Oberösterreich, 21. Jahrgang, Heft 1, 1971

stein verbreitet waren. Unter anderem fan den die Raubvögel besondere Beachtung. Der Fischadler (Pandion haliaetus) hatte seine Nistplätze auf den Felstürmen der Nordflanke des Berges. Im Oktober 1882 wurden sechs Fisch- oder Flußadlerhorste auf dem Traunstein erbeutet und mehrere dieser Greifvögel vom Forstpersonal erlegt. Später befand sich auch Kronprinz Rudolf unter den Jägern. Forstwart Oberleitner konnte einen Horst im Klausgraben errei chen und drei Jungadler zu Tal bringen. Franz Flohberger berichtet von einem Fluß adler, der nahe dem Gasthof „Hoisn" einer Seeforelle die Greifer tief in die Schup pen schlug. Der Fisch war jedoch so schwer, daß er nicht über die Seefläche gehoben werden konnte. Hernler jun. und Taxner Johann bestiegen am 29. Oktober 1882 als erste die Spitze des Adlerhorstes, früher Beilstein genannt, und sahen dort einen Horst mit Fischschuppen und Knochen resten, der etwa ein Meter im Durchmesser groß war (H. Loderbauer, Bd. III). Er wurde in die Tiefe gestürzt. Hans Hernler hatte man wegen Wildfrevels zu drei Tagen Arrest verurteilt. Er mußte sich verpflich ten, auf markierten Wegen zu bleiben. Kurze Zeit später jedoch entnahm er einem Horst am Zirlergrat wiederum einen Jung adler. Der Name des Bergsteigerklubs „Wilde Touristen", dessen Mitglied Hern ler war, stimmt uns in diesem Zusammen hang etwas nachdenklich. Im Jahre 1892 gab es am Traunstein nur mehr zwei Horste, einen in Nähe der „Überraschung" und den anderen am „Brand", beide also im Bereich der Nordabstürze. Nun können wir eine traurige Bilanz ziehen. Der jetzt streng unter Schutz gestellte Fisch- oder Flußadler fehlt heute nicht nur im Gebiet dieses Berges, sondern ist in ganz Öster reich im Aussterben begriffen. Daß im un begehbaren Gelände dieses Berges heute zwei Steinadler (Aquila chrysaetos) hor sten, gehört wohl zu den erfreulichsten Be richten aus diesem Naturschutzgebiet. Die Jagd Wird nun ein Lebensraum auf natürliche Weise oder durch menschlichen Eingriff stark verändert, so leidet der Gesamthaus halt in diesem Biotop so empfindlich, daß damit die Tiere und das Wild in ihrer Existenz gefährdet erscheinen. Die Jagd auf „Raubtiere" aller Art unterband die natür liche Auslese auf lange Sicht, und die ge zielten Treibjagden führten zu einer star ken Abnahme der Wildbestände und zur Ausrottung einiger Arten. Heute sind nicht nur die Hege, sondern auch die durch strenge Schutz- und Schonzeiten geregelte Jagd unbedingt notwendig, um einen ge sunden, dem veränderten Lebensraum an gepaßten Wildbestand zu erhalten. Regionalnamen, wie Gamsriesen, Kitzkogel, Adlerhorst und Stutzbüchsenriese,verweisen auf das Vorkommen der Tiere und die Jagd im Traunsteingebiet. Kaiser Maximilian, m ■ ■' Traunseefischer und Traunstein — Bild einer harmonischen Landschaft der letzte Ritter und des Heiligen Römi schen Reiches Erzjägermeister, war im Jahre 1505 nachweisbar zur Jagd auf dem Traun stein. In seinen Schriften „Teuerdank", „Weißkunig" und im „Geheimen Jagd buch" berichtete er über das Gamstreiben und Gamsstechen im Salzkammergut (A. Buttlar Moscon, 1959). Bei aufwendigen Treibjagden wurden die Gemsen aus ihren Hochrevieren in die Nähe der Jagdhäuser getrieben und im steilen Felsgelände mit rund sieben Meter langen Spießen aus der Wand gestochen. Die Damen der Hof gesellschaft konnten bei diesem Massaker bequem zusehen. Unmittelbar nach dem Dreißigjährigen Krieg waren prunkvolle Schau- und Hetzjagden große Mode. Kai ser Leopold 1. kam im Jahre 1680 wegen der in Wien wütenden Pest in das „Land ob der Ens" und hielt 1684 am Traunstein eine Gemsjagd ab, wobei er den „gesambten Schüzen und Hötzknechten" (Treibern) einen Lohn von 334 Gulden Rh. ausbe zahlte (J. Jebinger, 1967). Erst unter Kai ser Karl VI., dem Vater der Kaiserin Maria Theresia, wurden die Gesetze für ritter liches Weidwerk allmählich wieder gültig. Dem Kaiser zur Ehre wurde im Jahre 1732 ein Gamstreiben auf dem Traunstein ab gehalten. Das Kaiserpaar erlegte dabei 60 Gemsen, davon wurden 20 lebend gefan gen, und viele stürzten von den steilen

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