Oberösterreich, 21. Jahrgang, Heft 2, 1971

-232 , • 6' . o O ti O (feBaEaäraEsgssisi lOH.KEPPLERI MATHEMATICI OLIM IMPERATORII S O M N I V M, Seif O PV S POS THVMVM DEASTRONOMIA , L V N A R I. Divulgatum^ .a M. Ludovico Kx pxlxro Filio, MedicinasCandidato. Imprejfumparüm SaganiSileßorHingabfolmumVrancofurußimptibus h^redum authoris. 0)5^ {ürn ANNO M DC XXXIV. tete Herausgabe war vermutlich von Freun den angeregt worden, die die poetische Kunst dieser Gedichte schätzten. Nunmehr wendet sich Kepler wieder — wie früher in Graz und Prag — den Vorhersagen und Prophezeiungen zu. Das „Calendarium und Prognosticum auf das fahr 1617" und der „New und alter Schreihkalender ...Progno sticum Astrologicum auf das fahr M.DC.XVlll." entstanden offensichtlich über besonderen Auftrag und weil wieder einmal „Die Dirne Astrologia die Mutter Astronomia aushalten mußte". Bemerkenswert sind die beiden Arbeiten, weil Kepler dem Calendarium auf 1617erst mals seine in der „Astronomia Nova" ge fundenen beiden Planetengesetze zugrunde legte und weil er im Prognosticum auf 1618 mit den Worten „Dann warlich im Mayen Wirt es...sonderlich wo die Gemaind sonst große Freyhait hat, ohne große Schwürigkeit nicht abgehen" deutlich den Prager Fenstersturz vom 23. Mai 1618 voraus sagte. Im „Prognosticon auf 1619" wies er ausdrücklich auf das Eintreffen dieser Vor hersage hin. Während die Voraussagen als Lohnarbeit angesehen werden müssen, sind die „Ephe merides novae motuum Coelestium, ab anno vulgaris aerae M.DC.XVII" ein um fassendes wissenschaftliches Werk, auf das die Öffentlichkeit schon gewartet hatte. Ephemeriden sind tabellarische Zusammen fassungen der täglichen Stellung der Him melskörper und dienen astronomischen und nautischen Beobachtungen. Die ersten Ephe meriden stammen von Purbach (1450 bis 1461) und Regiomontanus (1475 bis 1506). Keplers „Neue Ephemeriden" berücksichti gen schon seine Prager Planetengesetze. Titelblatt in Johannes Keplers Werk über die Mondastronomie, 1634, von seinem Sohn Lud wig Kepler herausgegeben. — Aufnahme; M. Eiersebner. Schon lange hatte sich Kepler mit diesem großen Plan beschäftigt, denn er schrieb bereits seit 1593 metereologische Tages beobachtungen auf. Das Werk sollte 30 Jahre zurück und 50 Jahre voraus, also einen Zeitraum von 80 Jahren, umfassen. Der erste Teil erschien 1617 in Linz und umfaßt die Jahre 1617 bis 1620, der zweite und dritte Teil erst in Keplers Todesjahr 1630. Mitten in diese Arbeit und die Herausgabe der Weltharmonik fällt eine kleine Schrift Keplers: „Unterricht vom Hl. Sakrament des Leibs und Bluts fesu Christi, unseres Erlösers." Sie ist geschrieben für seine Kin der und Angehörigen. Beim Durchlesen hat man das Gefühl, es sei eine Art Gewissens erforschung, ob er noch auf dem rechten Weg des Glaubens sei, und ob er die Welt harmonik auch richtig verstanden habe. Ver faßt ist die Studie in Katechismusform mit Fragen und Antworten. Dieselbe Anordnung hat auch das umfang reiche Nachschlagwerk: „Epitome Astronomiae Copernicanae", das 1618 zu erschei nen begann. Kepler behandelte in diesem „Grundriß der Kopernikanischen Astrono mie" aber nicht nur die von ihm vehement verteidigte Lehre des Frauenberger Dom herrn, sondern es sollte diese Schrift ein Lehrbuch der Astronomie „für Schulbänke niederen Ranges" werden, eine Art Hand buch, das auch Keplers neu gefundene Pla netengesetze einem breiten Publikum nahe bringen wollte. Lokalhistorisch interessant ist, daß dieses Werk als Erscheinungsort „Lincijis ad Danubium" angibt, während es sonst nur Linz heißt. Das Jahr 1619 bringt Keplers bedeutend stes Werk; „Harmonices Mundi Libri V." Es ist, wie Rudolf Haase lapidar feststellt, kein astronomisches Werk, obwohl das 5. Buch der Weltharmonik das 3. Planeten gesetz enthält, das erstmals auf alle Pla neten, bekannte und unentdeckte, aus gedehnt wird. Die Weltharmonik ist gleich sam das Gesamtwerk Keplers in all seiner Vielfalt sub specie aeternitatis betrachtet. Sie ist ein Bekenntnis zu seinem Gott, der in sich und mit seiner Schöpfung eins ist. Außerhalb dieser Harmonie gibt es nichts. Den Ausdruck Harmonie nimmt Kepler von der Musiktheorie her, die er nicht nur aus führlich behandelt, sondern deren Gesetze er auch auf das ganze Schöpfungswerk aus dehnt und anwendet. Es ist kaum übertrie ben festzustellen, daß alle vorausgehenden Arbeiten Keplers auf dieses Werk hin kon zipiert wurden, vom Weltgeheimnis bis zu den Rudolphinischen Tafeln, von den reli giösen Schriften bis zu seinen poetischen Ergüssen. In der Widmung an König Jakob 40

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