Oberösterreich, 21. Jahrgang, Heft 1, 1971

derl" zu lesen. Wir erinnern uns damit der Toten und der Gefahren dieses Berges. Der Traunstein ist kein Modeberg, den man so nebenbei ganz leichtsinnig bezwingt, son dern bis zum heutigen Tag ein echter Berg, der unsere ganze Kraft und Aufmerksam keit erfordert. Auf seiner höchsten Spitze, dem Pyrami denkogel (1691 m) steht das Kreuz der Heimkehrer, das an die Toten beider Welt kriege erinnern soll. Am 20. August 1950 fand die Weihe statt, nachdem 520 Män ner und 80 Frauen als freiwillige Kreuz träger die 1500 Kilogramm schweren Teile des zehn Meter hohen Kreuzes zum Gip fel brachten (H. Loderbauer, 1957). Alle Jahre im August findet eine Gedenkmesse statt, zu der rund 3000 Menschen erschei nen. Jährlich besteigen etwa 6000 bis 7000 Touristen den gekrönten Berg, den die Presse angesichts des Pilgerstromes über schwenglich als „heiligen Berg" Oberöster reichs bezeichnet. Sage und Dichtung Über den Traunstein und die „Schlafende Griechin" gibt es eine Sage, die der Erzäh ler und Dramatiker Ludwig Huna (1872 bis 1945) in seinen Schilderungen meisterhaft hervorhebt und mit der die isolierte StelDie ersten Bergsteiger des Jahres auf dem Weg zum Gipfelkreuz lung dieses Berges wieder deutlich wird: „König Dachstein verbannte den Traun stein aus der Gesellschaft seiner Getreuen und ließ ihn am Rande seines Riesenrei ches stehen. Da schlich in einer hellen Ster nennacht ein treulos Weib herbei und bie derte sich dem Traunstein an. Nun ver fluchte König Dachstein auch das Weib und verbannte es für alle Zeit an die Seite des Traunseegiganten" (1. Jebinger, 1967). Ne ben Hermann Gilms „Traunsteinballade" und Otto Prechtlers Gedicht „Das Kloster am Traunsee" besingen die Tondichter Au gust Pepöck „Sonnenaufgang überm Traun stein" sowie Hans Habert und Sepp Kron steiner diesen Berg (J. Renhardt, 1951). Und für Franz Keim (1840 bis 1918), den Dichter und anerkannten österreichischen Lyriker, war dieser Berg am See Inbegriff der Sehnsucht nach der Jugend, die getra gen war von einem tiefen Heimweh. Schlußwort Oh Berg, der du im Lauf der Jahre uns doch so hart und unverändert scheinst, bist ausgesetzt dem Strom der Kräfte, die deinen Leib erbarmungslos zerschneiden. Noch wölbt sich frei die nackte Stirn nach Nord, auf dolomitisch festem Grund. Wenn Wetter an die Flanken prallen und Wasser in dein Antlitz tiefe Furchen ziehen, wird zur Gewißheit, daß du gleichsam lebst und mit den Jahren alt wirst. Die Pflanzen und so manches Tier ver suchten auch auf deinem Haupt sich fest zusetzen, doch drängtest du sie oft bei ihrem Aufwärtswandern ab. Nur wer sich deinen unwirtlichen Zonen anpaßt, kann bestehen und am Leben bleiben. Nur wer versteht, sich anzuschmiegen an den rauhen Körper, wird, trotzend deiner Kraft, auch höhere Region gewinnen. Und setzt der Mensch den Fuß auf diesen Berg und sucht in dem zerklüfteten Gewirr von Türmen, Kanten, Runsen den flachen Scheitel zu erreichen, um später dann von seinem Gipfel aus Gebirge, Berge und das Land zu seinen Füßen, die Felder, Fluren und der Menschen Fleiß zu preisen, den See und auch die Stadt, die ihm so nah, dann dankt er Gott für all die Kraft, daß er die wunderbare Bergnatur so rein und stark erleben durfte. ANMERKUNGEN Alfred Buttlar Moscon: Ritterliches Weidwerk. — Zs. Merian,12. Jg., Hamburg 1959, 5. 60— 61. Gustav Adolf Gaßner: Das Pflanzen- und Tierleben der Umgebung Gmundens. — Gmunden 1893,128 S. Ekkehard Hehenwarter: Der Traunsee im Brennpunkt naturwissenschaftlicher For schung. — Seenschutz, Schriftenreihe des öst. Wasserwirtschaftsverb., Wien 1961, Verlag Springer, S. 83—87. Josef Jebinger; Der Traunsee. — Gmunden 1967, Salz. Druckerei,52 S. Hermann Kohl: Erfahrungen aus Arbeiten zur naturräumlichen Gliederung in Oberöster reich. — Mitt. d. öst. Geogr. Ges., Bd. 106, Wien 1964, S. 291—303.

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