Oberösterreich, 21. Jahrgang, Heft 1, 1971

REISELAND OBERÖSTERREIGH Elfriede Prillinger Die Reise Dr.Otto Wutzel Das Salzkammergut Dr.Hertha Schober-Awecker Ausflugsziele im Mühlviertel Gundi Pruscha Frühlingsregen (Gedicht) Wilhelm Ennsthaler Steyr im Bild Paula Grogger Oberösterreich (Gedicht) Wolfgang Sperner Der Kulturausflug — eine erfreuliche Zeiterscheinung Hannes Loderhauer Die oberösterreichischen Bergbahnen und ihr Hinterland Dr.Helmut Tursky Die oberösterreichischen Städte als Faktor in der Fremdenverkehrswirtschaft HelmutH.F.Hamann Was wir schützen sollen Dr. Franz Pisecky Verkehr und Fremdenverkehr in Oberösterreich * * * Was tut die Handelskammer Oberösterreichs für die Fremdenverkehrsförderung? Eduard C.Heinisch Vöcklabruck, Attersee (Gedichte) Dr.Roman Moser Der Traunstein — Vorposten einer berühmten Landschaft Schriftleitung: Dr. Otto Wutzel Das näcliste Heft der Zeitschrift „Ober österreich" (Winterheft 1971, Erscheinungstermin Dezember 1971) behandelt das Thema: Kepler in Oberösterreich. Umschlagbild: Anton Lutz: Atterseelandschaft,öl. Kulturzeitschrift OBERÖSTERREICH Kunst, Geschichte, Landschaft, Wirtschaft, Fremdenverkehr. Halbjahreszeitschrift. Erscheinungstermine Juni und Dezember. 21. Jahrgang, Heft 1, Sommerheft 1971. Eigentümer, Herausgeber und Verleger: Ober österreichischer Landesverlag: verantwortlich für den Inhalt im Sinne des Pressegesetzes; Doktor Otto Wutzel, sämtliche Linz, Landstraße 41, Ruf 26 721. — Druck: OD. Landesverlag Linz. — Jahresabonnement (2 Hefte) S 60.— inkl. Porto. Einzelverkaufspreis S 35.—.

Elfriede Prillinger Die Reise Fotos: H. G. Prillinger „Sie müssen", sagte mein Freund Miller zu mir, „sowie Sie in A. angekommen sind,die Augen schließen. Man muß zuerst den Geruch dieses Landes in sich aufnehmen,diesen eindringlichen Duft der wil den Schafgarbe, der im Sommer über den Wiesen liegt, und der bis in die Städte hinein zu spüren bleibt als ein leises unantastbares Parfüm, das sogar den lästigen und aufdringlichen Gestank der Autos überwindet. Und wenn es nicht Sommer ist, dann werden Sie den Wind rie chen, der von den Bergen herunterkommt. Es ist ein scharfer Wind, er geht bis ins Innerste, und was nicht aus einem wahrhaften Keim aufgewachsen ist, das bläst er mitleidlos fort. Dieser Wind sticht in der blaut — und dieser Wind läßt nur das groß werden,was ihn nicht fürchtet. Sie müssen also, sowie Sie ankommen, die Augen schließen — dann werden Sie sogleich erkennen,wo Sie sind." „Sie müssen", sagte mein Freund Wonk zu mir, „sowie Sie in A. angekommen sind, die Augen weit aufmachen. Man muß zuerst das Bild dieses Landes in sich aufnehmen, diese vielfältige Landschaft, dieses herbe Panorama der Berge und Wälder. Die blügel dort sind lebendig gewordene Aquarelle, immer anders und immer schön; im Sommer:die Felder bestellt,die Wiesen im Blühen,überall wächst die Frucht heran — und dagegen das fierbstbild: da die Erde hingibt, was sie hervorgebracht hat, und selbst wieder ruhig und wartend in sich zurücksinkt. Es geht nichts über die Schönheit ruhiger Äcker spät im Oktober, wenn das schräge Licht einer kühlen Sonne an ihnen vorüberstreicht. Sie müssen die Augen weit aufmachen —" „Sie müssen", sagte Trithuus zu mir, „langsam und behutsam von den Rändern her in das Land eindringen. Sie müssen es von allen Seiten suchen, vom Osten her, wo es weit und flach ausgebreitet liegt, wo der Wind aus der Ebene wie eine fremde drängende bband herübergreift in die Weinberge und in das Schilf des Sees. Und Sie müssen im Süden von den Pässen her kommen, die die Sprache ".a; ,'v S- - , . Die Abbildungen zu dieser poetischen Skizze stehen in keinem unmittelbaren Zusammenhang mit dem Text. Sie wollen eine selbständige bild nerische Aussage geben. — Im Bild: Steinplatten am Wege zum Kalvarienberg in Gösau

