Oberösterreich, 21. Jahrgang, Heft 1, 1971

Hellmut Titrsky Die oberösterreichischen Städte als Faktor in der Fremdenverkehrswirtschaft In der Veröffentlichung „Ergebnisse der Volkszählung — Oberösterreich'" sind die Städte besonders gekennzeichnet. 16 Städte sind in unserem Bundesland aufgezählt: Bad Ischl, Braunau, Eferding, Enns, Frei stadt, Gmunden, Grein, Grieskirchen, Linz, Ried i. I., Schärding, Schwanenstadt, Steyr, Steyregg, Vöcklabruck, Wels. Von 1,131.623- Oberösterreichern wohnen 374.442 in diesen Städten, was genau 33 Prozent entspricht. Bereits auf den ersten Blick kann festgestellt werden, daß die Struktur dieser Gemeinden sehr heterogen ist: Während z. B. Bad Ischl ein welt bekanntes Heilbad und Gmunden ein Er holungszentrum ersten Ranges sind, müs sen Linz, Steyr, Enns, Wels als Wirtschafts und Industrieorte angesprochen werden. Als Konsequenz daraus ergibt sich, daß die Besucher unserer Städte aus ganz verschie denen Interessentengruppen stammen, daß die Aufenthaltsdauer der Gäste mit dem Angebot in Zusammenhang gebracht wer den muß, und daß aus Besucherkreis und Aufenthaltsdauer auch der wirtschaftliche Nutzen für die Gemeinde resultiert. Viel größer jedoch als die Unterschiede zwischen den Städten sind die Divergenzen zwischen Stadtgemeinden und Landgemein den. Daraus ergibt sich auch eine Defini tion, oder besser gesagt, eine Beschreibung des Stadtcharakters: Unter „Stadt" versteht man heute® eine größere geschlossene Sied lung, die im Unterschied zum Dorf einen Sammelplatz von Gewerbe und Industrie, Handel und Verkehr darstellt. Zum Begriff „Stadt" gehören auch Merkmale wie dichte Verbauung, soziale Schichtung mit fort geschrittener Arbeitsteilung, zunehmende Citybildung usw. Meistens war und ist die Verleihung des Rechtes, sich S:adt nennen zu dürfen, mit einem feierlichen Verwal tungsakt verbunden. Auch die Einwohner zahl spielt keine entscheidende Rolle, sonst wäre z. B. Steyregg, das heute nur 2825 Einwohner zählt,schwerlich Stac.t geworden. Der wirtschaftliche Erfolg de:; Fremden verkehrs — so augenscheinlich er ist — muß durch Zahlen erwiesen werden. Städte') Ein- Ankorr- Nächtiwohner®) mende gungen") Oberösterreich 1,131.623 898.9jl9 6,077.694 1. Bad Ischl 12.703 42.925 418.298 2. Braunau 14.457 14.748 40.572 3. Eferding 3.153 1.901 2.205 4. Enns 8.919 5.433 6.095 5. Freistadt 5.375 7.669 13.510 6. Gmunden 12.518 37.139 177.829 7. Grein 2.518 3.775 17.913 8. Grieskirchen 4.137 2.586 5.259 9. Linz 195.978®) 139.586 234.814 10. Perg 4.106 1.145 3.815 11. Ried/Innkreis 9.471 10.178 24.501 12. Schärding 5.710 13.247 53.315 13. Schwanenstadt 3.853 1.8;68 4.039 14. Steyr 38.306 17.086 39.912 15. Steyregg 2.825 — — 16. Vöcklabruck 9.353 5.635 10.513 17. Wels 41.060 36.2j85 76.917 Städte gesamt 341.206 1,129.507 ALLE SORTEN GASFEUERZEUGE 4020 Linz, Hauptplatz 22 REISEANDENKEN Tel. 51 488 und 2528 14 SCHACHSPIELE Betrieb: MelicharstraSe 4a Glas- und Porzellanmalerei Glas- und P o r z e I La n f o t o g r a f I e Goldrömer, geschliffen, mit Musik Aus dieser Übersicht sind einige Zahlen besonders bemerkenswert. Während rund ein Drittel der Bevölkerung Oberösterreichs in den Städten wohnt, beträgt der Prozent satz der ankommenden Fremden in unseren Städten 38 Prozent aller Gäste unseres Bundeslandes. Auf die Städte entfallen al lerdings nur 18,5 Prozent aller Nächtigun gen. Dieser Anteil sinkt beträchtlich, wenn man die besonders hohen Nächtigungszahlen von Bad Ischl und Gmunden ausklam mert, weil sie als Kurorte gelten. Das Ver hältnis zwischen ankommenden Fremden und ihren Nächtigungen ist leicht zu deu ten. Städte, wie Eferding, Enns, Freistadt, Ried i. Innkreis und ähnliche werden wegen ih rer schönen Lage, ihrer Kunstschätze, ihrer Baudenkmäler oder aus historischem Inter esse besucht. Sobald man alles Interessante besichtigt hat, wird die Reise fortgesetzt. In Städten, wie Steyr, Braunau, Schärding und Wels kommen Besuche aus geschäft lichen Interessen hinzu, und für Linz sind noch zwei weitere Faktoren in Betracht zu ziehen, nämlich die Tatsache, daß Linz als Hauptstadt des Bundeslandes Sitz der Zen tralbehörden ist und von hier die Donau schiffahrt nach Westen und Osten ihren Ausgang nimmt. Bad Ischl, Gmunden, Grein usw. sind an dererseits Städte, die man nicht bloß be sichtigt, sondern in denen man zur Kur oder zur Erholung auch längere Zeit ver weilt. Wie immer die Motive des Aufenthaltes der Gäste in unseren Städten gelagert sein mögen, die Nächtigungszahlen sind eine Tatsache, die sich nicht nur zahlenmäßig erfassen, sondern auch im Umsatz von Wa ren und Dienstleistungen, also finanziell, ausdrücken läßt. Aus dem Gaststättenver zeichnis 1971 für Oberösterreich ist ersicht lich, daß der Durchschnittspreis einer Näch tigung in gewerblichen Betrieben unserer Städte etwa mit S 80.— anzusetzen ist (ein international gesehen sehr bescheidener Preis). Das ergibt mit der Nächtigungssumme multipliziert S 90,360.560.—. Der größte Teil dieser Einnahmen fließt dem Beherbergungsgewerbe zu, denn ge rade in den Städten sind nur sehr wenige Privatquartiere für den Fremdenverkehr vorhanden.

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