Oberösterreich, 21. Jahrgang, Heft 2, 1971

sind). Damals (1942) war icK, da Caspars Kepler-Monographie noch nicht da war,auf die lateinische Kepler-Biographie von Frisch (Kepleri vita) und auf das ReclamBiichlein von Paul Roßnagel angewie sen.. (An Hedwig Dejako, 4. 9. 1966). Das in Prosa abgefaßte Hörspiel „Aus Jo hannes Keplers Leben" besteht aus fünf ge rafften Bildern: Die Hochzeit zu Efferding, Besuch bei Frau Susanne (in Keplers Hofgassen-Wohnung zu Linz), Mondesfinster nis (auf dem Pöstlingberg bei Linz), Welt harmonie und Dissonanz des Lebens (in Keplers Arbeitszimmer in der Hofgasse zu Linz), Epilog in Sagan. Inhaltlich be schränkt es sich auf Keplers Dienstjahre Der Autor bezeichnete es als „erste beschei dene Frucht" seiner Vertiefung in Keplers Leben und Werk. Prof. Dr. Heinrich Wim mer, der Linzer Germanist und Theater wissenschafter, rühmt ein Charakteristikum an diesem Hörspiel, das allen Prosadichtun gen Arthur Fischer-Colbries eigen ist: die „hervorragende Schönheit" der Sprache. Der Text wurde im fünften Band des von der Stadt Linz herausgegebenen poetischen Jahrbuches 1944 „Stillere Heimat" ver öffentlicht (Seite 184 bis 198). Auf histo rische Tatsachen weisen allein schon zwei Szenen aus dem in das dramatische Ge dicht nicht eingegangenen ersten Bild (Die Hochzeit zu Efferdingen) hin. So lassen die T *1 Autograph Arthur Fischer-Colbries aus dem Privatbesitz Dr. Aldemar Schiffkorns in Oberösterreich, wenn man vom Epilog in Sagan mit der durch ihre Schlichtheit ergreifenden Totenklage von Keplers Witwe absieht. Im vierten und fünften Bild begegnen wir bereits dem Ennser Bakkalaureus Stephan Lansius, dessen in der Linzer Studienbibliothek verwahrtes Stammbuch Keplers handschriftliche Wid mung enthält. Frau von Herbersteins Be such bei Susanne Kepler ist in dieser Fas sung bereits enthalten, wogegen der Hexen prozeß in der vierten Szene nur angedeu tet wird. Die Bilder eins und drei kommen weder in der späteren Bühnen-, noch in der Buchfassung vor. Das Hörspiel (Sende dauer 30 Minuten) wurde am 15. Novem ber 1942 mit Ferdinand Onno in der Titel rolle und Lieselotte Medelsky als Susanne Kepler vom Sender Wien ausgestrahlt. obderennsischen Stände dem Brautpaar ein silbernes Trinkgeschirr überreichen; das Gespräch mit dem Weinhändler auf dem Wege von der Kirche zum Hochzeitsmahl schließt mit Keplers Hinweis: „Ich werde ein Büchlein über den Rauminhalt der Fäs ser schreiben!" Gemeint ist damit die „Nova Stereometria Doliorum Vinariorum". Das im Nachlaß des Dichters aufgefundene „Arbeitsbuch 6" enthält auf 80 Seiten ein gehende bio-bibliographische Daten Kep lers, Exzerpte und Zitate aus Werken von und über den genialen Astronomen sowie zusammenfassende Hinweise auf zeitge nössische politische Ereignisse. „Es ist selbstverständlich, daß ich Werke über den Dreißigjährigen Krieg, über Ferdinand II. und über Wallenstein gelesen habe" (An Hedwig Dejako, 4. 9. 1966). In Keplers Briefe hatte er sich gründlich vertieft. Wie sehr ihn Max Caspars Kepler-Biographie fesselte, hat Marianne Schwayer, langjäh rige Mitarbeiterin des Dichters, an einem für Arthur Fischer-Colbries Enthusiasmus signifikanten Faktum aufgezeigt: „Erschüt ternd die an frühe große Mönchsarbeiten erinnernde Abschrift des Buches von Caspar, das der Dichter in seiner finanziel len Situation nicht kaufen konnte..." Die Uraufführung der ersten Fassung sei nes dramatischen Gedichtes „Johannes Kep ler" im Linzer Landestheater am 22. No vember 1950 bezeichnete Heinrich Wim mer im „Oö. Kulturbericht" (Folge 48/1. 12. 1950) als „Markstein in der Lin zer Theatergeschichte". Er zollt Arthur Fischer-Colbrie „als Künder der Schönheit des Sternenhimmels im Bann der großen Persönlichkeit des Astronomen Johannes Kepler stehend" für sein erstes Bühnen werk höchste Anerkennung, habe er doch damit Kepler durch die Musik und den tie fen Sinn seiner Verse ein großartiges lite rarisches Denkmal gesetzt und damit auch der oberösterreichischen Literatur eine lyrisch-dramatische Dichtung von außer ordentlicher Schönheit geschenkt." Profes sor Dr. Hubert Razinger, der angesehene Linzer Literarhistoriker und Theaterkriti ker, leitete seine im Linzer „Tagblatt" vom 24. November 1950 erschienene Würdigung mit der Feststellung ein, Arthur FischerColbries „Johannes Kepler" sei „zu sei nem schönsten Gedicht" geworden. Mochte die Kritik auch das Überwiegen des lyri schen Elements festgestellt haben, so konnte sie dennoch dem vom Autor selbst als „dramatisches Gedicht" bezeichneten er sten Bühnenwerk keineswegs die drama tische Substanz absprechen. Der feierliche Rhythmus, in welchem sich Arthur FischerColbries bilderreiche Verse in fünffüßigen gereimten Jamben verströmen, versagt sich nicht dramatischen Akzenten. Der Dichter hat aber seinen Helden aus dem histo rischen Spannungsfeld des zeitlichen Rah mens, in welchem die Handlung spielt, in die Sphäre des Metaphysischen emporgeho ben und damit die dramatischen Elemente im seelischen Bereich des großen Himmels forschers angesiedelt. Das Werk weist als Seelendrama des Schöpfers der Weltharmo nik vor dem düsteren Hintergrund des Dreißigjährigen Krieges über Irdisch-zeit liches hinaus ins Mystische. So sprach Hanns Salaschek von einer „BekenntnisDichtung", Professor Herbert Lange von einem „zeitüberhobenen poetischen Werk" und „Weihespiel" („Oö. Nachrichten", 12. November 1960) und schließlich Pro fessor Otto Jungmair von einem „großen österreichischen Mysterienspiel" („Linzer Volksblatt", 19. November 1960). Arnolt Bronnen hatte zehn Jahre zuvor anläßlich der Uraufführung von einem „begrüßens werten Ereignis" geschrieben („Neue Zeit", 24. November 1950), Hubert Razinger von 50

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