Blick vom Hochstein bei Traunkirchen auf die Gipfelreihe des Toten Gebirges abschneiden und doch nicht imstande sind, das Urgefühl der mensch lichen Verwandtschaft auszulöschen. Wirkliche Pässe sind hier zu überwinden — aber heißt nicht jedes Gebirge schließlich einfach: Sehnsucht — und der Weg, der darüber hingeht, ist immer eine Sprache der Liebe. Im Westen müssen Sie ganz knapp unter den hohen Bergen stehn, so knapp,daß der Nacken schmerzt und die Augen tränen vom stei len Hinaufschauen — Sie müssen lange so stehen bleiben, ehe sich Ihnen die Mitte des Landes öffnen kann — Aber zuvor noch wird es Ihnen nicht erlassen werden, im Norden, im großen Wald,am Schlagbaum zu stehen, nahe dem Stacheldraht; -SfiB Iii Kü'lil Allee auf der Esplanade in Gmunden

Waldstimmung — Böhmerwald? — Bergwald? dies alles, was noch nördlicher ist: die schweigenden Wälder, die schweigenden Hügel, das schweigende Land — dieses alles muß Ihnen fest im Auge haften, ehe Sie sich umwenden dürfen nach A. Man erkennt es nämlich nur dann ganz, wenn man auch um das Frühere weiß. Von allem, was jenseits ist, liegt ein Stück im Herzen von A." „Sie müssen A.",sagte Kent zu mir,„von der Mitte her zu erkennen trachten. Sie müssen auf seinen höchsten Berg steigen, dann haben Sie das ganze Land zu Ihren Füßen. Nur dürfen Sie dem Versucher nicht unterliegen — er wird auch Ihnen zuflüstern: siehe, ich schenke dir alles, was du hier siehst, wenn du niederfällst und mich anbetest. Glauben Sie mir aber: das ist noch immer eine Lüge und besonders im Falle von A. Dieses Land kann man niemals zu eigen haben und niemand wird jemals seine Seele erobern können. Die es zu besitzen wähnen — wie man Geld besitzt — wissen nicht, daß man nur ein Phantom in der Hand hält, wenn man es fest zu fassen glaubt. Man kann in A. nichts tun, als auch noch sich selbst hineinwerfen in die Fülle dieses Landes,in dieses Herz von einem Land,welches sich in so vielen verschiedenartigen Gesichtern zeigt, daß es gar nicht möglich ist,ihre Summe jemals zu kennen. Erst wenn man sich hineinschenkt in dieses Land,kann man an seiner Unergründlichkeit teilhaftig wer den,eher nicht. Sie müssen drum A. von der Mitte her suchen. Anders finden Sie es nicht." „Sie müssen so nach A. fahren, daß Sie am frühen Morgen ankom men",sagte mein Freund Solberg.„Dann müssen Sie stillhalten, bis der Tag ganz erwacht ist — und dann werden Sie alles wissen: den Beginn und auch die Richtung dieses Landes. Sie werden den Rhythmus erkennen, in dem es atmet, und Sie werden spüren, daß es nur so und nicht anders sein kann. Der frühe Morgen entfaltet ja für einen Augenblick die Rätsel eines Landes. So wie sich der Tag aus den Wiesen erhebt,aus den Bauerngärten und aus dem silbrigen Horizont — so wächst auch die Geschichte der Menschen aus ihrem

großen Begehren; aus dem Hunger, aus dem Leben und aus dem Tod. Das Unberührte zeigt für einen kleinen Moment seinen Radius, nur der Morgen beleuchtet ihn kurz, dann schließt die Wirklichkeit ihren Kreis. A.ist ein unvorstellbar großer Kreis." „Sie müssen des Abends in A. ankommen",sagte Gustavus zu mir, „um zu spüren, wie sich die Bewegung des ganzen Tages auf einmal zurückzieht, sich verbeugt und verschwindet. Übrig bleibt dann nur mehr, was so wirklich und so wahrhaftig ist, daß es sich selber genügt: das Land selbst, seine hohen Bäume, die sich im Winde be wegen,und das Geräusch des Wassers,das sich im Ufer verläuft. Auf einem hohen Wipfel singt eine Amsel, im Osten steht schon ein Stern. Vielleicht hat der Mond das Zeichen der Hoffnung an den westlichen Himmel gesetzt: jenen feinen goldenen Bogen, der sein Kommen anzeigt, und vor dem sich altmodische Leute dreimal ver beugen und dreimal ihr Sprüchlein sagen: Guter Mond, schenk mir was; guter Mond,schenk mir was — guter Mond, schenk mir was! Aus den Wiesen steigt der Hauch des Tages auf, die heiße Erinne rung; sie möchte