Oberösterreich, 21. Jahrgang, Heft 1, 1971

Künstleraristokratie seiner Zeit beKerrschte, so dichtete und sang Heindl unbeküm mert im angestammten Dialekt seiner Hei mat". Nach den Anfangserfolgen im be nachbarten Bayern werden die Fresken für die Klosterlandschaft Lambach (Kalvarienbergkirche, Sommerrefektorium), Spital am Pyhrn (Sakristei und Schutzengelkapelle) und Kremsmünster (Kalvarienbergkirche, Akademische Kapelle) als Höhepunkt im Schaffen deklariert. Von den Arbeiten für kleinere Gotteshäuser verdienen vor allem Erwähnung die Fresken in der Wallfahrts kirche Pfarrkirchen, in der Pfarrkirche Viechtwang,der Linzer Maria-Thal-Kapelle, in der überaus reizvollen Kaplaneikirche Kirchberg bei Kremsmünster — einem Ju wel der oberösterreichischen Barocke — und schließlich in den ländlichen Pfarren Hart kirchen sowie Hofkirchen an der Trattnach. Vorbildlich in seiner Art ist der wissen schaftliche Apparat des Buches, der auch den Laien interessieren wird: Topogra phisch und chronologisch geordneter Oeuvrekatalog, Literaturverzeichnis und Anhang mit den Originalkonzepten zu Heindls Werken für das Benediktinerstift Niederaltaich. Besonders dieser Anhang ist für die Erkenntnis der Barockmalerei von Wichtigkeit. Vorbildlich muß auch die Bild ausstattung des Buches genannt werden. Ernst Guldan, Nicht-Oberösterreicher, hat mit seiner Arbeit der oberösterreichischen Kunstgeschichte einen wertvollen Dienst erwiesen. Frank Otten: Ludwig Michael Schwantha1er 1802—1848. Ein Bildhauer unter König Ludwig I. von Bayern. Bearbeitung des graphischen Werkes v. Karl Eidlinger. Mo nographie und Werkverzeichnis. — Mün chen: Prestel-Verlag 1970, 160 Seiten Text, 144 Seiten Bildteil mit 374 Abb., Laden preis S 629.—. Dieses Werk ist als Band 12 von „Studien zur Kunst des neunzehnten Jahrhunderts" im Rahmen des Arbeitskreises Kunst geschichte im Forschungsunternehmen der Fritz-Thyssen-Stiftung erschienen. Es ist wichtig als wissenschaftlicher Beitrag zur Kunst des 19. Jahrhunderts, die immer noch im Schatten früherer Kunstepochen oder im schlechten Image, das ihr von der Moderne gegeben worden ist, gesehen wird. Es ist auch wichtig für die oberöster reichische Kunstgeschichte, wenn wir an den Namen Schwanthaler denken. Der Ururenkel Ludwig ist zu einer selbständigen Monographie gekommen, an die für Tho mas Schwanthaler noch lange nicht zu den ken ist. Somit genießt er unter den 21 be kannten Trägern dieses Künstlernamens aus einer gemeinsamen Künstlerfamilie eine besondere wissenschaftliche Protektion. Welche Bedeutung Ludwig Michael Schwan thaler für Bayern und München zuzumes sen ist, wird deutlich, wenn wir auf seine Autorschaft für die Münchner Bavaria hin weisen. In seinem Großatelier wurde in tensiv an dem Stadtbild der bayerischen Metropole gearbeitet, wie es im 19. Jahr hundert entscheidende Züge erhalten hat. Der Autor untersucht sachlich das künst lerische Herkommen, die Arbeitsweise und die Werke des Bildhauers, die als histori sches Faktum gegeben sind. Die Darstel lung ist in ihrer Wissenschaftlichkeit, aber auch Lesbarkeit vorbildlich. Sie zeigt, wie kunstwissenschaftliche Themen, wenn sie augenblicklich auch nicht im Brennpunkt stehen, überzeugend bearbeitet werden können. Sehr reizvoll ist die Sonderbehandlung des graphischen Werks von Schwanthaler durch den aus Oberösterreich gebürtigen Kunst historiker Karl Eidlinger. In den Zeichnun gen wird die Verankerung dieses Lebens werkes in der Romantik ganz deutlich. In unserer Zeitschrift ist darüber bereits ein eigener Aufsatz erschienen. Für den Fach mann wertvoll ist das eingehend gearbei tete Werkverzeichnis. Benno Hubensteiner: Land vor den Ber gen. Essays, München: Süddeutscher Ver lag 1970,278 S., Ladenpreis S 133.20. Der bayerische Historiker Benno Huben steiner ist den Lesern unserer Zeitschrift gut bekannt. Nach Besprechung seiner „Bayerischen Geschichte" und