Historische Ansicht der Stadt Linz während der Belagerung im oberösterreichischen Bauern aufstand 1626. — Aufnahme: Fr. Michalek, Lichtbildarchiv des Magistrates der Landes hauptstadt Linz. Mit diesem Schreiben bewirbt sich Johannes Kepler, der kaiserliche Mathematiker am Hof zu Prag^ um eine Stelle bei den obderennsischen Landständen. Die Situation am Kaiserhof war unhaltbar geworden. Im „Bruderzwist in Habsburg" gewann Matthias gegen den alternden Rudolf II. mehr und mehr an Boden. 1611 übernahm er auch die Regierung in Böhmen. Die „graue Eminenz", der vom Konvertiten zum Direktor des kaiserlichen Geheimen Rates avancierte Kardinal Mel chior Klesl, bestimmte das Vorgehen des Kaisers in den politisch-religiösen Angele genheiten. Kepler, der wußte, daß Linz noch ein starkes Bollwerk des Protestantis mus war, hoffte zuversichtlich, hier in Ruhe seinen wissenschaftlichen Aufgaben nach kommen zu können. Daß er sich in dieser Annahme getäuscht hatte, sollte er nur zu bald erfahren. Zunächst aber war Kepler glücklich, nach einer vom 11. Juni 1611 datierten positiven Antwort auf sein Anstellungsgesuch Prag verlassen zu können. Am 20. Jänner 1612 war sein Gönner Rudolf II. gestorben, am 13. April starb seine Frau Barbara und sein Lieblingssohn fiel einer Seuche zum Opfer. Es gab Schwierigkeiten mit dem Kultus ministerium. Kepler reiste aus Prag ab und übersiedelte, nachdem er die Kinder vor übergehend in Kunstadt bei Bekannten ge lassen hatte, nach Linz. Zunächst wohnte er „Im Weingarten bei den Kapuzinern" — die einfache Kirche war eben erst fertiggestellt worden — also außerhalb des Stadtkernes. Später hat er mehrfach sein Domizil gewechselt. Nur zwei Wohnungen sind gesichert: in der Rathausgasse 5 und im Landhaus. Eine seiner vordringlichsten Sorgen waren die Kinder: er mußte versuchen, ihnen so rasch wie möglich wieder einen Ersatz für die verstorbene Mutter zu geben. Freunde und auch die Stieftochter — das Kind aus der ersten Ehe Frau Barbaras — berieten ihn. ."j tÄ : - yf. Jef Lintig /smJü Jen Lu^^heaIBauren junJ a^etrU'l'en JferJen. jüii p. Th.XP.'rzs. 35
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2