Elfriede Prillinger Die Reise Fotos: H. G. Prillinger „Sie müssen", sagte mein Freund Miller zu mir, „sowie Sie in A. angekommen sind,die Augen schließen. Man muß zuerst den Geruch dieses Landes in sich aufnehmen,diesen eindringlichen Duft der wil den Schafgarbe, der im Sommer über den Wiesen liegt, und der bis in die Städte hinein zu spüren bleibt als ein leises unantastbares Parfüm, das sogar den lästigen und aufdringlichen Gestank der Autos überwindet. Und wenn es nicht Sommer ist, dann werden Sie den Wind rie chen, der von den Bergen herunterkommt. Es ist ein scharfer Wind, er geht bis ins Innerste, und was nicht aus einem wahrhaften Keim aufgewachsen ist, das bläst er mitleidlos fort. Dieser Wind sticht in der blaut — und dieser Wind läßt nur das groß werden,was ihn nicht fürchtet. Sie müssen also, sowie Sie ankommen, die Augen schließen — dann werden Sie sogleich erkennen,wo Sie sind." „Sie müssen", sagte mein Freund Wonk zu mir, „sowie Sie in A. angekommen sind, die Augen weit aufmachen. Man muß zuerst das Bild dieses Landes in sich aufnehmen, diese vielfältige Landschaft, dieses herbe Panorama der Berge und Wälder. Die blügel dort sind lebendig gewordene Aquarelle, immer anders und immer schön; im Sommer:die Felder bestellt,die Wiesen im Blühen,überall wächst die Frucht heran — und dagegen das fierbstbild: da die Erde hingibt, was sie hervorgebracht hat, und selbst wieder ruhig und wartend in sich zurücksinkt. Es geht nichts über die Schönheit ruhiger Äcker spät im Oktober, wenn das schräge Licht einer kühlen Sonne an ihnen vorüberstreicht. Sie müssen die Augen weit aufmachen —" „Sie müssen", sagte Trithuus zu mir, „langsam und behutsam von den Rändern her in das Land eindringen. Sie müssen es von allen Seiten suchen, vom Osten her, wo es weit und flach ausgebreitet liegt, wo der Wind aus der Ebene wie eine fremde drängende bband herübergreift in die Weinberge und in das Schilf des Sees. Und Sie müssen im Süden von den Pässen her kommen, die die Sprache ".a; ,'v S- - , . Die Abbildungen zu dieser poetischen Skizze stehen in keinem unmittelbaren Zusammenhang mit dem Text. Sie wollen eine selbständige bild nerische Aussage geben. — Im Bild: Steinplatten am Wege zum Kalvarienberg in Gösau
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