Oberösterreich, 21. Jahrgang, Heft 1, 1971

Einfallen der Schichtpakete nach Süd zu er kennen (siehe geologische Skizze nach G. Geyer in E. Spengler, 1929). Die nach Nord gleitenden Gesteinsmassen bildeten Bewe gungseinheiten oder Decken, die auf tiefer liegende penninische und helvetische Fa ziesräume aufgeschoben und über diese hin weg bewegt wurden. Diese Bewegungen waren nicht einheitlich, sondern es bildeten sich infolge der Druckunterschiede, der Wi derlager, der unterschiedlichen Gleitbahnen und Schubkräfte tektonische Störungen in Form mächtiger Brüche aus, die größere Ge steinsdecken in kleinere Bewegungseinhei ten zerteilten. So eine Störung großen Aus maßes ist die Blattverschiehung am TraunSee, eine Querstörung zwischen dem Höl lengebirge und dem Traunstein. Während das Höllengebirge an den zu engen Schup pen gestauchten Schichten der Langbathscholle gestaut erscheint, wurden die Schichtstöße im Bereich des Traunsteins mitgeschleppt und dieser rund fünf Kilo meter weiter nach Nord auf Dolomit und Flysch aufgeschoben (J. Schadler, 1959). Die dabei entstandene große tektonische Kluft wurde von der Traun erweitert, vom Gletschereis ausgeschürft und in geologisch junger Zeit vom Wasser des Traunsees voll gefüllt. Die Blattverschiebung am Traunsee ist durch einen überaus reizvollen Gegen satz seiner Uferlandschaften gekennzeich net (R. Moser, 1960). Der Traunstein gehört zwei oberostalpinen Gesteinsdecken an, der stark bewaldeten Bajuvarischen Dolomitdecke im Norden und an der Basis (Zirler-Berg), sowie der wald armen Staufen-Höllengehirgsdecke, die im Gipfelbereich und an den Südgehängen vor wiegend aus Wettersteinkalk besteht. Der Berg ist somit aus zwei deutlich überschobenen Deckenteilen aufgebaut, die in sich wiederum mehrere Gesteinsschuppen, Ver werfungen und Faltungen als Zeichen inten siver Bewegung erkennen lassen. Die Bajuvarische Scholle des Untergrundes besteht aus Hauptdolomit, einem grau bis braunen, bituminösen Gestein, das meist in mächtige Bänke gegliedert ist. Dolomit verwittert leicht, zerfällt in kleine, würfel förmige Stücke und grusiges Material, das die Humusbildung und den Waldwuchs sehr fördert. Vom Hohen Kamp über die Farngrub zum Zirler Berg fällt dieser stark bewaldete Dolomitsockel nach dem Süden hin steil ein. Der Zirler Berg, der auf seiner Höhe über Plattenkalk eine Juramulde aus Lias-Spongienkalk und Nierentaler Schich ten einschließt, entspricht in seiner Masse dem Hauptdolomit der Langbathscholle. Er ist einem Keil aus Untertriasschichten auf geschoben, denen der stark dolomitisierte Wettersteinkalkturm des Adlerhorstes als losgetrennter Schubfetzen aufgesetzt ist (G. Lahner, 1936). Die Gutensteiner Kalke und Gipslinsen, als Spuren der untersten Triasstufe, sind nur in tiefen Gräben an stehend und verweisen im Zusammenhang mit dem Haselgebirge auf die Bedeutung der salinaren Tektonik im Bereich der Traunstörung (]. Schadler, 1959). Zum Gschliefgraben hin sind Lias-Fleckenmergel N PL N J \\\ V WK VMK^" — '\ vOv N "»rs N- ivir\ Seespiegel 422 m Meeresniveau / Adria Zeictienerkiärung: E = Eocän des Gschiiefgrabens Ni = Nierentaier Mergel KP = Kreideflysch N = Neokommergel J = Bunte Jura-Kieselkalke L = LIasische Spongienkalke G = Grestener Schichten Liasklippe vvr\ ^ KF--^ ~^'mk e 1 km Traunsteinprofil (nach Geyer) PL = Pleckenmergel PK = Plattenkalk HD = Hauptdolomit WK = Wettersteinkalk MK = Muschelkalk y = Gips und Haselgebirge und Grestenerschichten aufgeschlossen. Die ser pfadlose und schwer begehbare Graben stellt eine eng gepreßte Synklinale aus Kreideflysch und Nierentaler Schichten dar, in deren Kern eozäne Gesteine eingefaltet liegen. Die berühmte Fossilfundstätte der „Roten Kirche",in der Nummuliten („Berg mandlkreuzer") gefunden werden, gehört zu den wenigen Standorten fossiler Foraminiferen in den Alpen (R. Moser, 1963). Die keilförmigen Schuppen der bajuvari schen Zone streichen nicht bis an das See ufer, sondern werden im Liegenden von einem Flyschstreifen begrenzt, der bis zum ersten Kalkofen reicht. Direkt an der Straße liegt der Schober Steinbruch aus schwarzem Gutensteinerkalk mit weißen Schichtblät tern aus Gips. Im Hangenden ist wieder Flysch, und damit wirkt dieses Muschel kalkvorkommen wie ein Rammsporn, der sich bei der Blattverschiebung in den Flysch einbohrte. Oberhalb des Steinbruches be finden sich im Buchenwald an der neu an gelegten Forststraße Quarzkonglomerate, Grestener Sandsteine und Fleckenmergel der Juraformation. Der Untergrund besteht noch aus Trümmern von rotem Granit, einem kristallinen Strandsediment der Küste des Liasmeeres. Diese kleine kristal line Juraklippe gilt als geologische Rarität und bedarf einer Unterschutzstellung. Erst nach der Brandwand reicht der Wetterstein kalk, das Hauptgestein der Staufen-Höllengebirgsdecke, bis zum See. Die steilen Wandfluchten bei der Ansetz zeigen einen außerordentlich dichten und äußerst harten, kaum gebankten Algenriffkalk. Der Fels bildet keine homogene Masse, sondern be steht aus übereinandergeschobenen Schup pen, die an zwei Stellen von dunklem Gutensteiner ICalk begrenzt werden. Die nördliche Zwischenlage fußt bei der „An setz" und zieht steil an der Westflanke und im Bereich des Brandgrabens bis zum Fahnelgupf. Der Herniersteig führt vom Brand graben bis zum Überstieg entlang dicht gescharter und steil gestellter Lamellen dieses dunklen Gesteins. Die südliche Zwischen lage beginnt mit dem Lebzelteneck „Am Mies", an einem in Wassernähe unterhöhl ten Felspfeiler, dessen Gestein im Bereich der Überschiebung Harnischflächen und be sonders deutliche Lamellierung erkennen läßt. Diese Schuppe zieht fast senkrecht zum Südwestpfeiler des Traunsteins hoch. In ausgesetzter Mittelpartie folgt ihr der Naturfreundesteig. Der Einschnitt des Lainaubachtales ist keine tektonische, sondern eine durch Erosion entstandene Mulde, die den Kleinen Schönberg als steil nach Süd einfallende Traunsteinschuppe ausweist. Die sanfteren Südgehänge des Berges be stehen bis zur Gipfelzone aus Wetterstein kalk. Das Plateau im Gipfelbereich ist deut lich gegliedert. Parallel zu den Nordabstür zen der „Tirolischen Stirn" ist auf der Hochfläche eine tektonische Einmuldung er kennbar, die an einigen Stellen durch Doh nen trichterförmig erweitert wurde.

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