Oberösterreich, 21. Jahrgang, Heft 2, 1971

eine moderne Lösung aus und wollte durch einen aufklärenden Artikel in der Linzer Kulturzeitschrift „linz aktiv" versuchen, die kulturelle Öffentlichkeit davon zu überzeu gen, daß Linz ein modernes Keplerdenkmal braucht.„Man wage den Versuch! Er kann gelingen und Linz ein zukunftweisendes Denkmal eintragen!" schrieb Kreczi — lei der vergebens. Der Fall wurde jäh ad acta gelegt und abermals vertagt, für Linz aber eine Chance vergeben. Auf dem Gebiet der Musik und der Dich tung waren von Linz in den Jahren vorher dennoch Anregungen über Kepler aus gegangen: Hanns Kreczi stellte dem Kom ponisten Paul Hindemith das historische Material für seine Kepler-Oper „Die Har monie der Welt" zur Verfügung und Arthur Fischer-Colbrie verfaßte 1961 sein Kepler-Schauspiel. Die Linzer Astrono mische Gemeinschaft widmete sich seit 1947 der Pflege und Verbreitung astronomischer Kenntnisse und baut gemeinsam mit der Naturkundlichen Station der Stadt an einer Kepler-Volkssternwarte. Im „Linzer Stern boten" werden stets auch Fragen um Kep ler behandelt. Als die Stadt im Jahre 1955 daranging, die Rathausfassade zu renovieren, beabsichtigte sie die Anbringung von Steinmedaillons, auf welchen jene Persönlichkeiten dar gestellt werden sollten, die in der Linzer Geschichte Bedeutung erlangt hatten. Jo hannes Kepler durfte nicht fehlen. Der Auf trag für diese Kleinkunstwerke erging an die Bildhauer Peter Dimmel und Maurus Paulczynsky. Wir haben nun noch kurz über die beiden letzten Anstrengungen zu berichten, die im Zusammenhang mit dem Geburtsjubiläum des bedeutenden Mannes im Jahre 1971 stehen. Die Vorbereitungen hiefür setzten relativ spät ein (Ende 1968) und bestimmte Vorstellungen waren zunächst nicht vor handen. Sie erwuchsen erst im Laufe der Zeit aus der Beschäftigung mit der Materie. Gewiß war lediglich, daß etwas geschehen müsse. Der vor der Drucklegung seines Kepler-Buches leider verstorbene Kunstund Kulturhistoriker Justus Schmidt hatte sich im Auftrag der Kulturverwaltung schon einige Jahre intensiv mit Kepler be faßt und war von sich aus zu dem Ergeb nis gelangt, daß man die 400-Jahr-Feier nicht verstreichen lassen dürfe, ohne eine Kepler-Gedenkstätte eingerichtet zu haben. Er trat für die Renovierung des KeplerHauses, Hofgasse 21, ein, das man in Ver bindung mit einer nach dem Vorbild der hölzernen Kepler-Statue in Kremsmünster zu gießenden Bronzeplastik zu einer KeplerGedenkstätte ausbauen könnte. Nach dem Vorschlag des Entwurfsamtes sollte die etwa 2,20 m große Bronzefigur zwischen den Häusern Hofgasse 21 und 23, unter Ausnutzung der Reiche, in eine Nische ein gefügt, nach anderen Überlegungen am Ende des alten Lateinschulgebäudes (Hof gasse 23) gegen den Fels zu placiert wer den. Die Frage löste sich dann von selbst, als das Stadtmuseum einen Gegenvorschlag zur Debatte brachte (Juli 1970), der insoferne glücklich war, als die Kepler-Forscherin Dr. Gerlach bald erhebliche Zweifel daran vorbrachte, daß Kepler im Hause Hofgasse 21 gewohnt habe. Dr. Wacha erinnerte sich daran, daß ein kleines Denkmalproblem in Linz bisher noch keine Lösung gefunden hatte. Die Allgemeine Sparkasse erwarb im Jahre 1969 ein Gartengrundstück vom Stift Schlögl, um im Anschluß an ihr Haupt gebäude einen Erweiterungsbau nach Süden aufführen zu können. Auf diesem Garten stück stand jedoch zum Zeitpunkt des Grundkaufes noch ein künstlerisch wert voller Gartenpavillon, der dem Projekt im Herbst 1969 weichen mußte. Dem steten Bemühen des Linzer Arztes Dr. Alfred Tisserand und dem persönlichen Einschrei ten des Verfassers dieser Zeilen ist es zu zuschreiben, daß die Schubraupe dieses barocke Kleinkunstwerk des Francesco Canevale und des Steinmetzen Bartholo mäus Gunzi aus dem Jahre 1646 nicht ver nichtete, sondern im Auftrag des General direktors der Allgemeinen Sparkasse DDr. Richard Büche schonte. Das Garten haus wurde einigermaßen fachgerecht ab getragen. Die Deponie im Lapidarium wäre den Steinteilen des Pavillons sicher gewe sen, hätte nicht der Chef der Allgemeinen Sparkasse der Bitte des im Auftrag des Vereines für Denkmalpflege Oberöster reichs zu Weihnachten 1969 vorsprechen den Verfassers um Kostenbeihilfe für die Wiedererrichtung stattgegeben. Die Ver handlungen des Linzer Stadtmuseums er reichten schließlich noch die Überlassung der Steinteile seitens des Stiftes Schlögl an die Stadt Linz. Als all diese Fragen geklärt waren, konnte Dr. Wacha seinen Vorschlag vorbringen, das ohnedies vom Entwurfsamt für den Schloßbereich zur Aufstellung vor gesehene Gartenhaus in eine KeplerGedenkstätte umzufunktionieren. Natürlich entbehrte dabei die Überlegung, daß es sich um ein zu Kepler annähernd zeitglei ches Denkmal handelt, nicht eines gewissen Reizes, denn wie so oft schon hat auch hier der Zufall die entscheidende Rolle gespielt. So konnten zwei Denkmalprobleme auf einen Schlag gelöst werden; beide nicht in idealer Weise, aber — echt österreichisch — gar nicht so schlecht improvisiert. Der Gartenpavillon wurde westlich des Schloßgrabens, auf dem Weg zum Donau blick von der Firma Friepeß errichtet, in seiner Mitte die im Wachsausschmelzver fahren durch die Firma Brotal in Mendrisio (Tessin, Schweiz) hergestellte Bronzestatue Keplers auf einen Sockel gestellt. Professor Ritter bereitete die Holzplastik für den Guß vor, indem er den nach hinten offenen Corpus mit Gips schloß und das unnötige Beiwerk (Tisch) wegließ. Die Allgemeine Sparkasse Linz, Land und Stadt sowie die Bundesrepublik Deutschland haben die Ver wirklichung des über ein Jahrhundert schwelenden Denkmalproblems im Keplerjahr 1971 dank der Initiative beherzter Leute ermöglicht, aber es geht wohl den meisten Kulturfreunden so wie dem Ver fasser, daß sie die Angelegenheit „Kepler denkmal" mit dieser Lösung noch nicht als abgeschlossen betrachten. Bürgermeister Hillinger übergab das Denkmal im Beisein des Landeshauptmannes am 1. Juli 1971 der Öffentlichkeit. Die Beteiligung an der Feierlichkeit war gering, denn es goß in T f II üii-tf»: ij IT II ff 1 ■ Ifff 1 47

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