zurückgehen in die Nacht, aber die will sie nicht. Da bleibt dann der Tropfen stehn auf den Gräsern,im Klee: Tau — Die Welt sinkt in sich zusammen, der Himmel wird immer größer und seine Lichter werden immer leuchtender. Die Menschen verges sen den Staub und die Mühsal, weil über ihnen die Sternbilder wan dern: der Bär, der Löwe, der Schwan. Alle vor uns haben diese Bil der schon gesehen — alle nach uns werden sie wieder sehen; was sollen wir da weinen? Immer ist ein Jetzt,immer ein Mensch, der in diesem Jetzt lebt. Und immer wird sein eine Nacht, die den Blick vom Kleinen ablöst, und wenn es auch noch so nah ist, und plötz lich die Größe fühlen läßt,die in der Ferne liegt. Ich wünsche Ihnen sehr", sagte Gustavus,„daß Sie erst des Abends hinkommen und alles sehen ..." Ich fuhr eines Tages, völlig unerwartet, wirklich nach A. Doch war es Winter und Nacht, als ich in der großen Stadt aus dem Zug stieg; es roch nicht nach Schafgarbe und nicht nach dem scharfen Wind,der von den Bergen kommt — es standen auch keine Bäume vor mir, sondern riesige stille steinerne Häuser, grau und traurig vom Staub der Zeit. Ich hörte nichts rings um mich als nur die technischen Geräusche,die eine Stadt auch im Winter und auch in der Nacht nicht aufgibt: wenn eine Tram oder ein Zug oder ein Auto vorüberfährt. Sonst war es still; die Dunkelheit verschluckte sogar den Ton der Schritte. Vor mir lag eine lange Straße stadteinwärts; ich ging sie wie ein Blinder dahin und kümmerte mich nicht um ein Ziel, doch kam ich unwillkürlich in den inneren Teil der Stadt, und während ich planlos Schritt für Schritt weiterging, immer wieder eine Gasse entlang, öffnete sich plötzlich ein weiter Platz. Aus seiner Mitte wuchs die Kathedrale. Ich sage absichtlich: wuchs — denn ich spürte die Wurzeln dieser Kirche in der Erde unter meinen Füßen,ich fühlte, daß sie sehr weit in den Grund hinunterreichten, und ich spürte auch das Zittern des Bodens unter mir, da der Wind der großen Welt sich in dem hohen Turm verfing. Plötzlich ahnte ich alles, wenn ich es auch nicht in Worten hätte sagen können.Darum ging ich an das Tor der großen Kathedrale und setzte mich auf ihre Stufen, über die seit Jahrhunderten die Menschen aus und ein gehen — viele, viele Menschen mit vielen, vielen Hoffnungen und Wünschen. Ich schloß die Augen und erkannte mit einem Male die Wälder des Nordens, den See im Osten, die Weiten des Landes,

seine Gletscher, jeden einzelnen Baum; und ich erkannte die große Zeit: das Gestern, das Morgen und dazwischen den winzigen Strich Gegenwart. Und dann wußte ich, daß ich, obwohl ich ein Fremder war, hierher gehörte nach A. Denn dies ist kein Land,dem man angehören kann nur durch Geburt oder Aufenthalt — dies ist eine Heimat von An beginn,eine Heimatim Geiste. mi?- - mt'A Mi,» 1. Einsamer Himmel über dem Innviertier Bauernland

Otto Wutzel Das Salzkammergut Die Entdeckung des Salzkammergutes „Jene fuhren nach Salzburg zurück, wäh rend ich meinen Wanderstab weitersetzte und nach St. Gilgen marschierte... Weiter ging ich dann nach Ischl, über den schönen Traunsee nach Gmunden, bis zum Traunfall bei Lambach, überall zeichnend, was mir Schönes entgegentrat.. Diese Zeilen aus dem Jahres 1823, entnommen den lie benswürdigen „Lebenserinnerungen" des romantischen Malers und Zeichners Lud wig Richter, wurden in der Frühzeit des Salzkammergutes als Reise- und Erholungs landschaft geschrieben. Als die Romantiker die Natur als neues Lebenselement ent deckten, als sie ihre Lieder von der Lust des Wanderns sangen, wurde bereits auch das Salzkammergut „entdeckt". Es war allerdings weniger eine idyllische Entdekkung, eher ein „pittoreskes", ein „bizar res" Erlebnis. Man erschauerte vor der Größe dieser Bergwelt und begeisterte sich gleichzeitig an der Lieblichkeit ihrer Seen; man bestaunte ihre Vielfalt und erfreute sich daran mit