Oberösterreich, 21. Jahrgang, Heft 1, 1971

Hertha S c h o b e r - A w e c k e r Ausflugsziele im Mühlviertel Fahren wir auf der Donau stromabwärts oder nähern wir uns dem Donautal von Sü den, immer grüßt eine liebliche Landschaft vom linken Ufer des breiten Wasserbandes; fFügel reiht sich an Hügel, bunt in der Farbigkeit der Kulturen und immer wieder bekrönt von Einzelhöfen und größeren oder kleineren Siedlungen. Dies alles ist ein Ver sprechen, ein Locken, in dieser Landschaft einzukehren, ihre Kräfte aufzunehmen und sich zu versenken in die beglückende Har monie der sonnendurchglühten Felder, der dunklen Wälder,der windumstrichenen Hö hen und der oft saftig frischen, oft wild zerklüfteten Bachniederungen. Es fällt schwer, einer Jahreszeit hier den Vorrang einzuräumen; soll es das Frühjahr sein, das meist spät, dafür mit großer Kraft und doppelt beseligend einsetzt, oder der Sommer, wenn das Gold der Kornfelder über die Hügel wogt und Sonnenwärme über allem steht, gemildert durch den fri schen Lufthauch, der aus den Wäldern und von den Wasserläufen kommt; gebührt vielleicht dem Herbst der Vorrang, der mit frühen Frösten, mit kristallener Klarheit, herrlicher Fernsicht und ohne Nebel über das Land zieht; wer einmal den Blick vom Ameisberg oder St. Thomas am Blasenstein über das umliegende herbstliche Land ge nossen hat, wird diesen Eindruck nie ver gessen. Oder sollte man gar den Mühlviert1er Winter bevorzugen, der lange währt, mit seinem sprichwörtlichen böhmischen Wind gewaltige Schneeverwehungen zu stande bringt und in seiner sonnigen wei ßen Pracht viele Winterfreuden schenkt? Die Donau ist Grenze und Verbindungs glied, und ihr nordseitiges Ufer ist ebenso Mühlviertel, wie all die Bäche, die ihr zu fließen. Der steile, waldige Abfall zum Fluß, die Donauleiten, im Westen mildert sich allmählich stromabwärts, das Tal wird breiter, flache Becken wechseln mit vor springenden Höhenzügen ab; vieles hat die Donau von ihrer Ursprünglichkeit heute verloren und dort, wo Kraftwerke die Ge walt des Wassers nutzen, ist der Fluß zum See geworden und neue Landschaftsaspekte ersetzen den alten Reiz. Die stille Landschaft des Mühlviertels. — Foto; Max Eiersebner An der Nordgrenze des Mühlviertels und somit auch unseres Bundeslandes hat sich fast durchgehend ein Waldgürtel erhalten, Reste jenes mächtigen Waldmassives, das einst das Mühlviertel zum größten Teil er füllte und erst allmählich zurückgedrängt wurde. Im westlichen und mittleren Teil bedeckt dieser Wald einzelne Höhenzüge und markante Gipfelhöhen, wie Hochficht oder Sternstein, im östlichen Teil verebbt er im Gebiet von Sandl und Rosenhof zu einer Hochfläche, durchschnitten von gera den Forstwegen. Und dazwischen, zwischen dem Wald und dem Wasser, dehnt sich der Zentralraum mit seinen Dörfern, Märkten und weiten landwirtschaftlichen Gebieten.

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