Oberösterreich, 21. Jahrgang, Heft 2, 1971

partie durch einen querverlaufenden Knick nochmals schwer beschädigt; daraufhin wurde es von der Leinenunterlage wieder abgelöst und ohne sonstige Ausbesserung auf einen Karton aufgeklebt''. Das Bild chen wurde also zweimal nach schwerer Beschädigung mit einer Mühe und Sorgfalt restauriert, die zu seinem künstlerischen und materiellen Wert in gar keinem Ver hältnis stand und nach der ersten Beschä digung (wohl zu seinem Schutz) mit dem Namen des Dargestellten bezeichnet. Die Obsorge um das Bildchen galt daher zwei felsohne der Persönlichkeit des Dargestell ten. Diese Indizien führen zu dem SchluiS, daß hier ein bisher nicht bekanntes Por trät Keplers vorliegt (eine malerische Neu fassung nach einem bereits vorhandenen Stich ist auf Grund der künstlerischen Qua lität, der Diktion und des Aufbaues der Malerei auszuschließen). Die Ausstellung hatte den neuesten Er gebnissen der Keplerforschung Rechnung zu tragen. Es wurden deshalb auch die Jahrhunderte hindurch zu wenig beachteten harmonikalen Forschungen Keplers ent sprechend berücksichtigt: Das „Welt geheimnis", ein Buch, über das Kepler Jahr zehnte nach seiner Veröffentlichung aus sagte: „Die Richtung meines ganzen Le bens, meiner Studien und meiner Werke hat von diesem einen Büchlein ihren Aus gang genommen"®, sowie die „Welthar monik", jenes Werk, das Kepler selbst als seine inhaltsschwerste und bedeutendste Arbeit ansah. Der Inhalt der „Weltharmo nik" erfuhr in der Ausstellung eine musi kalische Erläuterung: Die von Kepler ent deckten Konsonanzen zwischen den Win kelgeschwindigkeiten der Planeten wurden, mit einem Monocord ins Akustische über setzt, auf einem von Univ.-Prof. Dr. Ru dolf Haase zur Verfügung gestellten Ton band vorgeführt. Damit wurde nachdrück lich unterstrichen, daß Kepler ungeachtet seiner vielseitigen Interessen seine Lebens aufgabe in der harmonikalen Forschung sah, daß sein Streben zeitlebens danach ging, den Naturgesetzen nachzuspüren, die in gleicher Weise im Makro- wie im Mikro kosmos Gültigkeit besitzen, den Harmo nien, die sich auf der Erde ebenso wie in den Planetenbewegungen manifestieren. Mit der Ausstellung „Johannes Kepler, Werk und Leistung" haben Linz und Ober österreich im Keplerjahr 1971 einen we sentlichen Beitrag geleistet zu den Feiern, die in vielen Städten Europas zu Ehren des großen Gelehrten veranstaltet wurden. 'Zdenek Horsky und Otilie Skopova, Astronomy Gnomonics Prag 1948 S. 28. 2 Zitiert nach Justus Schmidt: Johann Kepler, S. 241 (Linz 1970). ® Richard Rankl, Der Tychonische Sextant ir der Sternwarte Kremsmünster. 89. Jahres bericht des Obergymnasiums der Benedik tiner zu Kremsmünster (1946). ^ Wissenschaftliche Beschreibung und Restau rierungsbericht werden im Jahrbuch des Oö.Musealvereines veröffentlicht. ® Aus dem Vorwort zur Neuauflage 1621.

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