Zöhrer — zugestellt wurde und von diesem, umgehend befürwortet, an das Magistrats präsidium weitergeleitet worden war. Es ist „Ehrensache der Stadt Linz, dem großen Astronomen Kepler in Linz ein Denkmal zu setzen. Linz zeichnet sich selber aus, wenn es der Welt vor Augen führt, daß Johannes Kepler hier eine langandauernde Wirkungs stätte hatte", schrieb Zöhrer u. a. in seine Befürwortung hinein. Auch das Denkmalamt begrüßte die Auf stellung des Brunnens, ließ aber durch blicken, daß eine Beihilfe nicht vor 1931 möglich sei. Die Kostenberechnung des Steinmetzen zerstörte dann die letzten Illusionen, daß dieser Brunnen als Keplergedenkstätte Verwendung finden könne und zwang den vorbereiteten Ausschuß für die Errichtung eines Keplerdenkmales zu neuen Überlegungen. Diese teilte der Aus schuß dem Magistrat am 3. Oktober schrift lich mit: 1. Das Keplerdenkmal möge in der Nähe von Keplers Wirkungsstätte, dem Landhaus, errichtet werden, und zwar „auf dem sehr stimmungsvollen Platz gegenüber der Minoritenkirche in der zurückspringen den Ecke der Klosterstraße"; 2. Die Stadt möge einen Wettbewerb ausschreiben, der einen möglichst guten Entwurf für das Denkmal bringen soll, und 3. Die Stadt soll einen Kostenbeitrag von S 8000.— lei sten. Neben den bereits erwähnten Herren zeichneten dieses Schreiben noch Dr. Klug, der als Kepler-Forscher zum Obmann des Ausschusses gewählt worden war,und Dok tor Straßmayr. Diese Eingabe wurde von der Stadt zwar grundsätzlich positiv aufgenommen, aber die wirtschaftliche Krisensituation erlaubte es nicht, den gewünschten Betrag bereit zustellen. Eine erste Rate von S 500.— wurde auf das Sonderkonto überwiesen. So verging auch dieses Kepler-Gedenkjahr, ohne daß ein greifbares Ergebnis erzielt worden wäre. Immerhin brachte das darauf folgende Jahr neue Initiativen. Ein mit 1. Juni 1931 datiertes, in englischer Sprache abgefaßtes, von Landeshauptmann Schle gel, Bürgermeister Gruber, dem Professor für Astronomie an der Universität Wien, Graff, und dem Direktor der Sternwarte in Kremsmünster, Schwarz, unterfertigtes Rundschreiben sollte dazu helfen, die Mit tel für das Denkmal im Wege einer inter nationalen Spendenaktion aufzubringen. Das Schreiben führt aus, daß sich sowohl das Unterrichtsministerium als auch die Landes- und Stadtautoritäten der Verwirk lichung dieser Idee zur Verfügung stellen wollen, „but in these times of heavy economical embarrassments they by themselves are not able to supply sufficient financial assistance. The monument cannot be erected but by the help of the broadest scientific public!" Bei den Auslandsvertre tungen Österreichs wurde ebenfalls „an geklopft" und ihre Unterstützung durch Verbreitung des Rundschreibens erbeten, denn vor allem von wissenschaftlichen In stituten, Observatorien und dergleichen er hoffte man sich echte Hilfe. Die Mühe war vergebens, der Hilferuf wurde nur von we nigen gehört, aber diese wenigen müssen einmal erwähnt und bedankt werden. Es sind dies: das Institut für Astrophysik der Universität Lüttich, die Sternwarte Utrecht, Prof. Dr. Weitzenbock von Laren in Hol land, Karl Cichini aus Graz, Amtmann Wil helm Voss aus Altona (Elbe), die Stern warte in Tsingtau und die Sternwarte in Wien. Kaum ein erwähnenswerter Bruch teil der mit 25.000 bis 30.00 Schilling ver anschlagten Kosten war hereingekommen und durch den Sekretär des Ausschusses, Linzer Rathaus, Fassade zum Hauptplatz, Steinmedaillon, angebracht 1957, von Maurus Paulczynsky, mit Darstellung Johannes Kep lers. — Aufnahme: Fr. Michalek, Bildarchiv des Magistrates der Landeshauptstadt Linz. dem jüngst verstorbenen Dr. August Zöh rer, zu verwalten. Die Verwirklichung des Planes mußte auf die lange Bank geschoben werden. Nicht nur die wirtschaftlichen Verhältnisse in Österreich, auch die innenpolitische Ge samtsituation ließen in den folgenden Jahren jeden Gedanken an das Denkmal verblas sen. Der einmal konstituierte Denkmal ausschuß tagte zwar gelegentlich, aber er war sich der Aussichtslosigkeit seines Stre bens bewußt. Aus diesem Grunde trat er im August 1936 unter seinem Obmann im Rathaus zusammen, um einen Ausweg zu suchen. Dr. Scheuba wurde als Fremden verkehrsfachmann eingeladen. Wieder wurden zahlreiche Überlegungen angestellt und Alternativen vorgeschlagen. Hatte schon der in Aussicht genommene Standort für das Denkmal (Minoritenplatzl) durch eine unvorsichtige Zeitungsnotiz im Februar 1935 den Ärger des Kamerad schaftsbundes der ehemaligen Freiwilligen Schützen erregt (die ihr Denkmal ebenfalls auf diesem Platz aufstellen wollten, dann aber den hiefür ursprünglich geplanten Platz vor der Arbeiterkammer wählten), so wurde die Uneinigkeit darüber, was wirk lich gemacht werden soll, nun perfekt. Da die für ein repräsentatives Denkmal nöti gen Mittel zu diesem Zeitpunkt nicht auf zubringen waren, schlug Denkmalpfleger Dr. Hainisch vor, den Steinernen Saal im Landhaus mit Wandteppichen auszustat ten, unter denen ein Kepler-Teppich die große Abschlußwand zieren könnte. Hai nisch war der Auffassung, daß der Teppich vom Linzer Künstler Steinbüchler entwor fen werden sollte. An Keplers vermeint lichem Wohnhaus in der Domgasse wäre dafür nur eine Gedenktafel anzubringen. Diese Lösung, meinte Hainisch, sei besser, als mit einem dritt- oder viertrangigen Denkmal vorliebzunehmen. Ihm widerspra chen jene, die weiterhin ein für den Frem den ins Auge springendes Denkmal befür worteten. Man einigte sich schließlich auf eine Vorsprache bei Landeshauptmann Dr. Gleißner und Landesfinanzreferenten Dr. Lorenzoni, um die Finanzierung zu klä ren und trug dem Linzer Bürgermeister den Vorsitz im Ausschuß schriftlich an. Bürger meister Dr. Bock stimmte am 2. Oktober 1936 zu. Die Hoffnung, daß sich nun eine Wendung einstellen werde, war alsbald zunichte. Ob gleich der Bürgermeister an Dr. Klug ge schrieben hatte, daß er gerne bereit sei, „dem Wunsche des Ausschusses zur Errich tung eines Keplerdenkmales in Linz zu ent sprechen und als Präsident und Vorsitzen der in den Ausschuß einzutreten", geschah 44
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