Oberösterreich, 21. Jahrgang, Heft 2, 1971

beruhigt und der Angelegenheit vermeint lich Genüge getan. Wir haben aber zu be achten, daß das von Kreling entworfene Keplerdenkmal in Keplers Heimatstadt auch erst anläßlich seines 300. Geburtstages erstand. Sein dem Stil der Zeit entspre chendes Aussehen wirkte und wirkt noch heute auf die Vorstellungen von einem möglichen Linzer Keplerdenkmal ein. Kepler-Gedenktage wurden fortan in Linz nicht mehr übersehen. Immer wieder wies man auf das Wirken des Genies in Ober österreichs Landeshauptstadt hin, genoß man die Ausstrahlung des gewaltigen Gei stes, aber nie zog man daraus die rechte Konsequenz. Lediglich im Programm für den Linzer Dom hat man den großen Wis senschafter gewürdigt, indem man ihm einen Ehrenplatz im „Linzer Fenster" zu wies, das die Stadt in ihren geschichtlichen Höhepunkten darzustellen versucht. Inmit ten des äußerst rechten Fensterfeldes wird der Astronom stehend mit Himmelsglobus und Fernrohr zwischen Sebastian von Losenstein (oberhalb) und dem bedeuten den Linzer Bürgermeister Adam Pruner (sitzend) dargestellt. Das Fenster befindet sich im linken Seitenschiff des Domes, un mittelbar vor dem Querschiff, und wurde offenbar vom Präsidenten der Linzer All gemeinen Sparkasse, Julius Wimmer, in dieser Form angeregt. Als Beitrag der All gemeinen Sparkasse Linz zum Fensterpro gramm hat man es in den Jahren nach 1910 ausgeführt. Die wissenschaftliche Welt und alle Städte, in denen der Gelehrte gewirkt hatte, rü steten, den 300. Todestag Keplers in würdiger Weise zu begehen. Linz und das Land Oberösterreich waren sich diesmal ihrer Verpflichtung gegenüber dem Genius bewußt. Eine Ausstellung des Landes museums sollte die Verbindung Keplers zu den obderennsischen Landständen und Linz veranschaulichen, ein Denkmal die Dank barkeit der Landeshauptstadt zu ihrem ein stigen Mitbürger bekunden. Die Anregung hiezu wurde vom Oberösterreichischen Volksbildungsverein gegeben, der in einer ersten Besprechung am 16. April 1930 un ter seinem Obmann Dr. Kowarz und dem Geschäftsführer Dr. Salomon den Vorschlag nach Errichtung eines Keplerbrunnens zum Beschluß erhoben hatte. Man dachte zu nächst an die Wiederaufstellung des „bis zum Jahre 1873 auf dem oberen Haupt platz gestandenen Jupiterbrunnens", dessen Überreste im Städtischen Wirtschaftshof deponiert waren. Eine Delegation, beste hend aus den Herren Dr. Zöhrer, Doktor Koref, Dr. Hainisch, Dr. Kerschner und Dr. Salomon besichtigte am 20. und am 26. Juni die Teile des Brunnens, der mit Ausnahme der fehlenden Brunnenfigur als ziemlich vollständig erhalten befunden wurde. Schon am 10. Juli wurde eine offi zielle Eingabe an den Magistrat abgefaßt, die dem Leiter der Abteilung V — Doktor Neuer Dom zu Linz (Mariä-Empfängnis-Dom), Ausschnitt aus dem „Linzer Fenster" — die Gemäldefenster des Neuen Linzer Domes wurden 1884 bzw. 1913—16 ausgeführt —, Darstellung Keplers mit Fernrohr und Himmelsglobus zwischen Sebastian von Losenstein und Bürgermei ster Adam Pruner. — Aufnahme: Dr. E. Widder. 43

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