dem ganzen Überschwang der Zeit. Schon 1797 schrieb Alexander von Hum boldt: „Ich gestehe, daß ich in der Schweiz keine solchen großen Naturszenen kenne als diese oberösterreichischen... Ich sehe diese Gegend diesen Herbst noch einmal. Ich werde zu Fuß nach Ischl, Hallstatt und, wenn die Witterung sich hält, bis Aussee in die Steiermark gehen ..." Caroline Pich ler schrieb 1811 in verzückter Erinnerung an den Mondsee:„Was waren das für köst liche Tage in dieser wild-schönen Ge gend ..." Wie einen Forschungsbericht hin gegen verfaßte der bayerische Mediziner und Botaniker Joseph August Schuftes sei nen Bericht über seine Reisen durch Ober österreich in den Jahren 1794, 1795, 1802, 1803, 1804, und 1808 und vermerkte über das Salzkammergut: „Wenn irgend ein Ländchen in Deutschland nur den hundert sten Teil der hohen Schönheiten aufzuwei sen hätte, mit welchen die Natur hier einen kleinen Winkel Landes schmückte, es würde längst eben so gepriesen seyn, als das Salz kammergut unbekannt ist..." Im Jahre 1832 gab der k.k. Forstbeamte Johann Steiner seinen „Reise-Gefährten durch die österreichische Schweiz oder das obderennsische Salzkammergut" heraus. Wesentlichen Anteil an der Erschließung dieser Landschaft hatte das Kaiserhaus. Erzherzog Johann wurde zum Gönner des Ausseerlandes. Am 27. August 1810 voll brachte er mit der Überquerung des Dach steinstockes von der Gjaidalm über die Feisterscharte nach Schladming eine frühe Großtat des Alpinismus. Neun Jahre spä ter, am 22. August 1819, begegnete er an den Ufern des Toplitzsees der Ausseer Postmeisterstochter Anna Plochl, die zum Schicksal seines Lebens werden sollte. Sein Bruder, Erzherzog Carl, versuchte am 27. August 1812 von der Gjaidalm eine Dachsteinbesteigung. So kam der Hallstätter Gletscher zu seiner Bezeichnung Karls-Eisfeld", die ihm heute noch eigen ist. Zum Mittelpunkt des Salzkammergutes in jenen geruhsamen Tagen des frühen 19. Jahrhunderts, die wir gerne als Bieder meier bezeichnen, wurde jedoch das Heil bad Ischl erkoren. Erzherzog Rudolf, Kar dinalerzbischof von ölmütz, gab dem erz herzoglichen Ehepaar Franz Karl und Sophie den Rat, eine Kur in Ischl zu be nützen. Deren Sohn, der spätere Kaiser Franz Joseph, verbrachte in seinem langen, mühsamen Leben 83 Sommer in seinem geliebten Ischl. Mit ihm verlegte der ge samte Wiener Hof hieher jeden Sommer seine Residenz. Im Jahre 1827 wurde das Kurtheater erbaut, das nunmehr laufend die Sterne des Wiener Theaterhimmels an zog. In den Jahren 1829 bis 1831 entstand die Trinkhalle, 1853 erwarb die kaiserliche Familie die Villa Dr. Eitz und baute sie zu der biedermeierlichen Idylle der „Kaiser villa" aus. Künstler mehrten mit dem Glanz ihrer Na men den Ruf dieser Landschaft. So wären für Bad Ischl Johannes Brahms und Anton Bruckner, die Operettenkönige Johann Strauß, Emmerich Kaiman, Franz Lehär und Oscar Straus zu nennen. Die Schön heit Gmundens zog Nikolaus Lenau und Friedrich Hebbel, aber auch Johannes Brahms an. Hebbel fand hier Frieden für sein unruhevolles Herz und erwarb sogar ein bescheidenes Landhaus. Berühmt ge worden ist die Schilderung Lenaus von einer Traunsteinbesteigung. Johannes Brahms kam gerne zu Viktor v. Miller als Gast, das Gmundner Stadtmuseum ver wahrt heute noch kostbare Reliquien aus seinem Leben. An den Ufern des Attersees komponierte in einem kleinen Häusl Gu stav Mahler. Franz Karl Ginzkey schrieb „Atterseelieder", in denen er vom See sagt: „Bald ist er märchenhaft blau wie Türkis oder Aquamarin, bald abenteuerlich grün wie Smaragd oder Malachit; es ist, als streiche die Hand eines göttlichen Ma lers unablässig über ihn hin und vergnüge sich an der Vielfalt aller farbigen Möglich keiten." Das Lob des Wolfgangsees hat Ralph Benatzky mit seinem international bekannten „Weißen Rößl" in den fröh lichen Bereich der leichten Muse gehoben. Wer kann alle Maler