Oberösterreich, 21. Jahrgang, Heft 2, 1971

bekannten humanistischen Dichter Chri stoph von Schallenberg, im Lande ob der Enns nieder. Bis 1613 war das Schlößchen Leombach sein bevorzugter Wohnsitz, in dem er wahrscheinlich seine herrliche Biblio thek anlegte, die nachmals (1624) 8000 Bände umfaßte und Zeugnis für seine vielfältigen Interessen ablegt. Job Hart mann begann Münzen, Medaillen und alte Chroniken zu sammeln oder selbst abzu schreiben. Vor allem aber widmete er sich genealogischen Arbeiten, die auch heute noch von unschätzbarem Wert sind. Bald nahm ihn aber die öffentliche Tätigkeit in Anspruch,denn seit 1606 begegnen wir ihm im Dienst der Stände. Von 1610 bis 1613 wirkte er als Inspektor an der Linzer Land schaftsschule, dem einerseits die Vermitt lung zwischen Schule und Ständen oblag, anderseits als Aufsichtsorgan die Übermitt lung der ständischen Anordnungen zukam. Neben seiner Sammler- und politischen Tä tigkeit pflegte Enenkel einen regen gesell schaftlichen Verkehr, über den wir aus sei ner Leombacher Zeit durch sein Gästebuch unterrichtet sind. Auch mit Gelehrten hatte er Umgang: Wie schon oben erwähnt, kannte er Hieronymus Megiser persön lich, ja er war es, der ihm eine selbst bear beitete Kopie des Fürstenbuches von Jans Enikel lieh, die Megiser dann im Druck herausgab. 1613 riefen ihn die niederöster reichischen Stände nach Wien. Leider war ihm auch dort die Muße versagt, aus seinen reichen Sammlungen ein Geschichtswerk zu formen,zu dem er vielleicht schon den Plan gefaßt hatte. Er starb 1627 mitten in seiner aktiven politischen Laufbahn. Job Hart mann von Enenkel war — obgleich Prote stant — niemals in kaiserliche Ungnade ge fallen. Seine Haltung war eine stets loyale gewesen, er hatte Ferdinand II. auch 1619 die Huldigung nicht verweigert und scheint sich aus allen Tagesfragen weitgehend her ausgehalten zu haben. In seinen gelehrten Neigungen steht er in einer folgerichtigen Linie mit den Sammlern des 16. Jahrhun derts. In ihm manifestiert sich noch einmal das historische und politische Interesse eini ger bedeutender Adeliger seiner Zeit, um dann erst wieder — ebenfalls von einem obderennsischen Landedelmann — von Jo hann Georg Adam von Hoheneck in seinem grundlegenden Werk über die Stände neu aufgegriffen zu werden. Wir sind dem historischen Ablauf etwas vorausgeeilt und wollen uns nun wieder auf den Vorabend des Dreißigjährigen Krieges besinnen, der den Ständen des Lan des ob der Enns noch eine kurze ruhigere Entwicklungsphase gönnte, wenn auch die Vorboten des nahenden Sturmes sich schon allenthalben ankündigten. Mit Job Hartmann von Enenkel haben wir das Leben eines adeligen Gelehrten ge streift, der dem Herrenstande angehörte. Ein Vertreter des Ritterstandes, Ludwig Hohenfelder (1576 bis 1644), soll uns kurz ; ■ --r- I-'/l" ,(• A' («i'S .l'.V beschäftigen, der einige Jahre als Verord neter der Stände des Landes gewirkt hat. Er war ein Sohn des mit der Universität Tübingen eng verbundenen Achaz Hohen felder, der im lutherischen Adel des Landes besonders in Kirchen- und Schulfragen ein gewichtiges Wort mitzureden hatte. Auch Ludwig Hohenfelder zählte — wie übrigens die Mehrheit der Ständemitglieder — zu den Anhängern der Augsburgischen Konfession. Er war eine friedliebende, dem reinen Luthertum ergebene Natur und dachte nie mals an einen Abfall vom Hause Öster reich; dies wurde ihm später sogar vom kaiserlichen Hofe bestätigt. Er selbst hatte einmal die Spaltung, in welche der Herrenund Ritterstand durch das Eindringen des Kalvinismus in seine Reihen geraten sei, höchst beklagt und gemeint, einer Festi gung der Confessio Augustana im Lande ob der Enns stünden vor allem diejenigen im Wege, „die in den vornehmsten Ämtern

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