seines kul turgeschichtlichen Werkes „Vom Geist des Barock" liegt nunmehr ein Auswahlband von historischen Skizzen und Aufsätzen vor, die bisher verstreut erschienen sind und jetzt ein geschlossenes bayerisches Bilder buch ergeben. Es ist ein Thema mit vielen Variationen. Die Darstellungsgabe des Autors kommt reizvoll zur Geltung. Es ist ihm vorzüglich gelungen, ein Gregorovius für Bayern zu werden. Reicher Wissens stoff wird so dargeboten, daß jedes Kapitel mit Vergnügen zu lesen ist. Tatsachen bericht wird stets ergänzt mit Interpreta tion des Bayerischen in allen seinen Ab wandlungen von Johannes Aventinus, dem Humanisten, bis zu Adolf Roth, dem Lan deskundler des 20. Jahrhunderts. Über Letzteren schreibt er: „Und wo er saß, saß Altbayern, die sprichtwörtliche Unverwüst lichkeit unseres Stammes, ein gerades Wort und ein breites Lachen". Diese Etikette gilt ebenso für Benno Hubensteiners „Land vor den Bergen", das für uns Oberösterreicher so wichtig zum Erkennen unserer Eigenart ist. Edmund Baumgartinger: Die Geschichte der Herrschaft Scharnstein. — Selbstverlag der Gemeinde Viechtwang 1970, 277 Seiten, Ladenpreis S 280.—. In diesem Werk sind zwei Arbeiten des einst so verdienstvollen Kremsmünsterer Stiftsarchivars P. Edmund Baumgartinger zusammengefaßt: „Die Geschichte der Herrschaft Scharnstein" und „Die Herr schaft Scharnstein unter dem Krummstab". Der Autor, geboren in Kirchham und ge storben 1958 als Kremsmünsterer Stifts herr, zählte zu der alten Garde der ober österreichischen Landeskunde. Diese Gene ration hat aus den Akten und Urkunden die Grundlagen unseres heimatkundlichen Wissens erarbeitet und besaß überdies noch die Gabe einer zusammenfassenden Dar stellung. Ausgangspunkt ihres Forschens waren die Grundherrschaften, die bis 1848 das Leben im Lande wesentlich mehr be stimmten als der übergeordnete Staat. So wohl im Rechtswesen als auch in Wirt schaft und Steuerhoheit formten sie die Entwicklung. Auf ihrer Wirksamkeit be ruhte auch die kulturelle Entwicklung. So liegen die historischen Wurzeln der heuti gen Gemeinde Viechtwang in der ehemali gen Herrschaft Scharnstein. Sichtbare Zeugnisse der Vergangenheit sind die imposanten Reste der alten Burg und der mächtige Baukörper von Schloß NeuScharnstein. Die historische Entwicklung ist eng mit bedeutenden oberösterreichischen Ge schlechternamen verbunden. Sie beginnt mit den Grafen von Wels-Lambach, die im Hochmittelalter Herren des Traungaues wa ren. Im 13. Jahrhundert wurde Scharnstein ein landesfürstliches Lehen, kam unter die Pfandschaft der Walseer und Jörger — wie der Namen, die in der Geschichte Ober österreichs einen besonderen Rang einneh men. Im Jahre 1625 kam schließlich die Herrschaft im Kaufwege an die Benedik tinerabtei Kremsmünster. Der Autor beschränkt sich aber nicht nur auf die Darstellung der äußeren geschicht lichen Entwicklung, ihn interessiert vor allem das Leben der Bewohner, der Bau ern, der Handwerker und der Sensen schmiede. Wirtschafts- und Kulturgeschichte bilden einen Schwerpunkt seiner Forschung. So ist sein Buch eine tief fundierte Heimat kunde von starkem Lokalinteresse, in glei cher Weise wertvoll für die gesamte Lan desgeschichte. Der Gemeinde Viechtwang ist hohe Anerkennung zu zollen, daß sie neben den Aufgaben für die Gegenwart mit so großem Ernst ihre kulturelle Funk tion wahrnimmt. Das in der Druckerei Weisermühl hergestellte Heimatbuch kann als vorbildliche Leistung herausgestellt wer den. O. W. Die Redaktion der Zeitschrift „Oberöster reich" dankt nachträglich der Nymphenburger Verlagshandlung GmbH. München für die Abdruckgenehmigung zu fünf bis her unveröffentlichten Federzeichnungen aus dem Besitz von Prof. Herbert Lange. Die Reproduktionen erschienen im Aufsatz Herbert Langes „Der Künstler und sein Ort"im vorigen Heft unserer Zeitschrift.

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