nennen, die seit Lud wig Richter diese Landschaft durchwandert und in Bildern festgehalten haben? Die Blütezeit der österreichischen Malerei des 19. Jahrhunderts ist mit dem Namen des Salzkammergutes eng verbunden. Wir be gegnen Adalbert Stifter (nicht nur als Dich ter, sondern auch als Maler), Ferdinand Georg Waldmüller, Rudolf von Alt, um nur die wichtigsten zu nennen. Schließlich faßte dieses Loblied einer Landschaft noch einmal ein Dichter unserer Tage (Arthur Fischer-Colbrie) in einprägsame Worte zu sammen: „Blaugrün schimmernde Wasser flächen, zwischen Wald und Fels gebreitet, von weißen, windgebauschten Segeln über glänzt, buntes Gedränge auf Kurpro menaden, wo Strand- und Parkmusik rauscht; Dunkel von Salzbergwerken, wo im Schimmer der Grubenlampen der Jahr tausendschatz glitzert; Wege an schäu menden Wassern, begleitet von nicht enden wollenden Röhren, in denen die Sole ins Tal nach den Sudhäusern wandert; von Zahnrad und Drahtseil bezwungene Gip felhöhen, von denen beglückter Blick die Zinnen und Türme, die Schneefelder und Gletscher des Hochgebirges schaut und die talzu wogenden Wälder und ganz in der Tiefe das Blinken der Seen, der kleinen und kleinsten rings von der Bergwelt um fangenen, und der großen, die sich weithin verlieren ins Flimmern der Ebene: diese Welt ist eingeschlossen im Namen Salz kammergut, der in allen Zonen der Erde Berühmtheit genießt." Die Bergwelt des Salzkammergutes Drei Bundesländer haben am Salzkammer gut ihren Anteil: Oberösterreich, Salzburg, und Steiermark. Am Dachstein stoßen sie in einem markanten Dreiländereck anein ander. Oberösterreichisch ist das eigentliche Kammergut, das von der Traun entwässert wird, mit dem vorgelagerten Mondseeland und dem Attergau. Das Quellgebiet der Die Gosaulacke am Weg vom Vorderen zum Hinteren Gosausee mit dem Blick auf den An stieg zur Adamekhütte. — Foto: H.G.Priilinger

Traun bildet das steirische Salzkammergut, das unter der Bezeichnung Ausseerland po pulär geworden ist. Salzburgisch ist der westliche Grenzstreifen mit den Seeufern am Südfuß von Schafberg und Schober. Eine deutliche Grenzlinie läßt sich eigentlich nur im Süden des Salzkammergutes ziehen; sie wird vom steirischen Ennstal gebildet. Nach Norden mündet diese Gebirgsland schaft, wie ihre Flüsse, in sanften Über gängen in das fruchtbare Alpenvorland, westliche Grenzwächter sind das Tennen gebirge und das Postalmgebiet, die Ost grenze bildet das Tote Gebirge. Die viel gerühmte Vielfalt des Salzkammer gutes zeigt sich bereits in seinem geologi schen Aufbau, der aus den Jahrmillionen der Erdgeschichte die Gebirgsszenerie der Gegenwart gebildet hat. Aus den getreide schweren Böden des Alpenvorlandes steigen in sanften Erhebungen die Höhen und Kuppen der Flyschzone auf. Es sind im Schafherde im Ödland des Gebirges. — Foto; H. G. Prillinger allgemeinen Sandsteine und Mergel, die Flanken von freundlichen Wiesen bedeckt, dann wieder von dunklen Wäldern über zogen, die ein stundenweites Wandern er lauben. Einsame Bergbauernhöfe haben hier seit Jahrhunderten ihren angestamm ten Siedlungsplatz. Es ist die mild-heitere Bergwelt des Zellersees, auf den der Kolomannsberg (1115 m) herabblickt. Es ist die nördliche Uferlandschaft des Mond sees, die mit der gegenüberliegenden Berg flanke des Schafberges kontrastiert. Wir le sen Höhenangaben von 1029, 949, 1096 m (Kulmspitze). Es ist vor allem die Bergwelt des Attergaues, aus welcher der Höhen rücken des Gahberges (864 m) namentlich hervorgehoben sei. Von hier erfolgt der Übergang zum Hongar (943 m) und zum Richtberg (1037 m). Grasberg und Gmund nerberg (822 m) schließen sich nach Osten an und leiten zum Westufer des Traunsees über. Auf allen diesen Höhen finden wir Einsamkeit und Stille. Von all diesen Hö hen schauen wir auf die Bergstürze der Wettersteinkalkzone, die als nächste Berg kulisse des