Oberösterreich, 21. Jahrgang, Heft 1, 1971

•v . # ::: y ^ Jl ■. ^ VTier- und Pflanzenschutz ausgegangen, so lange nicht Industrialisierung, Technik, Konsumübersteigerung und andere Folgen der Zivilisation drohende Gefahren herauf beschworen und damit eine komplizierte Problematik hinsichtlich der Biosphäre er zeugt haben. So überdecken denn diese für den Menschen nun brisant werdenden Pro bleme auch zur Zeit noch den wahren Na turschutz, das heißt, die Erhaltung und Be trachtung der Natur um ihrer selbst willen. Die Natur von ihrem Kleinsten herauf (es sei erinnert an den Lehrsatz „natura in parvis maxima") bis zu ihrem großen Ge samtgebäude ist für unsere geistigen Kul turkreise so dominant, daß wir den Blick der Menschen in vermehrter Form auf die kleinen Elemente des Ganzen hinlenken sollen, damit wir die Dezimierung der For menfülle hintanhalten können, jenes Le bens, das sich ohnehin schon in den kleinen Reliktstatus zurückziehen mußte. Auch braucht die Naturwissenschaft unter allen Umständen Enklaven und Reservate für ihre Forschung und das Studium in den ursprünglichen Zusammenhängen der biolo gischen Evolution. Schließlich lebt die ge samte Menschheit von den Erkenntnissen und Ergebnissen der naturwissenschaftli chen Forschung. Dauernd verändert sich die Natur in ihrer qualitativen und quantitativen Formation. Unser Land hebt sich zufolge tektonischer Vorgänge sachte und allmählich, so daß sich die Zuflüsse der Donau auf deren Pegel hin eintiefen müssen. Großräumige klima tische Einflüsse ändern das Gesicht unserer Landschaft und in kleinräumiger Form werden sie sogar oft sehr rasch wirksam (etwa wenn wir einige aufeinanderfol gende warme Jahre haben, wie 1946 bis 1948). Wir merken das auch sofort am Zunehmen oder am Verschwinden verschiedener typischer Pflanzen und Tiere. Zu all dieser natürlichen Fluktuation addiert sich der sehr wesentliche Störungs einfluß seitens der menschlichen Kultivation, Boden- und Vegetationsnutzung, die seit historischer Zeit in unserem ver hältnismäßig kleinen geographischen Raum ein Mosaik von eng ineinander verschach telten Wirtschaftseinheiten geschaffen hat. Das sogenannte Gleichgewicht in der Natur ist kein absolutes Gesetz im Sinne einer doktrinären Vorstellung, daß die Natur Störungen im gleichen quantitativen und qualitativen Wert wieder ausgleicht. So vorgestellte Gleichgewichtszustände beste hen wohl oft langzeitlich, aber jedenfalls zeitlich begrenzt. Von welcher Ursächlich keit immer diese Störungen kommen, wird die Natur einen Ausgleich setzen — viel leicht in Form der von uns so genannten Se kundärformationen —, die freilich nicht im mer unseren Vorstellungen entsprechen, die aber auch zweifellos eine Fülle neuer Reize bieten können. Ein solcher Ausgleich bleibt eben auch Natur. Ist der Boden oder der Berg durch irgendwelche Ursachen verwun det worden, so wird die Natur diesen Zu stand, wenn auch nicht in ungeduldig er warteter Sofortigkeit, aber doch mit Sicher heit sanieren. Es kommen da die Pionier pflanzen, zuerst Flechten, Moose und Grä ser, dann aber eine Ruderalgesellschaft, die in ihrem Artenreichtum und in ihrer Far benfülle so reizvoll sein kann, wie andere blumenreiche Gefilde. Man denke nur an

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