Oberösterreich, 21. Jahrgang, Heft 1, 1971

und Zerstörungen suchten es heim, immer wieder aber fanden die Mönche die Kraft zum Wiederaufbau; darüber hinaus hat es viel für dieses landwirtschaftlich arme Ge biet getan. Besonders Abt Martin Greysing hat in der ersten Hälfte des 17. Jahrhun derts durch seine Glashüttengründungen und die von ihm eingeführte Perlenfischerei viel zu einem wirtschaftlichen Aufschwung beigetragen. Daneben gibt es bereits seit 1580 eine Brauerei, die auch heute noch guten Klang bzw. gutes Bier hat. Sechs Granitwerke und seit 1959 ein vom jetzigen Abt ins Leben gerufenes Holzpiattenwerk werden betrieben. Letzten Endes darf man die als Winterschule geführte Landwirt schaftsschule nicht vergessen, die seit 1924 der bäuerlichen Jugend zur Verfügung steht. Die Kirche von Schlägl ist im Kern noch gotisch, wenn auch stark barockisiert; die Umbauten haben vor allem nach den Zerstörungen im Bauernkrieg von 1626 ein gesetzt. Unter dem westlichen Chorjoch wurde vor kurzem die romanische Krypta aufgedeckt; besonders eindrucksvoll ist der achteckige Pfeiler inmitten des quadrati schen Raumes mit seinen schönen Knos penkapitellen. Das Stiftsgebäude ist in der Hauptsache ebenfalls nach 1626 entstanden. Hervorzuheben wären die Gemäldegalerie, die 1830 begonnen, doch erst 1852 fertig gestellt worden ist, und die Bibliothek, de ren neuer Saal 1898 erbaut wurde. Aber nicht nur dem Kunstinteressierten bietet Schlägl seine Schätze, auch der Na turliebhaber kommt hier auf seine Rech nung. Nicht umsonst wird Aigen das „Tor zum Böhmerwald" bezeichnet. Ob im Som mer oder im Winter, immer bieten sich zahlreiche Möglichkeiten, sich in der freien Natur zu bewegen, sich vollzutanken mit Ruhe und guter Luft. Das gesamte Ein zugsgebiet zum Böhmerwald, vor allem der Hochficht, ist ein ideales Skigebiet und gibt durch seine konstante Schneelage meist bis lange ins Frühjahr hinein Gelegenheit, dem Skisport zu huldigen. Im Sommer und Herbst wiederum bieten sich zahlreiche Wanderwege und Ausflugsmöglichkeiten an. Von Aigen erreicht man z. B. leicht die blau-weiß-blau markierte Route des Nordwaldkammweges, der in einer Länge von 110 km vom Dreisesselberg in Bayern quer durch das nördliche Mühlviertel, oft ganz nahe der tschechischen Grenze, bis zum Nebelstein im niederösterreichischen Waldviertel führt. Neben verschiedenen anderen Ausflugs möglichkeiten gibt es auch den sogenannten Waldsteig, der von Aigen aus angelegt wurde. Durch die Waldgasse verläßt man den Markt, sanft ansteigend gelangt man zum Stifter-Denkmal und zur Stifter-Her berge und wandert dann fast eben weiter in Richtung Oberhag, an den Schweden schanzen vorbei. Nach Querung der Krummauer Bundesstraße führt der Weg nahe an der Grenze zum Iglbach; durch wunderbaren Hochwald geht es nun in die Bayrische Au,einem Moorgebiet, das beson ders für Botaniker interessant ist. Wieder kommt man an die Bundesstraße und von hier in westlicher Richtung zum Schwarzenbergschen Schwemmkanal. Schon 1790 wurde durch diese Wasserstraße eine Ver bindung von der Moldau über die Große Mühl zur Donau hergestellt, sie diente der Beförderung von Holz; noch 1868 wurde der Kanal vertieft und verbreitert, um auch Stammholz in ihm befördern zu können. Erst die Mühlkreisbahn machte ihn un nötig. Die Erbauer des Kanals waren Inge nieur Josef Rosenauer, nach seinem Tode Ing. Kraut und der später als Schwemm kassier in Untermühl und als Schloßpfleger auf Neuhaus tätige Josef Schober. An den verstreut liegenden Häusern von Grünwald vorbei, führt nun der Weg auf den 1077 m hohen Bärenstein; über weitgedehnte, schwarzblaue Wälder reicht der Blick bis zum Moldau-Stausee. Wenn das Wetter günstig ist, leuchten auf ihm, gleichsam als Gegensatz zum dunklen Hintergrund, die weißen Segel der Boote und aus dem Wald steigt der Würfel der Ruine Wittinghausen empor. Die Fernsicht erstreckt sich nach Süden aber auch über das Mühlviertel hin weg bis zum Kamm der Alpen am Hori zont. Über weitere Aussichtspunkte, wie z. B. Hochbuchet oder Liebesfelsen, führt der Weg zurück zum Ausgangspunkt. Doch nicht nur an Naturerlebnissen ist dieser Landstrich reich. Freistadt, das „Ro thenburg des Mühlviertels", die einst so gemütliche Studentenstadt („Aist-Jena"), zieht jeden Besucher in ihren Bann. Wie ein Stück Vergangenheit schmiegt sich die mit Mauern und Graben umgebene Stadt in die wellige Landschaft, an drei Seiten von Hügeln eingeschlossen, nur nach Sü den, der Landeshauptstadt zu, geöffnet. Rings um den alten Mauergürtel wachsen die modernen Stadtteile empor, bergen in ihrer Mitte den ursprünglichen Kern und bezie hen aus ihm Kraft zum täglichen Leben. Beherrschend über dem Gewoge der Dächer erheben sich der Bergfried der landesfürst lichen Burg und, von der Mitte der Stadt ein wenig nach Süden verschoben, der ba rocke Turm der Stadtpfarrkirche. Diese be schwingte Harmonie eines Stadtbildes voll enden der Turm des Linzer Tores auf der einen Seite, die Frauenkirche am nördlichen Ende der inneren Stadt und schließlich der Scheiblingturm an der Nordwestecke. Eng zusammengeschlossen ist die Altstadt; rings um die Mauern liegt noch der Kranz der alten Vorstädte, die teils wohl die ur sprünglichen Niederlassungen darstellen, wie die Zaglau und Pregartsdorf, teils erst im Mittelalter für die „lärmenden und stin kenden" Gewerbe entstanden sind; diese Handwerke durften einst nämlich nicht in nerhalb der Stadtmauern ausgeübt werden; Namen wie Lederertal und Schmieddorf erinnern daran. Andere Erwerbszweige be nötigten wiederum viel Wasser für ihre Arbeitsvorgänge und ließen sich deshalb am fließenden Wasser nieder, so die Weier mühle, das Bad, die Bleiche und die Einsetz. Von diesen Randsiedlungen aus dehnte sich im Laufe der Jahrhunderte die Stadt aufs flache Land hinaus, sich verbindend mit den alten bäuerlichen Einzelhöfen, wie Fleisch hof, Fossenhof, Kellerbauer, Gänsecker, Manzenreiter. Das Zauberhafte dieser Stadt liegt in ihren Mauern eingeschlossen, ein gebettet im Grün der Gärten und Anlagen, die sich im ehemaligen Stadtgraben breit machen. '4

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