Oberösterreich, 21. Jahrgang, Heft 2, 1971

rate einander gegenübergestellt werden konnten. Die Konfrontation ergab klar, daß der Sextant Keplers nach dem Vorbild des Sextanten Tycho Brahes angefertigt wurde; trotz äußerer Unterschiede, die im wesent lichen auf verschiedene Methoden bei der Konservierung des Metalls zurückzuführen sind, zeigten sich beide Instrumente nahezu ident. Geringfügige Unterschiede in der Ausführung der auf dem Gradbogen an gebrachten Skala, der Visiereinrichtung und der Halterung sind unwesentlich; auch im Handwerklichen geht die Übereinstimmung so weit, daß eine Vermutung, beide Sex tanten könnten von der gleichen Hand ge baut worden sein, durchaus annehmbar wäre. Wohl fehlt der historische Nachweis, daß das heute in Kremsmünster verwahrte Instrument aus dem persönlichen Besitz Keplers stammt; aus seinen Aufzeichnun gen geht indessen hervor,daß ihm ein Gön ner in Prag, der noch vor dem tragischen Ableben Tycho Brahes „in einer Art gött lichen Eingebung schon voraussah, wohin die Astronomie nach dem Verlust des Mei sters (Tycho Brahe) treiben würde"-, einen Sextanten nach dem Muster der Tychonischen Instrumente anfertigen ließ. An den unmittelbaren Zusammenhang beider In strumente und der Beziehung des Kremsmünsterer Sextanten zu Kepler kann kein Zweifel mehr bestehen; anstelle der dies bezüglichen von RankP angenommenen „Wahrscheinlichkeit" läßt sich Sicherheit setzen (Rankl hatte keine Gelegenheit, beide Sextanten unmittelbar zu ver gleichen). Assistenten und Studenten der Hochschule Linz, die nunmehr Keplers Namen trägt, bauten für die Ausstellung nach Plänen von Universitätsprofessor Dr. Konradin Ferrari d'Occhieppo ein elektronisch gesteuertes Bewegungsmodell, das an Hand von Licht effekten den Verlauf der Planetenbahnen nach Kopernikus und Kepler demonstriert und so Keplers Leistung bei der Erfor schung des heliozentrischen Systems an schaulich macht. Ein weiteres Glanzstück bildete eine Rekonstruktion der von Wil helm Schickard unter dem Einfluß Keplers gebauten Rechenmaschine, der nachweislich ältesten Rechenmaschine der Welt. Des wei teren konnte ein vom Wirtschaftsförderungsinstitut Linz angefertigtes Modell der von Kepler konstruierten Zahnradpumpe einschließlich des Ansuchens Keplers zum Schutz dieser seiner Erfindung präsentiert werden. Alle drei Modelle waren Leih gaben des Institutes für Statistik und Infor matik der Johannes-Kepler-Hochschule Linz, Vorstand Univ.-Prof. Dr. Adolf Adam. Viel Beachtung fand ein kleines Porträt (18 X 12 cm, Mischtechnik auf Papier), das verblüffende Ähnlichkeit mit einer Darstel lung Keplers aus dem 17. Jahrhundert zeigt. Es war 1941 in die Sammlungen des Oberösterreichischen Landesmuseums ge langt. Wohl war es als Porträt Keplers in ventarisiert, wurde aber ins 19. Jahrhun dert gestellt. Frau Prof. Gisela de Somzee, Akademischer Restaurator des Oberöster reichischen Landesmuseums, erkannte, daß hier eine Arbeit aus dem 17. Jahrhundert vorliegt. Line erste Reinigung des Bildes brachte zunächst auf der Vorderseite die Aufschrift „Keppler" zum Vorschein. Die mühevolle, mehrere Wochen dauernde Restaurierung ergab sodann, daß das qua litätsvolle Bildchen ein geradezu dramati sches Geschick hinter sich hatte: Seinerzeit unterhalb der Mitte durchgerissen, wurde es zu seiner Rettung und Sicherung auf J..einen aufgezogen, mit großer Sachkennt nis wieder instand gesetzt und über den Kittstellen und Retuschen mit der Auf schrift „Keppler" bezeichnet. In späterer Zeit wurde das Bild oberhalb der Augen-

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