Oberösterreich, 21. Jahrgang, Heft 1, 1971

Dieser Zentralraum ist es auch, der die Herzen der Besucher gleichsam auf den ersten Blick gewinnt. Hier wechseln leicht wellige Hochflächen mit tief eingeschnitte nen Tälern,schattenverheißenden Waldkup pen, sonnigen Feldern und Wiesen, hier lie gen die Einschichthöfe inmitten ihrer Gründe und die freundlichen Siedlungen, einmal in einer Talsenke, dann wieder als Bekrönung einer Hügelschwelle; es gibt zahllose Marterl und Kapellen und viele Burgplätze, Ruinen und bewohnte Schlösser. Doch selbst in dieser Mittellage wandelt sich die Landschaft vom manchmal fast verspielt Fröhlichen im Westen bis zum herben, je doch schönen Ernst im Osten. Im Osten sind die Hügel höher, die Hochflächen selte ner und der Wechsel im Bergauf und Berg ab häufiger. Die Landschaft des Mittelteiles ist in ihrer Gliederung also gerade ent gegengesetzt der des nördlichen Waldgür tels. Vom Süden nach Norden, vom Westen nach Osten ändert sich das Landschafts bild also ständig, und doch bildet das Mühlviertel, als Ganzes gesehen, einen Landstrich voll Harmonie. Diese Harmonie in den Naturformen, sowie im Bau- und Ortschaftscharakter darf aber keineswegs dazu verleiten, diesen Landstrich zu verlieb lichen. Das Mühlviertel ist trotz allem ein hartes Land, es gibt seine Früchte nicht mit schenkender Hand, alles muß erkämpft werden, und mit aller Anstrengung ver suchen die Mühlviertier nun auch Anschluß an das heutige Wirtschaftsleben zu finden, denn ihre Heimat darf nicht zu einem Mu seum werden. Dieses Land erscheint wie ein wertvolles Schmuckstück, und einzelne Edelsteine dar aus seien als Kostprobe zur näheren Be trachtung eingehender beschrieben. Das Mühlviertel war stets ein Burgenland. Viele dieser wehrhaften Bauten sind im Laufe der Jahrhunderte verfallen und ver schwunden, von vielen künden nur noch Ruinen, und mancher Sitz lebt als Bauern hof weiter, so manche Burg hat sich aber auch in unsere Zeit herüber retten können. Der wehrhafte Charakter ist inzwischen allerdings durch Umbauten verlorengegan gen, der Verteidigungsbau wurde zum komfortablen Schloß; die geschichtliche Kontinuität ist jedoch gegeben. Mauern verbinden Jahrhunderte in all ihrem Wan del. Einer dieser Bauten ist die Greinburg. Sie zählt zwar keineswegs zu den ältesten Wehrbauten dieses Landstriches, im Gegen teil, sie wurde erst im 15. Jahrhundert er richtet, doch ist sie in ihrer Mächtigkeit imponierend und in ihrem Baubestand in teressant. Ihre Lage hoch über der Stadt Grein und dem Donautal auf dem zum Fluß hin steil abfallenden Hohenstein wirkt be herrschend. Eine Fahrstraße führt vom Südwesten auf den Berg, doch benützt man besser den Fußweg von der Stadt aus, der durch einen gepflegten und mit großen, alten Bäumen bestandenen Park geleitet. Mit dem Betreten des äußeren Schloßhofes fällt aller Lärm und alle Hast des Tales von uns ab. Durch den fünfeckigen Torturm und die 26 Meter lange Torhalle kommt man in den inneren Schloßhof mit seinen bedeutenden Ausmaßen. Mit seinen drei geschossigen Arkaden, dem Springbrunnen und der glockenförmig überdachten Zi- ■ k I •r ^ . , «VW .V* /}.. i • N.i .-,'4^.-A '« -C«*- J.: ' "'J' r''

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