnlich erlebnishaft ist die Darstellung von Franz Prinz zu Sayn-Wittgenstein „Der Inn" vom Engadin durch Tirol nach Bayern. Die Fahrt beginnt mit einer „An kunft in Graubünden". Das Engadin ent steht bildhaft vor uns mit seiner herben Gebirgswelt, seiner Geschichte der Plantas und von Jürg Jenatsch, mit seinen BurjHU.e.eckues^ 4020 Linz, Hauptplatz 22 Tel. 51 488 und 252814 ALLE SORTEN GASFEUERZEUGE REISEANDENKEN SCHACHSPIELE Betrieb: Mellcharstraße 4a Glas- und Porzellanmalerei Glas- und Porzell anfotografle Goldrömer, geschliffen, mit Musik gen, dem Engadiner Haus und der alter tümlichen Sprache der Bewohner. Tirol er fährt eine gleich liebevolle Darstellung. Be sondere Neigung scheint der Autor jedoch für den bayrischen Inn zu besitzen. Hier geht er lebhaft in Details, führt oft zu stil len, wenig bekannten Plätzen, erzählt von den alten Zeiten der Innschiffahrt, beachtet auch die zufließende Salzach. Nur vom Inn viertel erfahren wir bedauerlicherweise sehr wenig. Reichersberg, Braunau, Suben und Schärding hätten wohl eigene Kapitel ver dient. Auch das Innviertel selbst hätte als geschlossene Landschaft, da es schon den Namen des Flusses trägt, etwas mehr Be achtung verdient. Um so dichter gelang dem Autor dafür wieder das Abschlußkapi tel über Passau, wo der Inn sein Wasser an die Donau abgibt. Völlig anders geartet wie die vorhin beschriebenen Bände ist die „Donaufahrt" von der Quelle bis Wien, die Hermann Hasinger herausgab. Hier ist nicht ein Autor, sondern ein Sammler am Werk. Nicht eigener Text wird geboten, sondern gesammelte literarische Zeugnisse beglei ten den romantischen Donaulauf. Auch diese Art der Darstellung erweist sich in der Lektüre als angenehm und reizvoll. Die Kapitelüberschriften lauten: Die Donau von der Quelle bis Ulm — Ulm — Von Ulm nach Ingolstadt — Von Ingolstadt nach Regensburg — Regensburg — Zwi schen Regensburg und Straubing — Straubing — Von Straubing nach Passau — Passauer Ansichten aus 1500 Jahren — Von Passau nach Linz — Linz und Sankt Flo rian — Von Linz durch die Wachau — Zwi schen Krems und Wien — Blicke auf Wien. Als Zeugen der Schönheit dieser Strom landschaft wird eine Autorenreihe, die vom Römer Ausonius über die Romantiker bis zu Fachschriftstellern der Gegenwart reicht, aufgeboten. Diesen Band wird man nicht zusammenhängend lesen,sondern gerne mit sich führen oder als Einstimmung heranzie hen, wenn man dem einen oder anderen Donauort begegnet. Eine Anthologie also, die einer Landschaft gewidmet ist! Erlebnisbücher eigener Art können wieder die beiden Bände von Herbert Schindler über „Barockreisen in Österreich, an der Donau entlang" und „Barockreisen in den Alpenländern Österreichs" genannt werden. Der Autor zählt deutlich zu den Bayern, die gerne in Österreich einkehren, weil sie hier altbayrische Lebensart suchen und sich im Barock ausleben können, der nirgends die Kulturlandschaft so beherrscht wie eben in diesem Landschaftsraum. Mit sichtlichem Behagen und guter Sachkenntnis schildert er die in Passau beginnende „Via triumphalis Austriae", kehrt in Engelszell und Wilhering ein, zeichnet die Linzer Vedute, de ren barocken Zauber man nicht einmal in Österreich selbst richtig wahrhaben will. Darauf gibt er Hinweise, wie der Reisende auch von Salzburg in den barocken Donau raum eindringen kann, wo er Mondsee, Lambach und Kremsmünster inmitten des Alpenvorlandes erlebt. Niederösterreich und Wien, ja auch das Burgenland werden in barocker Breite dargestellt, wobei nicht die Freuden des Gaumens und alter Gastlich keit übersehen werden. Als Journalist und Rundfunkautor versteht Schindler sein Ge schäft des Schreibens. Gleiche Anerkennung gilt seiner Barockreise in die österreichi schen Alpenländer. Deutlich erkennt er die feinen Unterschiede, die das Barock im Rah men der Berge kennzeichnen. Salzburg steht im Vordergrund und ist Ausgangspunkt der Fahrt. Meisterhaft z. B. das Kapitel „Salz burg an einem Tag kennenzulernen". Wie vertraut der Autor mit seinem Gegenstand ist, erweisen seine Schilderungen abgele gener Schönheiten in der Steiermark, in Ti rol und Kärnten. In diesem Sinne sind Ka pitel wie „Eine oststeirische Barockstraße" und „Die Wallfahrtskirche in Volders" zu werten. Außerhalb dieser Reihe steht das Werk von' Heinz Biehn „Residenzen der Romantik". Dieses Buch besitzt wissenschaftlichen Cha70

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