Oberösterreich, 21. Jahrgang, Heft 2, 1971

keit. Es ist ein seltenes Stück in vergoldeter und versilberter Metallausführung, das am Ende des 17. Jahrhunderts sicher den Tisch eines hohen Herren zierte. Ungleich ein facher wirkt dagegen das Demonstrier objekt der Mondbahn, der blau-weißen Erdkugel ist ein verstellbarer Lunaring zu geordnet mit gleichfalls verschiebbarer Mondkugel, so daß alle Stellungen des Mondes zur Erde aufgezeigt werden konn ten. In voller Harmonie mit den beiden be schriebenen Stücken steht die schöne, wie der zu Ehren gekommene Sternzeituhr, we niger Demonstrier-, als vielmehr echtes Hilfsmittel für Himmelsbeobachtung. Im Sockel des Objektes ist natürlich eine Bussole enthalten, der Himmelsäquator mit den fein eingepunzten Sternstunden ist be weglich, ein Zeiger hält die Stunden fest, die Erdachse mit der beweglichen Kugel endigt im Polarstern. So sind die Horologien im Linzer Schloßmuseum völlig nach Kunstwertigkeit ausgerichtet. Höhepunkt einer barocken Vorstellung ist wohl die Un terbringung einer Äquatorial-Sonnenuhr in einer vergoldeten, verschließbaren Tafel birne mit silbernen Blättern. Für sich allein wäre eine solche Kollektion unvollkommen, sie bedarf der Ergänzung durch unentbehr liche Behelfe, also mathematischer Bestecke, Reduktionszirkel, exakte Metallmaßstäbe eines Fern- und Suchglases. Nun aber zu den Zeitfesthaltern und Zeit vermittlern, den Räderuhren! In die Lebens zeit Keplers fiel die ungeheure Bemühung, endlich transportable Chronometer her zustellen, also Räderuhren, die vom her kömmlichen Gewichtszug unabhängig wa ren. Da waren es wieder die Meister von Prag, Augsburg und Nürnberg, die nichts unversucht ließen, bis es endlich gelang, Stahlzugfedern einzubauen. Sie bewirkten mit der fast gleichzeitig eingeführten Schraube einen ganz neuen Abschnitt im Uhrenbau; mit Hilfe dieser Schwestern, Fe der und Schraube, konnte man nun auch transportable Uhren im handlichen Format herstellen. Die derben, alten eisernen Ge wichtsuhren verschwanden, und nun be gannen Künstler, die äußeren Uhrformen festzulegen. Kleine, schön geformte Türm chen nach dem Vorbild der Uhr- und Glokkentürme in Italien und den Niederlanden kamen in Mode. Das Linzer Schloßmuseum besitzt aus dieser großen Zeit des Uhren baues prachtvolle Typen. Den ersten Rang beansprucht ein kleines Kunstwerk, das Johannes Kepler ohneweiters gesehen und bestaunt haben könnte. Es ist eine 18 cm hohe, einzeigerige Türmchenuhr mit zwei Zifferblättern je an Stirn- und Rückseite, eisernem Radwerk mit Federzug und Schlagwerk. Die äußere Verkleidung be steht aus reich verzierten und vergoldeten Kupferplatten mit schönen Ecklisenen. Un ter dem stirnseitigen Zifferblatt ist das ge krönte böhmische Wappen, umrandet mit der Kette des Goldenen Vlieses, graviert,an den Seitenwänden die allegorischen Gestal ten der Cognicio und der Justitia. Unter dem zweiten Zifferblatt aber befindet sich als Hinweis auf die Vergänglichkeit ein Totengräber. Mit großer Wahrscheinlichkeit stammt das kleine Kunstwerk aus dem per sönlichen Besitz und Gebrauch Kaiser Ru dolfs II. und der mutmaßlichen Zeit 1592, in der der große Meister Jost Bürgi erstmals von Kassel in Prag erschien. Ein weiteres rudolfinisches Stück ist eine 25 Zentimeter hohe, einzeigerige Türmchenuhr mit eiser nem Räderwerk und Federzug, reich orna mentierten vergoldeten Kupferplatten mit zierlichen Ecklisenen. Der breite Fuß ist mit Arabesken ornamentiert, die Bekrönung bilden eine Glocke mit Obelisk und eine Galerie. Auch diese Uhr gehört zu den Spitzenleistungen der Uhrmacherkunst im ausgehenden 16. Jahrhundert. Schließlich soll noch eine rechteckige kostbare Tischuhr vorgestellt werden, die ihrem Stil und ihrer Bauart nach in der Wirkenszeit Keplers entstanden ist. Die 9/16 cm große Uhr be sitzt bereits Messingräderwerk und wie die vorbeschriebenen Uhren Stahlfederzug und Darmseitenverbindung zum Werk. Die Tischuhr ist aber auch mit Schlagwerk ver sehen und weist erstmals in dieser Zeit einen einstellbaren Wecker auf, demnach die erste in Oberösterreich festgestellte Weckeruhr. Die Schauseite ist reich gra viert und vergoldet und von drei allegori schen Figuren geziert, nämlich die der

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