Oberösterreich, 21. Jahrgang, Heft 2, 1971

El'is l Ol I -m Die Ausstellung gab als Einführung zu nächst einen Überblick über Keplers beweg tes Leben, das reich war an Höhe- und Tief punkten, an glänzenden Erfolgen und bit teren Enttäuschungen. Sie bemühte sich so dann, das Werk und die Leistung eines Mannes herauszuarbeiten, der zu Recht als der Erneuerer der Astronomie, der Begrün der der Himmelsmechanik, der Vater der modernen Optik bezeichnet wird, eines Ge lehrten, der darüber hinaus der Wissen schaft Impulse gab, die sich bis in unsere Zeit herein auswirken, der sich niemals damit begnügte, das Sein der Dinge und ihre Eigenschaften festzustellen, sondern sein Leben lang den Ursachen aller Erschei nungen bis in die letzten Hintergründe, bis ins Metaphysische hinein nachspürte. Als Ausstellungsort bot sich der Steinerne Saal des Landhauses an; in diesem Raum erhielten seinerzeit sechs der Kinder Kep lers aus zweiter Ehe die Taufe; im Land haus war Kepler wohnhaft, als im Jahre 1626 die aufständischen Bauern Linz berannten. Der Lebensweg Keplers wurde durch große Reproduktionen historischer Darstellungen der wichtigsten Stätten seines Werdens und Schaffens skizziert: Weil der Stadt, Leon berg, Maulbronn und Tübingen als Statio nen seiner Jugend- und Studienzeit; Graz, wo er seine erste Ehe schloß und mit sei nem „Weltgeheimnis"in der gelehrten Welt erstmals rühmlich bekannt wurde;Prag, wo er nach dem Tode Tycho Brahes zum Kai serlichen Mathematiker ernannt wurde und mit der „Neuen Astronomie" zu Weltruhm emporstieg; Linz, wo er als Witwer seinen Kindern aus erster Ehe eine zweite Mutter gab und in der wohl schöpferischesten Epoche seines Lebens neben vielen anderen Arbeiten das Riesenwerk der „Rudolphinischen Tafeln" vollendete, ein umfangrei ches Lehrbuch der gesamten Astronomie herausbrachte sowie sein größtes, reifstes (und lange Zeit nicht verstandenes) Werk, die „Weltharmonik", schuf; Ulm, wohin er sich zur Herausgabe der „Rudolphinischen Tafeln" zurückzog; Sagau, wo er in Dien sten Wallensteins arbeitete, und schließlich Regensburg, wo sein Leben zu Ende ging. Die Reproduktionen, die den Lebensweg Keplers illustrierten, stellte das Stadt museum Linz zur Verfügung. Werk und Leistung des großen Gelehrten wurden durch Originaldrucke der von ihm verfaßten wissenschaftlichen Arbeiten und, soweit möglich, durch Modelle und gra phische Darstellungen erläutert. Zeitgenös sisches Gerät für astronomische Beobach tungen und Zeitmessung, zumeist kunst voll gearbeitet, belebte die Vitrinen, in de nen die wertvollen Originaldrucke präsen tiert wurden. Die Ausstellung umfaßte insgesamt 126 Objekte; sie war fast zur Gänze auf Leihgaben aufgebaut. Das Gesamtwerk Keplers auszustellen verbot allein schon die Fülle seiner gedruckten Arbeiten; so war von vornherein eine Auswahl zu tref fen, die die wichtigsten und bedeutsamsten seiner Werke erfaßte. Die benötigten Bü cher wurden hauptsächlich aus österreichi schen Bibliotheken und, wenn hier nicht vorhanden, aus West- und Ostdeutschland beschafft. Den Hauptbestand lieferte die österreichische Nationalbibliothek sowie die Wiener Universitätsbibliothek; aber auch die Universitätsbibliotheken Graz, Inns bruck, Klagenfurt und Salzburg, die Stu dienbibliothek Linz sowie die österreichi schen Stiftsbibliotheken, vor allem die Bi bliothek des Stiftes Kremsmünster, stellten bereitwillig ihre Bestände zur Verfügung. Im Ausland waren es das Germanische Museum in Nürnberg, die Stadtbibliothek Ulm, die Universitätsbibliothek Halle, die

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