Salzkammergutes südlich an schließt. Es ist eine Steigerung der Szenerie. Aus Wiesenhängen und Waldkuppen wird nun weißgrauer, zerklüfteter Fels. Die Mächtigkeit des Anblickes bewirkt der un mittelbare Anstieg der Felswände aus den Talniederungen zur freien Berghöhe. Wir nennen Schafberg, Höllengebirge, Traun stein. Der Schafberg (1780 m) ist als Wächter des westlichen Salzkammergutes zu be zeichnen. Er verbindet die Landschaften um den Mondsee, Attersee und Wolfgangsee. Unvergleichlich ist der Anblick seiner küh nen Felsnase von Norden. Mit sanften Almböden fällt er nach Süden ab. Bereits 1893 wurde die Schafbergbahn eröffnet, die erste Bergbahn auf oberösterreichischem Boden und dritte auf dem Kontinent (Rigi— Gaisberg—Schafberg). Viel früher pries man jedoch bereits seine Fernsicht, zeichnete Panoramen von seinen „interessanten und merkwürdigen Aussichten". Das Höllengebirge erstreckt sich zwischen den Südufern des Attersees und Traunsees in West-Ost-Richtung mit einer Länge von 16 und ungefähren Breite von 2 Kilome-

tern. Es bildet eine weite und karge Hoch fläche, die im Großen Höllkogel (1862 m) gipfelt. Am bekanntesten wurde im inter nationalen Fremdenverkehr der Feuerkogel (1594 m), nach Osten zum Traunsee vor geschoben, erschlossen von einer früh er bauten Seilbahn (Baujahr 1927), die mit einer Bahnlänge von 2972 m einen Höhen unterschied von 1200 Metern überwindet. Eine ansehnliche Zahl von Sessel- und Schleppliften in unmittelbarer Nachbar schaft der Bergstation ermöglicht im Win ter einen lebhaften Skibetrieb. Unterkunft bieten die Kranabethsattelhütte (1554 m), die Christophorushütte (1625 m), das Feu erkogel-Berghotel, das Feuerkogelhaus, die Edelweißhütte, Naturfreundehütte, Alpen vereinshütte und das Haus Dachsteinblick. Für eine Überquerung bildet die Rieder Hütte (1755 m) einen willkommenen Stützpunkt. Am Aufstieg vom Attersee be findet sich das Hochleckenhaus (1572 m). Durch seine Lage beeindruckt besonders der Traunstein (1691 m). Seine Felswände stei gen unmittelbar aus der Seefläche auf. Wie ein Wächter überschaut er das ganze Land und wurde so zu einem Wahrzeichen Ober österreichs. Seinen Gipfel bilden drei Er hebungen; Fahnenkogel mit der Gmundner Hütte (1661 m), Pyramidenkogel und Traunkirchner Kogel mit der Traunstein hütte (1581 m). Das Gipfelkreuz ist dem Gedenken der Toten des Krieges geweiht. Die Anstiege weisen alle Schwierigkeits grade von der leichten Bergwanderung über die Mayr-Alm bis zur kühnen Kletterfahrt auf. Die vorgelagerte Waldhöhe des Grün berges (987 m) ist seit 1957 durch eine Gondelbahn vorzüglich erschlossen, die ei nen Höhenunterschied von 560 Meter überwindet und zu jeder Jahreszeit ihre Gäste anzieht. Wieder schauen wir von diesen Gipfelhö hen südwärts. Eine neue Bergkulisse, noch höher, noch kühner, baut sich vor uns auf: die aus Dachsteinkalken geformten Massive des Dachsteinstockes und des Toten Gebir ges. Das Dachsteinmassiv zählt zu den groß artigsten ostalpinen Gebirgslandschaften. Es beginnt mit den kühn gezackten Gip feln des Gosaukammes, bekannten Kletter bergen mit Dolomitenzauber. Die Gosaukammbahn erschließt dieses Gebiet vor züglich. Ihre Länge beträgt 1105, der Hö henunterschied 546 Meter. Stützpunkte Blick von der Adamekhütte zur Bischofsmütze, der höchsten Erhebung des Gosaukammes. — Foto: H. G. Prillinger sind die Zwieselalm mit dem Zwieselalm haus und der Gablonzerhütte, die TheodorKörner-Hütte auf der Stuhlalm und die hochalpin gelegene Hofpürglhütte. Vom Gosaukamm verbreitert sich das Massiv zum zentralen Stock mit Torstein (2948 m), Mitterspitz (2926 m). Hohem Dachstein (2995 m). Hohem Kreuz (2839 m). Hohem Gjaidstein (2792 m) und Großem Koppenkarstein (2878 m). Schließlich läuft es in einer Karsthochfläche aus, die den bezeich nenden Namen „Am Stein" trägt, mit dem Hohen Krippenstein (2109 m) am Nord rand und der Scheichenspitze (2662 m) als höchster Erhebung im Süden. Besondere landschaftliche Reize vermittelt das Wech selspiel von Fels und Eis. Die Eisfelder,zum Teil noch eindrucksvoll in ihrer Verglet scherung, heißen: Hallstätter Gletscher mit 5,3, Großer Gosaugletscher mit 2, Kleiner Gosaugletscher, Schladminger Gletscher mit 1,68 km-, Torsteingletscher, Schneeloch gletscher und Edelgriesgletscher. Die wich tigsten Talorte auf der oberösterreichischen Seite sind Gösau, Hallstatt und Ober-

