Oberösterreich, 21. Jahrgang, Heft 1, 1971

Die Notwendigkeit von Ortsumfahrungen begann sich verschiedentlich erst dann all gemein durchzusetzen, als manche Frem denverkehrsorte im Straßenverkehr gerade zu zu ersticken drohten. Wohl muß eine Umfahrung auch von der Schaffung ent sprechender Zubringerstraßen, der Anlage von Parkplätzen und allen jenen Vorkeh rungen begleitet sein, die dazu dienen, daß der Ort nur vom Durchzugsverkehr ent lastet, aber nicht abseitig wird. Dies gilt vor allem auch für die Linien des öffent lichen Straßenverkehrs, deren Haltestellen nach wie vor zentral gelegen sein müssen. Bisher wurden im Bundesland 65 Ortsum fahrungen dem Verkehr übergeben; ins gesamt werden jedoch für 166 Städte und Märkte Umfahrungen errichtet werden müssen. Sehr erfreulich ist, daß in sämt lichen 445 oberrösterreichischen Gemeinden die Ortsdurchfahrten bereits staubfrei sind. Die Sektion Fremdenverkehr der Handels kammer Oberösterreich hat in Zusammen arbeit mit den zuständigen Stellen des Lan des in den letzten Jahren mehrmals um fangreiche statistische Erhebungen über den Ausflugsverkehr angestellt, die sich als sehr aufschlußreich erwiesen haben. Sowohl die für das Mühlviertel wie auch jene im Salzkammergut vorgenommenen Zählun gen vermittelten nicht nur ein Bild, wie stark der Ausflugsverkehr durch die Mas senmotorisierung zugenommen hat,sondern daß z. B. im Salzkammergut auch der grenzüberschreitende Verkehr aus der be nachbarten deutschen Bundesrepublik im Wochenendverkehr sehr maßgeblich betei ligt ist. Der Ausflugsverkehr in das Mühl viertel übertraf an einem schönen HerbstWochenende zahlenmäßig die Gesamt summe der in einem ganzen Jahr gemel deten Fremden. Gerade für den Ausflugsverkehr, aber nicht minder für die Entwicklung, die unter dem Motto „Urlaub am Bauernhof" bekannt wurde, ist der in Oberösterreich besonders forcierte Ausbau des ländlichen Güterwege netzes bedeutsam geworden. Von den 3000 km Güterwegen im Lande wurden 2550 km erst nach dem Krieg ausgebaut und sind 1890 km staubfrei. Allerdings, ab gesehen davon, daß aus dem „Urlaub am Bauernhof" immer mehr die ständige Ein richtung einer auf Dauer gemieteten Zweit wohnung wird, mag die Tatsache Anlaß zu einem bei der Schaffung von Privat quartieren vorsichtigeren Disponieren sein. Ähnliches gilt, wenn auch in völlig ande rem Zusammenhang,für den Bau von Seil bahnen und Liften. Nichts könnte die Dynamik einer Verkehrseinrichtung für den Fremdenverkehr besser demonstrieren als etwa die Entwicklung in Obertraun durch die Dachsteinseilbahn oder der Auf schwung im Pyhrnbahngebiet. Es gäbe je doch auch zahlreiche andere Beispiele auf zuzählen. Mit der Zahl von dreizehn Seilund Bergbahnen, fünf Doppelsesselliften, sieben Einfach-Sesselliften und 190 Ski liften im Gebiet des Bundeslandes scheint jedoch eine Dichte erreicht zu sein, die zu einem sehr sorgfältigen Abwägen weiterer Projekte drängt. Allein die Zahl der Sesselund Skilifte hat sich in den letzten fünf Jahren etwa verdoppelt. Es zeichnet sich immer deutlicher ab, daß, wenn eine Seil bahn, ein Lift und dergleichen für das Ge biet voll zur Wirksamkeit gelangen soll, auch alle ergänzenden Einrichtungen, wie winterlicher Pistendienst, Anlage von Wan derwegen etc. in dem erforderlichen Aus maße vorhanden sein und betreut werden müssen. Die moderne Verkehrsentwicklung