Oberösterreich, 21. Jahrgang, Heft 1, 1971

früh entstehen läßt. Lang andauernde Re genperioden und in allen Jahreszeiten auf tretende Niederschläge fallen in einer Menge von 2000 bis 2500 mm im Jahres mittel. Stauniederschläge und Steigungs regen an der Westwand, von heftigen Ge wittern begleitet,lösen oft Muren und Berg stürze aus. Der Schnee bleibt jedoch ledig lich im Bereich der Nordabstürze, am Lau dachsee und im Lainaubachtal länger als 100 Tage im Jahr liegen. Die Westwand und das Gebiet „Unterm Stein" sind dem Föhn stark ausgesetzt. Der Fallwind prallt an den Fels und an das besonnte Ufer, bestreicht die Hänge und läßt sie früh aper werden. Nur 60 bis 100 Tage im Jahr liegt hier Schnee. Auch durch die reflektierende Wir kung der Seespiegelfläche und die bedeu tende Abstrahlung der Wärme vom Fels her ist hier der Frühlingseinzug eher als anderswo am See. Diese Spalierlage kenn zeichnen blühende Kirsch-, Marillen- und Pfirsichbäume. Während Schneeglöckchen, Frühlingsknotenblumen und Leberblümchen nach langjährigem Mittel am Seeufer schon in der Zeit vom 6. bis 11. März zu blühen beginnen, ist der Frühlingseinzug an den Hängen erst vom 11. bis 21. März und im Gipfelbereich, je nach Schneelage, erst von April bis Mai anzusetzen. Im Sommer, wenn der Ostwind weht, wird das Oberflächenwasser an das Westufer getrieben und kaltes Auftriebswasser an den Flanken des Berges nach oben bewegt. Dann ist ein Bad „Unterm Stein" ein kühles Unternehmen. Weht der Westwind, dann treibt er das warme Oberflächenwasser an den Berg und lädt zum Baden ein. Ledig lich der „Vichtauer" birgt in sich Gefahr. Nicht nur die Westströmung bringt einen über der Vichtau lagernden Kaltluftpolster in Bewegung, sondern auch die aufstei gende Warmluft über der Seefläche saugt an heißen Sommernachmittagen die Kalt luft an. Unerwartet und heftig fällt die Kaltluftwelle auf den See und peitscht sehr rasch die Wogen vor sich her. Am Fuß des Traunsteins, der wie ein Prellbock wirkt, prallt die Flut dann an. Schon vielen ahnungslosen Schiffsleuten brachte dieser Sturm den Tod. So kam es, daß am 6. Ok tober 1857 ein schwer beladenes Markt schiff an der Lainaustiege sank und zehn Personen mit sich riß. An schönen Som mertagen wirken die bergauf und bergab streichenden Hangwinde belebend, die gleich dem Land- und Seewind als kleinräumige Luftströmungen Druckdifferenzen ausgleichen. Sehr oft ist der Gipfel stark umflort, da feuchte Luft vom See in großer Höhe kondensiert. Der Herbst ist die schönste Zeit für den Berggang. In rund 800 bis 1000 Meter Höhe durchstößt man die Nebelzone und läßt das brodelnde Grau und Weiß unter sich. Der Blick vom Gipfel ist zu dieser Zeit besonders schön, da ein mildes Licht die Landschaft in warme Farben taucht. Bei Föhn erst ist der Stein zum Greifen nah und jede Zacke von besonderer Klarheit. Auch die Wolkenformen sind Anzeiger be sonderer Wetterlagen. Nicht umsonst gilt dieser allgemein bekannte Vers, der wohl nur dem Mund des Volkes entspringt und treffend eine Regel wiedergibt: „Hat der Traunstein einen Säbel, wird das Wetter miserabel, hat der Traunstein einen Hut, wird das Wetter wieder gut." Das Pflanzenkleid Seit über hundert Jahren sind Botaniker tätig, die Pflanzen der Seeuferzone und des Traunsteins zu erforschen. G. Gaßner 1893, B. Weinmeister 1956,1959 und 1960, K. H. Rechinger 1959 und A. Ruttner 1960 und 1968 haben die Flora dieses Gebietes ein gehender behandelt, neben vielen anderen Gelehrten, Sammlern und Beobachtern, wie Ronniger, Loitlesberger, Clodi, Dörfler, Watzl, Wiemann, Rosenstingl und Mack, die Herbarien und Zettelkataloge anlegten oder einzelne Standortangaben in den Ver handlungen der Zoologisch-Botanischen Ge sellschaft in Wien veröffentlichten. Im Rah men der „Internationalen Pflanzen geographischen Exkursion durch die Ost alpen (1956)" bezeichneten weltberühmte Gelehrte der Botanik, voran Univ.-Prof. Dr. H.Gams aus Innsbruck,den Traunstein und das Ostufer des Traunsees als bedeutendes Schloß Ort inmitten von Fels, Wald und Wasser, den drei Dominanten der Traunseelandschaft

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