traun. Nach Süden fällt das Massiv in stei len Felswänden ab (DachsteinsüdwandRamsau). Die Grenze ins Salzburgische bil det der Gosaukamm. Die wichtigsten Hüt ten: Adamekhütte (2196 m) am Großen Gosaugletscher, Simonyhütte (2204 m) am Hallstätter Gletscher, Wiesberghaus (1882 m), Gjaidalm-Schutzhaus (1739 m) und entlang der Südwände nach der be reits genannten Hofpürglhütte die Berg häuser Austriahütte, Südwandhütte, Guttenberghaus, Bachleralm, Walcheralm und Brünnerhütte. Eine geologische Besonder heit der Dachsteinkalke, die Ausbildung ausgedehnter unterirdischer Höhlenlaby rinthe, ergibt eine besondere Attraktion: die Dachsteinhöhlen, von denen die Riesen eishöhle, die Mammuthöhle (Tropfstein höhle) und die Koppenbrüllerhöhle (aktive Wasserhöhle) begehbar sind. Jährlich be treten Tausende von Menschen ergriffen das geheimnisvolle Berginnere. Die Erschließung des Dachsteinmassivs bil det ein Ruhmesblatt in der Frühgeschichte des österreichischen Alpinismus. Die ersten lokalen Pioniere waren die Jäger Jakob Buchsteiner, der Filzmooser Bergführer Pe ter Gappmayr und der Ischler Zimmer knecht Johann Ramsauer. Der Torsteingip fel wurde 1819, der Hohe Dachstein 1832 erstmals erklommen. Alle diese Namen und alpinen Pionierlei stungen überragt Friedrich Simony (1813 bis 1896), der diesem Gebiet seine Lebens arbeit widmete. Ein völlig neues Kapitel in der Erschlie ßungsgeschichte des Dachsteins begann mit dem Bau der Dachsteinseilbahn, die heute vier Teilstrecken umfaßt, kühne Bergbah nen, die allen Menschen die Bergwelt zu gänglich machen. Die Bauführung begann 1951. Die Talstation in Obertraun liegt in einer Höhe von 608 Meter, die Mittel station Schönbergalpe (Dachsteinhöhlen) 1350 Meter und schließlich die Bergstation am Krippenstein in 2074 Meter Höhe. Die Bahnlänge beträgt 4 Kilometer. Eine dritte Teilstrecke führt abwärts in den sonnen warmen Hochkessel der Gjaidalm. Vor läufige Krönung dieses Seilbahnprojektes ist die Dachstein-Südwandbahn mit einer Länge von 2174 und der Überwindung eines Höhenunterschiedes von 1000 Metern. Geologisch bildet der Dachsteinstock mit dem Toten Gebirge eine Einheit, geographisch trennt beide Massive die Tal furche der Traun. Wie der Name sagt, ist es eine Hochgebirgsregion des Schweigens. Die Gesamtfläche dieses Gebirgsstockes be trägt 1130 Quadratkilometer. Aus den Tä lern, vorbei an freundlichen Bergseen, stei gen wir zur Hochfläche empor,finden Gipfel, Wanderwege, Kletterführen aller Schwie rigkeitsgrade, hochalpine Majestät und Lieblichkeit der Almen. Die höchsten Er hebungen der westlichen Hälfte sind der Wildenkogel (2093 m), der auf das Ischler Tal herabblickt, und der Große Woising (2061 m), der zur Landschaft des Almtales gehört. Bequem erreichbare Stützpunkte sind die Loserhütte (1540 m, Aufstieg von Altaussee), Ischler Hütte (1353 m). Lam bacher Hütte (1460 m), Ebenseer Hochko gelhütte (1558 m), Wildenseehütte (1590 m) und das Appelhaus (1660 m, Aufstieg vom Grundlsee). Die östliche Hälfte des Massivs ist noch großartiger in ihrer Wirkung. Sie gipfelt im Großen Priel (2514 m) und der Spitzmauer (2446 m). Berghäuser sind hier die Pühringerhütte (1703 m), das Almtalerhaus (714 m), die Weiserhütte (1815 m) und das Prielschutz haus (1430 m). Wichtige Talorte sind Bad Goisern, Bad Ischl, Ebensee, Grünau, Hin terstoder, Bad Aussee, Alt-Aussee, Grundl