Oberösterreich, 21. Jahrgang, Heft 1, 1971

Waldstimmung — Böhmerwald? — Bergwald? dies alles, was noch nördlicher ist: die schweigenden Wälder, die schweigenden Hügel, das schweigende Land — dieses alles muß Ihnen fest im Auge haften, ehe Sie sich umwenden dürfen nach A. Man erkennt es nämlich nur dann ganz, wenn man auch um das Frühere weiß. Von allem, was jenseits ist, liegt ein Stück im Herzen von A." „Sie müssen A.",sagte Kent zu mir,„von der Mitte her zu erkennen trachten. Sie müssen auf seinen höchsten Berg steigen, dann haben Sie das ganze Land zu Ihren Füßen. Nur dürfen Sie dem Versucher nicht unterliegen — er wird auch Ihnen zuflüstern: siehe, ich schenke dir alles, was du hier siehst, wenn du niederfällst und mich anbetest. Glauben Sie mir aber: das ist noch immer eine Lüge und besonders im Falle von A. Dieses Land kann man niemals zu eigen haben und niemand wird jemals seine Seele erobern können. Die es zu besitzen wähnen — wie man Geld besitzt — wissen nicht, daß man nur ein Phantom in der Hand hält, wenn man es fest zu fassen glaubt. Man kann in A. nichts tun, als auch noch sich selbst hineinwerfen in die Fülle dieses Landes,in dieses Herz von einem Land,welches sich in so vielen verschiedenartigen Gesichtern zeigt, daß es gar nicht möglich ist,ihre Summe jemals zu kennen. Erst wenn man sich hineinschenkt in dieses Land,kann man an seiner Unergründlichkeit teilhaftig wer den,eher nicht. Sie müssen drum A. von der Mitte her suchen. Anders finden Sie es nicht." „Sie müssen so nach A. fahren, daß Sie am frühen Morgen ankom men",sagte mein Freund Solberg.„Dann müssen Sie stillhalten, bis der Tag ganz erwacht ist — und dann werden Sie alles wissen: den Beginn und auch die Richtung dieses Landes. Sie werden den Rhythmus erkennen, in dem es atmet, und Sie werden spüren, daß es nur so und nicht anders sein kann. Der frühe Morgen entfaltet ja für einen Augenblick die Rätsel eines Landes. So wie sich der Tag aus den Wiesen erhebt,aus den Bauerngärten und aus dem silbrigen Horizont — so wächst auch die Geschichte der Menschen aus ihrem

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