Oberösterreich, 21. Jahrgang, Heft 1, 1971

Feld für pflanzengeographische, ökologische, soziologische und vegetationsgeschichtliche Studien und Demonstrationen. Was macht den Berg und das Seeufer bo tanisch so interessant? Der Berg ist isoliert und deutlich dem Gebirge vorgeschoben. Damit reicht die alpine Flora hier am wei testen nach Nord. Sein Fels läßt eine Zwei teilung erkennen. Die Basis ist aus Dolomit und stark bewaldet. Darüber fällt in Nord und West der Kalk fast frei von Vegetation zu dieser Überschiebungsfläche ab, die sich zur Westwand hin noch vor der Ansetz absenkt und stark verzahnt im übrigen Be reich den stockwerkartigen Verlauf der Pflanzenstufen stört. Durch Gräben und Schluchten bringt das Wasser nicht nur Erdreich und Gestein, sondern auch Pflan zen aus höheren Regionen herab. Beson ders auf großen Schutthalden, wie etwa auf der Steininger Schütt, ist das Dolomit phänomen gut zu erkennen. Hier, wie auch am Miesweg reicht die alpine Flora mit rund fünfzig Arten bis zum See herab. An den Felswänden „Am Mies" und im Bereich der Lainaustiege wächst im Wärmestau des Föhns und unterstützt durch die Reflex wirkung sowie durch den ausgleichenden Einfluß des gespeicherten Seewassers auf die Temperaturextreme eine wärmeliebende Flora. Nach Gras und Erikaheiden mit vereinzelten Schirmkronenkiefern breitet sich neben einer Felsspaltenflora ein Lin den- und Eihenmischwald mit über vierzig verschiedenen Baum- und Straucharten aus, der eine Reliktassoziation aus einer wärme ren Zeitepoche darstellt. Zur Eiszeit war der Traunstein wie ein Nunataker. Die steilen Wände über 1000 Meter Höhe waren frei vom Eis, und ledig lich die Basis war vom Gletschereis umflossen. Nach dem Abschmelzen des Glet schereises wurden die Fußflächen des Ber ges wiederum besiedelt und dazu kamen Pflanzen neu hinzu, die wohl vom Eis ver drängt im Vorland oder auf dem steilen Fels des Traunsteins Zuflucht fanden. Als Beispiel sei die Europäische Silberwurz (Dryas octopetala) erwähnt, die aus den Tundrengebieten Nordeuropas, vor dem Eise fliehend, in unsere Breiten kam und auch am Traunsee eine neue Heimat fand. Auch die durch Moränenstau bedingten Sumpfwiesen am Laudachsee und das Lau dachmoor sind botanisch überaus inter essante Gebiete. Den Bemühungen der Naturschutzorgani sationen ist es zu verdanken, daß der Traunstein mit Landesgesetz vom 22. April 1963 (LGBl. Nr. 28/1963) unter Schutz gestellt wurde (S. Wallner, 1966). Das Na turschutzgebiet liegt in den Gemeinden Gmunden und St. Konrad. Seine Grenzen sind in dem Naturschutzhandbuch für Ober österreich (Linz 1965) angegeben und stim men mit den geographischen Grenzen des Berges fast vollkommen überein. Besonde rer Schutz gilt der alpinen Flora. Nicht nur beeidete Naturschutzwacheorgane des Be zirkes und des Landes, sondern auch das Forst- und Jagdschutzpersonal ist bemüht, die Pflanzenwelt dieses Berges wirksam zu schützen. Die Forstwirtschaft Schon Merian berichtet aus dem Jahre 1677 über eine Fahrt„Von Haistadt bis Gemünd" (F. Lipp, 1959). „Es hat herum sonderlich an dem berühmten Traunstein (dessen Bergs hoher Spitzen mit Holtz überzogen ist und sich weit sehen läßt) an den Bergen genugsam Holtz, daraus man die Kübeln und Zilen oder kleine lange aber schmale und mit einem ströhinen Tach bedeckte Schifflein machen kan, deren ein unglaub liche Anzahl zum Saltzführen verfertigt wird; und sich viel Leute allhie von solcher Zimmerey erhalten." Erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts erhielt der Forst innerhalb der Saline eine selbständige Funktion. Maximilian von Wunderbaldinger konnte als Leiter des Forstwesens den Salzoberamtmann in Gmunden von der Notwendigkeit der Tren nung des Waldwesens von der Saline über zeugen. Im Jahre 1855 wurden im Rahmen der Forstverwaltung Traunstein die Schutz bezirke Schlagen und Traunstein eingerich tet. Das Einriebtungswerk konnte jedoch nicht vollendet werden, da vorerst alle Forstbeamten in der Servituten Regulierungs- und Ablösungs-Lokal-Kommission für das Salzkammergut tätig waren (E. Kol