Oberösterreich, 21. Jahrgang, Heft 2, 1971

Anton Wilhelm Uhren und Instrumente aus der Zeit Johannes Keplers im Linzer Schloß Aufnahmen; M.Eiersebner. In die Lebenszeit Johannes Keplers fällt eine der bedeutsamsten Stufen der Fort entwicklung der Zeitmeßkunst. Waren Uhren und räderlose Zeitmeßinstrumente bis 1570 noch recht selten und nur einem verhältnismäßig kleinen Interessentenkreis zugänglich, so machte gerade im Lustrum, das Kepler erlebte, die Kunst des Zeit messens und das Festhalten des Zeitbegrif fes auf Uhren sprunghafte Fortschritte. Diese Entwicklung lag in einer Richtungs komponente an den klaren Festlegungen einer realen Astronomie, wie sie Kopernikus, Galilei und Tycho dargetan hatten, im anderen Komponentenast im Fortschritt technischer Gegebenheiten, die durch hoch gebildete Handwerker, besonders in den freien Reichsstädten, bewirkt wurde. Waren bis dahin die Zeitangaben ausschließlich nach der Sonnenzeit, also den täglichen Mittagsständen der Sonne, als Ortszeit fest gelegt worden, so kannte man nun auch die Sternenzeit, die am Horizontdurchgang bestimmter Gestirne abgenommen werden konnte. Man hatte den Himmelsäquator in vierundzwanzig Punkte mit je fünfzehn Grad Ausdehnung geteilt und erhielt so vierundzwanzig fingierte Sternzeitpunkte, also wiederum Uhrziffern. Der Meridian durchgang gewisser Gestirne oder Stern bilder erfolgt, jahreszeitlich bedingt, in im mer gleicher Zeitlänge, also in Sternstun den, die durch Umrechnung auf Sonnen zeit auf Uhren übertragen werden konnten. Es ist beachtenswert, daß im Keplerjahr bei gründlicher Durchsicht der Bestände an wissenschaftlichen Instrumenten und Me chanismen gerade eine Sternzeituhr in den Sammlungen des Oberösterreichischen Lan desmuseums entdeckt wurde. 11 k' Die Entwicklung brauchbarer astronomi scher Zeitmesser begann mit dem Einsatz der Magnetnadel in eine Windrose, also der Bildung einer Bussole. Mit ihrer Hilfe konnte man nun, ob Tag oder Nacht, den Polarstern und damit die Nord-Süd-Achse festlegen. Bei Sonnenschein genügte die Aufstellung einer vertikalen Wand in Rich tung West-Ost mit Anbringung eines Gnomons, eines Schattenzeigers, und man war befähigt, vom Höchststand der Sonne auf und ab Zeitstriche anzulegen. Diese Art von Sonnenuhren war im 16. Jahrhun dert überall verbreitet. Da sie von den Arabern erfunden wurden, waren sie in Elfenbein hergestellt und aufklappbar in 18

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