Oberösterreich, 21. Jahrgang, Heft 2, 1971

Kepler entschied sich für eine Eferdingerin, die er mit Datum vom 23. Oktober 1623 folgendermaßen beschreibt: „Susanna ist der Name, die Eltern Johann Reuttinger und Barbara, Bürger der Stadt Eferding, der Vater seines Handwerks Tischler, beide bereits gestorben. Die Erzie hung, die an Stelle einer großen Mitgift ist, erfolgte im starhembergischen Mäddienheim, das seiner Zucht wegen in der ganzen Gegend höchsten Lobes ist. Gestalt, Sitten, Körper sind den meinen angepaßt, keiner lei Stolz, keine Verschwendung, Geduld bei der Arbeit, mittlere Kenntnis des Haus halts, mittleres Alter und ein Sinn, das Fehlende zu erlernen." Diese Ehe hat sich sehr bewährt. Frau Susanna hat ihm nicht nur mehrere Kinder geschenkt, sondern hat auch die ruhige und verständnisvolle Atmosphäre geschaffen, die Kepler dringend für seine Arbeiten brauchte. Ansonsten machte man dem kaiserlichen Mathematiker das Leben in unserer Stadt nicht leicht. Keplers Arbeitgeber waren die Landstände. Auf sein Bewerbungsschreiben hin sahen es die Abgeordneten „für rathsamb und dem landt nützlich an, Joannem OPER »NICLES % UAMÄ. Kepplerum, der Rom.Kay.May. Mathematicum, um seiner berühmbdten geschicklichkait und wissenden lobwürdigen Tugenden willen, zu Ihren diensten zubefürdern". Zu seinen Aufgaben gehörte das Fertigstellen der Rudolfinischen Tafeln, das Anfertigen einer Karte des Landes ob der Enns und der Unterricht in Mathematik, Philosophie und Geschichte an der Ständeschule im Landhaus. Als Verwaltungsbehörde waren die Land stände natürlich darauf bedacht, daß ihre Aufträge auch durchgeführt wurden und tadelten Kepler, daß er sich mit allerhand unnützen Dingen, z. B. der Astronomie, be fasse, und es wurde ihm verbis expressis mitgeteilt, er solle das tun, wofür er be zahlt werde,insbesondere sich der Landver messung befleißigen. Da drehte der leicht reizbare Kepler den Spieß um und stellte fest: „Von der Landmappe habe ich diese drei Jahre her, sonderlich anno 1614 im Herbst einen Versuch getan und soviel befunden, daß zum allerfordersten mir eine gemes sene Instruktion, was bei Verbesserung der Mappe mein vornehmster Zweck sein solle, vonnöten..." Das Fazit einer längeren Diskussion ist, daß Kepler von der Aufgabe entbunden wird, und Israel Holzwurm und nach dessen Tod sein Bruder Abraham Holzwurm das Land vermessen und die Karten stechen sollten. 1618 wird Kepler nochmals mit der „Land mappe" befaßt; er sollte ein Gutachten ab geben. Diese Beurteilung fällt recht diplomatisch aus: sie schwankt zwischen Anerkennung und Tadel („gegen Eferding und Aschach, dahin ist Holzwurm messens halber über haupt nicht gekommen...") und schließt mit einem nochmaligen Hinweis darauf,daß er sich der Sache widmen würde „sooft eine löbliche Landschaft mir gegen ver sprochene Lieferung und Erteilung eines Patentes (so mir noch nie zugestellt wor den) dies Werk wieder aufträgt". Hat Kepler einerseits des Landkartenwer kes wegen mit der Verwaltungsbehörde Schwierigkeiten, so steht andererseits auch seine Lehrverpflichtung unter dem ungün stigen Stern „der Parteien Haß und Gunst". Er schreibt darüber: „Linz, 7. Februar 1617. Die Schüler werden in das Landhaus getrieben, mit Lektionen überhäuft, alle Stunden werden belegt, daß es niemand freut, zu mir oder einem an deren in die Stadt zu kommen, um Geo metrie oder eine Sprache zu lernen. Weil Gringallet ein Genfer ist, der zu mir kom men will und ich den Theologen hier, einer württembergischen Kolonie, ein Pfahl im Kupferstich von Georg Keller in den 1627 in Ulm herausgebrachten Tabulae Rudolphinae (Rudolfinische Tafeln), dem letzten großen Werk Johannes Keplers. — Aufnahme: H. G. Prillinger. 36

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