und vor allem die Motorisierung des Straßenver kehrs bewirkte nicht nur eine tiefgreifende Umschichtung in der Struktur der Frem denverkehrsbetriebe, sondern zog auch viele neue Aufwendungen mit sich, wie die Schaffung von Parkplätzen, Garagierungsmöglichkeiten usw. Daß auch das Gewerbe in manchen Sparten zunehmend an Bedeu tung für den Fremdenverkehr gewann, er gibt sich z. B. aus der Funktion des KfzMechanikers. In Oberösterreich allein gibt es nicht weniger als 550 Kfz-Werkstätten. Die dem Verkehr zugehörige oö. Fachgruppe der Garagen, Servicestationen und Tank stellen zählt nahezu 900 Mitglieder. Be merkenswert ist auch die große Zahl der Büffets im Bundesland, die einen Stand von 866 erreicht haben, von denen die Mehrzahl Tankstellenbüffets sind. So sehr der Autotourismus einen Wandel herbeiführte, es sei nur noch das Camping erwähnt, die Entstehung der Raststätten an Autobahnen und Fernstraßen, welche funktionsmäßig, allerdings in einem dem Tempo der Zeit entsprechenden Sinne, die einstigen Gasthöfe an den Dorfstraßen er setzen, an das Aufkommen der „Motels" oder etwa an die durch die große Zahl der Selbstfahrer völlig geänderten Konsumationswünsche, so äußern sich jüngstens ebenso wie im Ausland auch in Österreich gewisse Anzeichen, daß neben dem zu er wartenden weiteren Anwachsen der Zahl der eigenmotorisierten Gäste auch die Mas senbeförderungsmittel wiederum etwas an Terrain gewinnen werden. Das Werbemotto „Nimm Urlaub vom Auto ..." verhallt ver schiedentlich nicht ungehört. In diesem Zu sammenhang verdienen die Bemühungen der ÖBB um verkürzte Fahrzeiten und er höhten Reisekomfort erwähnt zu werden. Derartige Maßnahmen von der Verkehrs seite werden sich allerdings nur dann fre quenzmäßig bewähren, wenn sich von den zuständigen Stellen der Zielorte eine ent sprechende Werbung einschaltet. Ähnlich wie beim Straßenbau liegt es viel fach auch am Verkehr, seitens der öffent lichen Hand einem Gebiet in fremdenver kehrsmäßiger Hinsicht Entwicklungshilfe zu leisten. Verschiedentlich sind diesbezüg lich — im Zusammenhang mit den Sanie rungsplänen für die ÖBB usw. — Diskus sionen darüber im Gange, wie diese Ent wicklungsimpulse finanziert werden sollen. Die Tendenzen, für Zug- oder AutobusAndenkenartikel gibt es ohne Zweifel mehr als genug. Man hört jedoch immer wieder die Klage, daß diese vorwiegend als Massenartikel hergestellten Souve nirs keineswegs den Charakter der be treffenden Gegend in liebenswürdiger Weise wiedergeben. Dabei stehen uns gerade in Österreich eine unzählige Menge an Vorbildern zur Verfügung, die es möglich machen, liebenswürdige und gefällige kleine Dinge zu schaffen, die die Finanzen des Gastes nicht allzu sehr belasten und die dennoch in ge rechter Form aus der Folklore unseres Landes herauswachsen. Die weststeirische Glashütte Ober glas AG hat nun eine Souvenir-Serie herausgebracht, die in ihrer Gestaltung so gehalten ist, daß man sie als ge samt-österreichische Andenken sicher gerne mitnimmt. Die Dinge haben dar über hinaus einen nicht unerheblichen Gebrauchswert. Es handelt sich durch wegs um mundgeblasenes Glas, mit bunten Motiven, die von OriginalBauernmalerei abgeleitet sind. Die Dekore sind in Rot und Weiß gehalten, das Glas ist in einigen Fällen kristall klar,in einigen hafenfarbig grün.

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