Oberösterreich, 21. Jahrgang, Heft 1, 1971

die Gruppen der roten Weidenröschen, Di steln, Mohn, an die goldgelbe Nachtleuchte, Seifenkraut, Kompositen und viele andere mehr. Die Wiederbegrünung kann freilich gefördert werden, aber der alte Zustand wird dann durch eine ortsfremde Vegeta tion ersetzt (Fremdsträucher, Lupinen). Auch sei auf die gängige Forderung hinge wiesen, daß man die Schäden von Insek tengradationen u. a. durch die biologische Bekämpfung ausgleichen könne. Diese ist jedoch technisch gesehen ein sehr komple xes, teures und trotzdem unzuverlässiges Unternehmen, das nur dem Biologen be wußt sein kann, der sich jemals damit be faßt hat. Wir müßten uns also fallweise mit der chemischen Bekämpfung abfinden, bei der nur das Anwendungsmaß kontrol liert werden soll. Unwiderlegliche Tatsache ist ja in allen diesen Dingen, daß die Natur Ausgleiche setzt, an die sich der Mensch in verhältnis mäßig kurzer Zeit eingewöhnt und die er sodann als einen stabilen Status betrachtet. Im Ursprung war das Land mit Wäldern überzogen. Der Mensch hat gerodet und gewerkt und eine Landschaft erzeugt, die nunmehr akzeptiert wird, als wäre sie 43 immer dagewesen. Da ist z. B. der Mittelteil unseres Landes, der jetzt begeistert als „der bäuerliche Gottesgarten" gepriesen und ge lobt wird. Im Wesen ist dies die vom Öko logen so bezeichnete Kultursteppe, die frei lich wegen ihrer parzellierten Flächenteilung nicht so monoton wirkt wie die Getreide plantagen anderer Länder. Die eingestreu ten Gehöfte, Obstgärten, Baumreihen und Hecken wie auch die Weideflächen wirken auflösend und lassen auf Rainen, in ihren Nischen und Winkeln immer noch den Raum für die Existenz anderer naturnähe rer Reste. Wir erfreuen uns an den wogen den Feldern, am reifenden goldenen Ge treide, an den Blumen des Angers und an den Früchten des Obstgartens. Auch die Aspekte der vorsommerlich leuchtenden Löwenzahnwiesen und später, je nach Orts lage und bis zur Mahd,die bunten Blumen wiesen erfreuen unseren Rundblick. Leider genießen diese Kinder der Vegetation nicht immer die Sympathie des praktischen Land wirtes. Der Übereifer der Landwirtschafts organisationen tendiert verständlicherweise dahin, aus dem letzten Quadratmeter Boden Nutzen zu ziehen und die Scholle zu ver ändern. Dem Schützer unserer Landesflora liegt je doch daran, Reservate zu schaffen, die der rezenten, noch ursprünglichen Vegetation die Existenz sichern können. Zur großen Bedeutung unserer Wälder, insbesondere der Mischwälder, ihrer Erhaltung und Re generation braucht hier nur erwähnt zu werden, daß die Forstwirtschaft zu neuen Einsichten, Praktiken und Methoden über gegangen ist, die auch im Zusammenhang mit den Problemen des Hochwasserschutzes nur positive Auswirkungen haben können. Der durchforstete, hochstämmige TannenFichtenforst, oft genug poetisch besungen, hat ohne Zweifel ein gesundheitsfördern des Innenklima, sein Innenraum wirkt auf unser architektonisches Gefühl. Ansonsten sollen die Wälder auch als Fundgrube für die Pilzesammler erwähnt werden, da in dieser Tätigkeit eine Gelegenheit zur wirk lichen Erholung und zur Lebens- und Ent deckerfreude enthalten ist. Die oft radikalen Eingriffe in die Natur durch die technischen Projekte sind land schaftlich gesehen durchaus nicht immer von Nachteil, ja sie tragen oft in vorteil hafter Weise zur Hebung des Landschafts bildes bei. Gemeint sind hier in erster Linie die Stauseen der Großkraftwerke, die auch für Fauna und Flora neue Lebensräume schaffen. Abgesehen von der Notwendigkeit der Landschaftspflege und der Schaffung von Erholungsräumen ist die Gründung echter Links: Die kleine Flora an der Quelle. — Rechts: Seerosenlandschaft im Grabensee. — Fotos Prillinger

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