Oberösterreich, 21. Jahrgang, Heft 2, 1971

Fritz Bramböck Ein klingendes Keplerdenkmal Figurinen Heinz Bruno Gallees für die öster reichische Erstaufführung der Oper Paul Hindemiths „Die Harmonie der Welt" im Landestheater Linz (entnommen dem Ausstel lungskatalog Heinz Bruno Gallee 1970). Der folgende Bericht soll sich mit dem gro ßen, am 28. Dezember 1963 in Frankfurt am Main verstorbenen Komponisten Paul Hindemith befassen. Sein vorletztes dra matisches Werk, die Kepler-Oper „Die Harmonie der Welt", die Hindemith beson ders am Herzen lag, soll natürlich den brei testen Raum einnehmen. Meine erste persönliche Begegnung mit dem Meister war im Jahre 1954 anläßlich einer „Mathis"-Aufführung am hiesigen Theater. Linz brachte die inzwischen all seits anerkannte Grünewald-Oper als österreichische Erstaufführung. Oskar Walleck war Regisseur. Was dieser Künstler für sein Ensemble und für den Ruf des Landestheaters getan hat, ist nicht genug zu würdigen. Seine damalige „Mathis"-Inszenierung wird den mitwirkenden Künstlern wie dem Publikum unvergeß lich bleiben. Die in- und ausländische Presse war voll des Lobes. Bruno Gallee hatte auch damals — wie später dann für die „Harmonie" die Büh nenbilder entworfen. Er erinnert sich: „Meine Gespräche mit Hindemith anläß lich der österreichischen Erstaufführung von ,Mathis der Maler' waren oft sehr heftig, weil sich der energische Meister nicht mit allen meinen szenischen Details einverstan den erklärte. Erst bei der Premiere versöhn ten wir uns und er war mit meinen Deutun gen einverstanden, den ,Mathis' so und nicht anders zu gestalten". In den nächsten Tagen hatte ich die erste Klavierprobe für ein Konzert im Kaufmän nischen Vereinshaus mit Werken Hinde miths unter seiner Leitung (den Abschluß dieses Konzertes bildete die Kantate in drei Teilen nach einem Text von Paul Clau del, geschrieben für die UNESCO). „Wer ist denn der junge Mann mit der schönen Stimme?" fragte Hindemiths Frau ihren Gatten in der Künstlergarderobe und deu tete auf mich. Verschmitzt lächelnd (das konnte er perfekt!) sagte er — „ah, den kennst du nicht? Das ist doch mein Mathis!" Frau Hindemith kannte mich nur in Kostüm und Maske. Der „Mathis" lief über zwei Spielzeiten. Walleck überließ mir die Umbesetzungsproben, die durch den Weggang von eini gen Künstlern, die Hauptpartien sangen, notwendig wurden. Schließlich durfte ich mich mit meiner Lieblingspartie, dem „Ma this", vom Linzer Publikum verabschieden, nichtsahnend, daß mich in Bremen, meiner nächsten langjährigen und arbeitsreichen Wirkungsstätte (ich sang alles, was gut und teuer ist), ein neuer Hindemith — genaugesaommen zwei erwarten würden. Hier wäre vielleicht eine amüsante Episode einzuflechten: Daß „Des Kaisers neue Klei der" ein Märchen von Hans Christian An- •:iT; ^ .m P - 25

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