nichts. Nach dem Verstreichen von einein halb Jahren schrieb deshalb der einstige Obmann Dr. Klug an den Bürgermeister, er möge doch eine Sitzung des Keplerdenkmalausschusses einberufen, um die „Inan griffnahme der ganzen Denkmalfrage" zu beschleunigen. Die Reaktion des Bürger meisters darauf — es war ein Schreiben vom 14. Februar 1938 — ist nicht mehr akten kundig. Allem Anschein nach haben die politischen Ereignisse der folgenden Wo chen jede weitere Initiative gelähmt. So waren acht Jahre vergangen, ohne daß auch nur der geringste Fortschritt in der Denkmalfrage für Kepler erzielt worden wäre, und der darauffolgende Krieg sowie die Nachkriegsjahre ließen die Angelegen heit erst recht ruhen. Im Verlaufe der Untersuchungen Kreczis für ein Linzer Häuserbuch (1941) stellten sich manche Irrtümer heraus. Schiffmanns Behauptung von einem Keplerhaus in der Domgasse erwies sich ebenso wie das Er gebnis der Keplerforschung des 19. Jahr hunderts, Kepler hätte im Plankschen Hause in der (ehemaligen) Lederergasse gewohnt, als unrichtig. Aus der letzten Feststellung ergab sich die Konsequenz,daß die Gedenk tafel vom Hause Keplerstraße im Mai 1943 auf das von Kreczi festgestellte Keplerhaus, Rathausgasse 5, das einstige AltenstraßerHaus, übertragen werden mußte. Aus der Keplerstraße machte man wieder die Lederergasse (Linzer Ratsherrensitzung vom 7. Mai 1943) und Keplers Name wurde unverständlicherweise für die Benennung einer Verkehrsfläche im Stadtteil Urfahr, nördlich der Donau gelegen, verwendet. Dieser Mißgriff ist bis heute nicht aus gemerzt, bedarf aber der Sanierung, da Kepler zu Urfahr, das erst 1919 nach Linz eingemeindet wurde, keine erwähnenswer ten Beziehungen unterhalten hatte. Obgleich die Linzer Kepler-Forschung in der NS-Ära einen gewissen Auftrieb ver zeichnete, war doch auf dem Denkmalsektor so gut wie nichts erreicht worden. Erst lange nach dem zweiten Weltkrieg ist wie der eine bemerkenswerte Initiative fest zustellen, die den in Linz latenten Denk malgedanken aufgerüttelt und in eine mo derne Bahn gedrängt hätte. Diesmal ging die Anregung von städtischen Dienststellen aus, der Anstoß hiezu dürfte aber von Frau Kon sul Dr. Margarethe Lenz, der deutschen Ge schäftsträgerin in Linz,gegeben worden sein. Konsul Dr. Lenz fragte im März 1961 an, ob Linz an einem Vortrag über Kepler interessiert sei, denn sie stehe in Verbin dung mit dem Stuttgarter Stadtrat Doktor Maurer, der sich außerordentlich für Kepler engagieren lasse. Der Vorschlag wurde so fort aufgegriffen und in die Überlegungen der Linzer Kulturverwaltung eingebaut, die sich dieser Frage fortan im Zusammenhang mit dem Kepler-Denkmal-Plan annahm, stand sie doch schon seit langem mit der internationalen Keplergesellschaft des wegen in Verbindung. Im November 1961 fand im Beisein von Vertretern des Landes eine Besprechung statt, in der von einem Wettbewerb für das Keplerdenkmal die Rede war. Das Entwurfsamt der Stadt ar beitete daraufhin Bestimmungen für die Ausschreibung des Wettbewerbes aus und unterbreitete die Angelegenheit Bürgermei ster Dr. Koref. Da Kepler zweifellos die bedeutendste Erscheinung im Geistesleben der Stadt Linz war, regte Dr. Kreczi die Ausweitung des Wettbewerbes auf inter nationale Basis an. Schon bestand darüber Einigkeit, daß nicht eine Porträtbüste Kep lers gemacht werden solle, sondern eine Plastik, die die wissenschaftliche Leistung und das Weltbild Keplers symbolisieren müsse. Der Bürgermeister stimmte dem Vorschlag Direktor Kastens zu, mit Künst lern wie Naum Gabo, dessen Bruder Antoine Pevsner, Alexander Calder und Hans Uhlmann Verbindung aufzunehmen. Die Einleitung einer Sammelaktion auf inter nationaler Basis, wie sie der erste Denkmal ausschuß unternommen hatte, dem auch Dr. Koref angehörte, wurde erwogen. Wenige Wochen darauf waren die Würfel bezüglich des Wettbewerbes gefallen: er sollte unterbleiben. Der Direktor der Neuen Galerie in Linz, ein Mann mit internatio nalen Verbindungen auf dem Gebiet der bildenden Kunst, hatte sofort mit dem Di rektor der Editions du Griffon in NeuchatH (Schweiz), Herrn Marcel Joray, Ver bindung aufgenommen und von diesem in Erfahrung gebracht, daß Antoine Pevsners letztes Werk „Raumkonstruktion in der dritten und vierten Dimension" heißt. Joray vertrat die Auffassung, daß der 76jährige Künstler wohl kaum mehr arbei ten wird, aber die Vergrößerung seiner 103 cm hohen Arbeit beabsichtige. Das Werk sei für das neue Museum in Chicago bestimmt, und es wäre sicher möglich, auch ein Exemplar für Europa zu gießen: Höhe 3,14 m, Sockel 1,5 m, Gesamtpreis ohne Sockel DM 214.000.—.Pevsner wohnte damals in Paris und sollte für die Idee ge wonnen werden. Topographia Windhagiana 1673, Bibliothek im ehemaligen Schloß Windhaag bei Perg mit dem ältesten bekannten Kepler-Denkmal. — Kli schee aus Alfred Marks: Oberösterreich in alten Ansichten, Linz, 1966. iv 45
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