Oberösterreich, 21. Jahrgang, Heft 1, 1971

Spuren der Vereisung sind im Bereich des Traunsteins deutlich zu erkennen. Während der Hocheiszeiten trug die Gipfelfläche eine Eiskappe. Noch während der Riß- und Würmeiszeit mündete der kleine Lainaubachgletscher in den mächtigen Eisstrom des Traungletschers, der an das Steilufer der Westwand prallte und besonders die Felswände „Am Mies" und bei der Ansetz abschliff. Da die Tiefenerosion des Traun gletschers wesentlich größer als die seines kleinen Zubringers aus dem Lainaubachtal war, entstand nach Abschmelzen des Würmeises eine Einmündungsstufe. Heute streicht die Talsohle des Lainaubachtales etwa 80 Meter über dem Seespiegel in die Luft aus. Der Lainaubach hat sich in der Nacheiszeit in diese Konfluenzstufe klamm artig eingeschnitten und sein Wasser stürzt besonders nach großen Regenfällen oder zur Zeit der Schneeschmelze über den noch nicht erodierten Teil der Gefällsstufe. Der Lainaubachfall ist ein bemerkenswertes Na turdenkmal des Traunseegebietes (H. Seidl, 1955). Der Mensch mußte früher diese Ge ländestufe auf Fels- und Holzstiegen über winden. Der Miesweg und die Lainaustiege waren vor Errichtung der Forststraße (1963) die einzige Möglichkeit, um von der See seite her die Mairalpe zu erreichen und den Traunstein vom Süden her zu besteigen. Auch eine Holzriese an dieser Steilstufe be sorgte früher die Talfahrt der Stämme zum Wasser. Vor dem Abklingen der Würm vereisung, deren Moränen in zwei deut lichen Wällen den See im Norden abdämwmm men und in Resten an den Flyschhängen „Unterm Stein" anstehen, kam es noch mehrmals zu Klimaverschlechterungen, die Gletschervorstöße auslösten. Auch der Lau dachsee und das Laudachmoor sind von Moränen umgürtet, die Vorstößen nach Würm entsprechen. Heute ist der Traunstein den abtragenden Kräften stark ausgesetzt. Die chemische Lösungskraft des Wassers (Korrosion), die physikalische Abtragung und Ausnagung des Gesteins durch fließendes Wasser (Ero sion), der Massentransport auf schiefer Ebene (Stein- und Schneelawinen, Muren und Felsstürze) und die sprengende Kraft des Eises bauen den Berg ständig ab und verändern seine Form. Große Schuttfächer umhüllen seine Fußflächen, und allein ihre Namen auf „Schütt" deuten auf die große Anhäufung des Gesteins aus höheren Re gionen (Schütt Karl, Mairaipen-, Traunstei ner-, Johannes-, Graue und Steininger Schütt). Immer tiefer zerteilen Gräben die Flanken des Berges (Durchgrabet, Pech-, Fensterl-, Lenzl- und Brandgraben) und reißen tiefe Wunden, aus denen der zer stückelte und gerundete Fels wie Reis aus einem Sack rieselt (Brunn-, Stutzbüchsen-, Gams- und Weiße Riesen). Die Schuttkegel, deren Bewegung geologisch untersucht wird (E. Hehenwarter, 1961), bestehen aus un gezählten Calzitrhomboedern, die mit ihren Flächen die Zonen bevorzugter Spaltbar keit erkennen lassen. Nicht nur die Berg zerreißungen und regellose Klüftung nach dem Freiwerden der Gesteinsspannungen, sondern auch Flächen und Kanten, wie etwa der Brandgraben und die Westwandkante an der Pauliroute, scheinen Großrhomboedern der Natur zu entsprechen, die von formgebender Bedeutung für das Land schaftsbild sind (R. Moser,1961). Wetter und Klima Der Berg ist dem Alpenrand weit vorge schoben und dadurch den Einflüssen der meteorologischen Elemente stark ausge setzt. Das mitteleuropäische Übergangs klima wird im Bereich dieses Berges durch seine Randlage, durch seine Höhe,durch die Stauwirkung, durch die Seenähe und die Spornlage an einer Föhngasse wesentlich beeinflußt. Einer ]ännerisotherme von — 3 bis — 5 Grad Celsius steht eine Juliisotherme von + 14 bis + 16 Grad Celsius gegenüber. In den letzten Jahren gab es milde Winter und kühle Sommer mit einer mittleren Jah restemperatur von "F 5 Grad Celsius in 1250 Meter Höhe. Im Bereich des Seeufers wirkt die gespeicherte Wärme des Wassers aus gleichend auf den Temperaturgang und be einflußt günstig die Vegetation, ganz im Gegensatz zum Laudachseebecken, in des sen trichterförmige Vertiefung die Kaltluft von den Hängen abfließt und eine Eisdecke Der Traunstein — hoch über waldreichem Flysch und fruchtbarem Moränenland von Gschwandt

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2