Oberösterreich, 21. Jahrgang, Heft 2, 1971

<tA^ fK*» 'l^^V^A^^<w*'■---C^'ys.^p'V ^ <-*•« y^VN /{^-T--j^^<(t-v. 'Yl>-r |Ci-^^,A^«rC -t-rv ' ^ »V /I -v-C ^VW"''^ i j'C»-*'-''''*^ r , , . ^ ^ iQi-C W.4—-C ^ W w ^ vus-r ,}\*f —— /li)Wv(^/V..vvv ^ /aX^ y^vCuV^r^-^^v^^-^ 1yh''S^ ^ yCi< A»/'C--'r'<>~ fv^>-v<w^ I Seite aus dem „Arbeitsbuch" Arthur Fischer-Colbries und Autograph des Dichters y^dipArt »VÄ r-x . .<0^ <5%^ - An das Vorspiel in mythischer Landschaft war die letzte sprachliche Feile angelegt worden. Engel geleiten Keplers Seele zum Tor des Lebens, während der Widersacher der Seele Einhalt gebieten will. Die ersten Worte des Engels „ein großes Lichtgesche hen hat begonnen . . ." spielen auf das Er scheinen des neuen Sternes an, den Tycho Brahe zur Zeit von Keplers Geburt im Sternbild der Kassiopeia entdeckte. Der Geometriestunde im ersten Bild (Lin zer Landschaftsschule 1616) liegt Keplers Theorie der Kegelschnitte zugrunde. Mit der philosophischen Ausdeutung der Hy perbel und Parabel drückt der Autor Kep lers Interpretation präzis in Versen aus. Diese wie alle weiteren Szenen beinhalten nicht nur gewichtige Zitate des berühmten Gelehrten, sie atmen auch dessen Geist. Mit dem Widersacher (hier in Gestalt des Ober pastors und Schulinspektors), der Keplers Weigerung, „dem unduldsamen Text" der Konkordien-Formel zuzustimmen, zum An laß nimmt, ihn und seine Ehefrau vom Abendmahl auszuschließen und dem Ma thematiker die Benützung des Lehrzim mers zu verbieten, spielt der Dichter auf Keplers Gegner Daniel Hitzler an. Das zweite Bild (erstes Bild des Bühnen manuskriptes) weist gegenüber der Büh nenfassung stärkere dramatische Akzente auf: Keplers Bangen um sein „krankes Blümlein", seine „Hyazinthe" (das Töchter lein Katherinchen), an das der Widersacher als Tod herantritt, während Kepler zum Pöstlingberg aufbricht, eine Mondesfinster nis zu beobachten. Das Bild klingt mit des Engels Worten aus: „Ich lasse Keplers Seele mächtig werden — Daß sie zum Leid ihr großes Ja-Wort sage!" Eine der vielen Stel len, die — wie schon das Vorspiel — der Dichtung Züge eines Mysterienspiels ver leihen. Die Trauer um das geliebte Kind hindert Kepler an der Vollendung der Rudolfinischen Tafeln. Um Seelenfrieden zu finden, wendet Kep ler sich im dritten Bild (dem zweiten Bild der Bühnenfassung gleichend) der Vollen dung seiner „Weltharmonik" zu. Stephan Lansius' Besuch reißt den Forscher aus vi sionärer Schau. Der Besuch ist historisch belegt, Keplers Stammbuch-Eintragung wird wörtlich zitiert. Es ist uns ein Brief des Dichters vom 13. 11. 1960 an Dr. Otto Fränkl in Dornach/Basel erhalten, in wel chem er jede Szene seiner Dichtung hin sichtlich authentischer Kepler-Zitate und historischer Bezüge kommentiert. Von dem gegen Keplers Mutter eingeleiteten Hexen prozeß überbringt der Widersacher als rei tender Bote Nachricht. Kepler eilt mit Lan sius nach Güglingen. Das vierte Bild (Folterkammer zu Güglin gen) hat gegenüber dem dritten der Büh nenfassung nach Heinrich Wimmer wesent lich an Glaubwürdigkeit gewonnen. Kep ler und Lansius treffen auf den Widersa cher als Vogt und Hexenrichter, wie Kep54

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