ler, 1970). Das derzeit geltende Operat für die Jahre 1962 bis 1971 weist die Forst verwaltung Traunstein mit einer Gesamt fläche von 6962,92 Hektar aus. Davon ent fallen auf den Traunstein rund 700 Hek tar. Während sich im gesamten Forstrevier die genutzten Flächen mit den unproduk tiven Böden etwa die Waage halten, über wiegt auf dem Traunstein das Kahlgestein mit 456 Hektar gegenüber dem Schutz- (170 ha) und Nutz- oder Wirtschaftswald (74 ha) mit zusammen nur 244 Hektar. Der gesamte Wald ist im Besitz der österrei chischen Staatsforste. Auf der beiliegenden Karte 1:10.000 sind die Forstgrenzen und Waldstücke an den Gehängen des Traun steins deutlich zu sehen. Die Nadelbäume stellen rund ""/s des Holz bestandes, wobei die Fichten bei weitem überwiegen. Lärchen, Tannen und Kiefern sind nur spärlich vertreten. Eine Ausnahme macht die Bergkiefer, die in der Krumm holzregion geschlossene Waldflächen bildet. Der Holzzuwachs ist mit 2V2 Festmeter pro Hektar minimal. Die Bäume werden im Plenterschlag gewonnen und mit Seilwinde, Seilkran oder transportablen Seilbahnen aus unwegsamen Gebieten geborgen. Da an den Steilflanken des Berges große La winengefahr besteht, erfolgt die Holzbringung im Sommer und Herbst zu den zwei Forststraßen, die an den Berg im Norden und Süden heranführen. Die Holzriesen wurden aufgelassen, da die Beschädigung hochwertigen Holzes sehr groß war. Schad holzanfall durch Käferbefall wird nur selten festgestellt. Nur vereinzelt gab es Wald brände. Während des zweiten Weltkrieges wurde durch Feuer ein Kiefernbestand am Überstieg im Bereich des Naturfreunde steiges vernichtet. Das Holz wird den Sägewerken abverkauft, und nur eine geringe Zahl der Bäume aus Hochlagen zwischen 900 und 1100 Metern ist auf Grund der dicht gescharten Jahres ringe als Klangholz für die Klavierindustrie geeignet. Während die großen Schutzwaldgebiete die Tieflagen vor Schnee- und Steinlawinen wirksam schützen, müssen die Siedlungen an der Ausmündung der Gräben und auf den Schwemmkegeln vor Hochwasser und Vermurung gesichert werden. Wildbachverbauungen im Teufels-, Lenzl- und Loidlgraben, im Kaltenbach und in der „Weißen Riesen", sind Maßnahmen zum Schütze des Menschen und der Natur. Am 29. April 1966 hielt der Schutzwald zwischen Lenzlund Fensterlgraben Felssturzblöcke auf, die sich nach starken Niederschlägen von der „Großen Hefenstelle" oder der Westwand des Brandkogels lösten (H. Loderbauer, 1966). Im Forstgebiet des Traunsteins wer den noch an neun Anrainer Holzservitute vergeben, die zusammen einen Umfang von rund 100 Raummeter Brenn- und 20 Fest meter Bau- und Zeugholz pro Jahr auf weisen. Nichts ist reizvoller, als wenn man beim Aufstieg auf den Traunstein vom gehegten Wald in die unberührte Naturwaldzone übertritt, angesichts der Stadt und der vie len Siedlungen im ausgedehnten Kultur land an Berg und See. Die Tierwelt Tiere zeigen in ihrer natürlichen Umgebung ein ganz bestimmtes Verhalten. Sie passen sich der Umwelt an, dem Lebensraum, der ihnen nicht nur Nahrung, sondern auch genügend Sicherheit und Schutz bietet, um sich fortzupflanzen und damit die Art zu erhalten. Mit ihrem arttypischen Benehmen, das auf eine besondere, durch viele Gene rationen hindurch vererbbare Verhaltens weise zurückzuführen ist, erscheint das Tier einem bestimmten Lebensraum oder Biotop eingefügt, einerlei, ob es dort als Einzel lebewesen oder als Träger sozialer Instinkte mit seinen Artgenossen vergesellschaftet lebt. Solche Lebensräume sind im Bereich dieses isolierten Bergstockes deutlich ab grenzbar und in verschiedener Ausbildung erhalten. Abhängig vom Gesteinsmaterial und der Bodenform, von der Lage der Quellen und Gerinne, von klimatischen Höhenstufen und dem Pflanzenkleid sowie von der Auslage zur Sonnenbestrahlung und den regenbringenden Winden, lassen sich viele verschiedene Biotope im Bereich dieses Berges erkennen. Schon im Jahre 1893 erschien von G. Gaß ner eine Beschreibung jener Tiere, die in der Umgebung Gmundens und am Traun-

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