Oberösterreich, 21. Jahrgang, Heft 2, 1971

Bücherecke Das Chorherrenstift St. Florian, Text und Zusammenstellung Otto Wutzel, Bild Max Eiersebner. 50 Seiten Einführung in Deutsch, Englisch und Französisch. 153 ein farbige und acht mehrfarbige Bilder. Ganz leinen. Trauner-Verlag, Linz 1971. Preis S 290.— Der vorliegende Band ist eine wertvolle Bereicherung der Literatur über St. Florian. Der Text ist mit viel Einfühlung in Land schaft und Bevölkerung des für Oberöster reich typischen Alpenvorlandes gehalten. Otto Wutzel schöpft aus reichem Wissen, das ihn befähigt, in schlichtem Erzählerton über das Werden des Stiftes in guten und schlechten Zeiten zu berichten und seine Schätze aus vielen Jahrhunderten zu wür digen. Auch Anton Bruckners wurde ge dacht, des großen Sohnes dieses Landes, der in der Florianer Gegend beheimatet war und blieb. Nach einer Charakteristik über die Lage des Stiftes setzt sich Wutzel mit der histori schen Gestalt des hl. Florian auseinander, dem Schützer gegen Feuersgefahr und Pa tron der Feuerwehren. Die Beziehungen zwischen Lorch und St. Florian werden auf gezeigt und die neuesten Ergebnisse der Forschung dieses interessanten Zeitabschnit tes in der Geschichte unseres Landes klar zusammengefaßt. Es wird dann auf die Tatsache hingewiesen, daß bei der Grün dung von St. Florian Schenkungen adeli ger Grundherren fehlen. Daher ist die ur sprüngliche Gründung nach I. Zibermayr „ein Werk des armen Volkes", wie Wutzel zitiert. Die „zweite Gründung" fällt in das fdochmittelalter. In einer Zeit,in der es zur Aus einandersetzung zwischen Kaisertum und Papsttum gekommen war, wurde 1071 von Bischof Altmann von Passau St. Florian den regulierten Chorherren nach der Regel des hl. Augustinus übergeben. Wutzel geht auf die Bedeutung der Kloster schule ein und hebt besonders die Florianer Schreibschule hervor, deren Blütezeit um 1300 war. Zahlreiche Handschriften ent standen. Sie geben Zeugnis von der Be deutung St. Florians für die österreichische Buchkunst und Buchmalereiim Mittelalter. Ein Höhepunkt in der Geschichte des Stiftes war die Zeit an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit, auf die Wutzel besonders ein geht. Es ist die Zeit der Kunst der Donau schule, aus der in den Sammlungen des Stiftes bedeutende Beispiele vertreten sind. Besonders hervorzuheben ist der AltdorferAltar. 1965 war in St. Florian die Ausstel lung „Die Kunst der Donauschule 1490 bis 1540", zu deren Initiatoren Wutzel ge hörte und zu deren Gelingen er wesent lich beitrug. Nach der Schilderung des Klosters im Mit telalter geht der Autor auf die Barockzeit über, ebenfalls ein Höhepunkt von St. Flo rian. Instruktiv ist hier die Gegenüberstel lung einer Abbildung von St. Florian im Mittelalter und einer aus dem Jahre 1688 (Seite 16 und 17). Eine Ergänzung dazu bringt die Abbildung des Stiftes aus dem Jahre 1743 auf Seite 25. Bei der Schil derung der Barockzeit wird auch auf die bedeutendsten Künstler hingewiesen, die in St. Florian wirkten und die zusammen diese harmonische Einheit des österreichi schen Barocks schufen. Wutzel geht auch auf die wissenschaftliche Bedeutung von St. Florian ein und hebt besonders die „historische Schule" Sankt Florians hervor, wo für Österreich die Me thode des historischen Quellenstudiums be gründet worden ist. Forscher und Ge schichtsschreiber wie Franz Kurz, Jodok Stülz, Josef Chmel, Franz Xaver Pritz und Albin Czerny werden genannt. Nach dieser historischen, kunst- und kul turgeschichtlichen Würdigung von Sankt Florian wird nun auf die einzelnen Ge bäudekomplexe eingegangen. Nach einer Würdigung der Stiftskirche wird der Leser durch das Stiftsportal in den großen Stifts hof geführt mit dem großartigen Stiegen aufgang von Jakob Prandtauer. Über die Prunkstiege führt uns Wutzel nun durch die Kaiserzimmer, die mit dem BrucknerGedenkzimmer abgeschlossen werden. Eine besondere Würdigung erfährt der Marmor saal, der als selbständiger Baukörper in den südlichen Trakt hineingestellt ist. Den Ab schluß des Rundganges bildet die Beschrei bung der Bibliothek mit ihrem umfang reichen Bücherbestand. Ergänzend zum Text folgt nun ein reicher und organisch aufgebauter Bildteil. Nach acht Farbbildern beginnt der Bildteil mit der mächtigen Westfront des Stiftes und führt analog dem Text durch das Stift, wo bei auch einzelne Objekte der Schausamm lungen die „Führung" ergänzen. Wutzel stand ein ausgezeichneter Mitarbei ter zur Seite. Hier hat der bekannte Kunst photograph Max Eiersebner zu seinen vor angegangenen Werken einen neuen Beweis seines Könnens erbracht. Mit viel Einfüh lung sind die Aufnahmen gemacht, ob es Gesamtaufnahmen einzelner Stiftskom plexe oder Detailbilder sind, wie z. B. die Aufnahmen von Stuckdetadls in der Kirche oder aus den Kaiserzimmern, Engelsgrup pen des Chorgestühls oder im Stiegenhaus. Bilder von Handschriften sowie Aufnahmen von Objekten der umfangreichen Kunst sammlungen runden den ausgezeichneten Bildteil ab. Eine Auswahl der wichtigsten Literatur über St. Florian sowie ein englischer und franzö sischer Text schließen diese Publikation ab. Somit trägt das Buch, in dem man immer wieder die behütende Liebe merkt, mit der Wutzel über all diese Schätze spricht und wie ihm die Erhaltung all dessen am Her zen liegt, zur weiteren Verbreitung um das Wissen von St. Florian bei. Der Verlag ist zu dieser reichen und vor nehm ausgestatteten Publikation anläßlich der 900-Jahr-Feier von St. Florian zu be glückwünschen. Es ist ein Werk, das jedem Kunstfreund zu empfehlen ist. Dr. W.Luger Volkstümliche Hinterglasbilder Stephan Eder Hinterglasmaler RIemetschlag 29 4263 Windhaag bei Freisiadt 69

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