see und Mitterndorf. Die am Südabfall ge legene Tauplitz stellt ein weiteres Hochalm gebiet dar, durch Gondelbahn und Sessel lifte vorzüglich erschlossen, im Winter ein Skiparadies. Dem Dachsteinmassiv und Totem Gebirge sind niedrigere Gebirgsstöcke vorgelagert, die im Fremdenverkehr des Salzkammer gutes zum Teil eine wichtige Rolle spielen. Voran zu nennen ist wohl der Blassen (1954 m), ein unmittelbarer Vorberg des Dachsteins, in den der Mensch seit Jahr tausenden seine Stollen vortreibt, um das „weiße Gold" des Landes, das Salz, zu ge winnen. Von Hallstatt führt seit 1955 eine Gondelbahn bequem zur Höhe des Rudolfs turmes (853 m), nach kurzem Anstieg er reichen wir die Einfahrt in den Salzberg. In ähnlicher Weise können wir durch in teressante Besichtigungen den Salzbergbau im Ausseerland (Einfahrt oberhalb Alt aussee) und in Bad Ischl (Einfahrt in Pern eck) erleben. Wie der Hohe Sarstein (1976 m), der den Hallstätter See nach Westen begrenzt, ist auch der Sandling (1716 m) ein schöner, vorgeschobener Aussichtsgipfel. Wir er reichen ihn über die altbekannte Hütten eckalpe (1278 m), deren Tiefblick auf den Hallstätter See schon Ferdinand Georg Waldmüllers Malerauge entzückt hat. Den Aufstieg von Bad Goisern erleichtert ein seit 1954/55 betriebener Sessellift, der in bequemer Fahrt zu den Bergbauernhöfen von Wurmstein hinaufführt. Westlich des Goiserer Talbeckens erstreckt sich der schmale Kamm des Ramsaugebir ges mit dem EIoch-Kalmberg (1833 m) und dem Gamsfeld (2028 m) als höchsten Er hebungen. Die Furche des Ischltales ent lang zieht sich das einsame Kattergebirge mit der romantischen Katrinalm. Zu ihren Füßen breitet sich das alte kaiserliche Jagd revier in Weißenbach. Auf ihre Höhe führt seit 1959 eine ganzjährig betriebene Gon delbahn. Die Flüsse und Seen des Salzkammergutes -rf- ' ' -V - ■ Immer wieder begeistert uns die Vielfalt dieser Landschaft. Waren es bei den Ber gen die Übergänge vom sanften Alpen vorland zur unwegsamen Höhenregion, so ist es nun das faszinierende Wechselspiel von Fels und Wasser, dem wir uns ganz hingeben wollen. Links: Klares Bergwasser und seine Tierwelt — einer der vielen Schätze der Landschaft des Salzkammergutes. — Foto: H. G. Prillinger Rechts: Vorderer Lahngangsee mit Blick auf das Rotgschirr im Toten Gebirge (Aufstieg zur Pühringerhütte). — Foto: Hannes Loderbauer

""l* ^ Das liebenswürdige Ortsbild von St. Wolfgang |fs, mit Blick auf den See und die Bergnase des Sparbers. — Foto: Bernatzik A ■ ■■ iiSly ■ 1 B , a"- Ji .äj Die geographische Schlagader des Salz kammergutes bildet die Traun. Sie ent springt mit drei Quellflüssen im Ausseerlandy nimmt den Gosaubach, die Ischl und den Offenseebach auf. Im bäuerlichen Alpenvorland mündet die Alm ein und die Ager führt den Abfluß des Attersees heran, der gewässerkundlich mit Mondsee und Fuschlsee in Verbindung steht. So ist die Traun also tatsächlich der zentrale Fluß lauf des alten Kammergutes. Niemals wird man die genaue Zahl dieser Seenwelt angeben können. Manches Bergauge läßt sich nicht einordnen. In ungefährer Zäh lung kommen wir auf über 60 Seen aller Größenordnungen. Sie erhalten ihre Wasser von den karstigen Hochflächen der Dach stein- und Wettersteinkalke, in denen das Regenwasser versinkt und irgendwo in ei nem Bergkessel oder in einer Talfurche wieder an das Licht des Tages tritt. Von den Quellen der Traun war schon die Rede. Die Kainischtraun kommt vom wald stillen ödensee, die Grundlseetraun führt hinein in das romantische Talbecken, das vom Kammersee über den Toplitzsee zum Grundlsee hinzieht. Von großer Schönheit ist der Altausseer See, in dessen dunklem Wasser Loser, Trisselwand und der Dach stein sich spiegeln; er speist den dritten Quellfluß der Traun. Nach ihrem Wild wasserlauf zwischen steilen Bergwänden mündet die Traun in den Hallstätter See. Er ist der „dunkle, geheimnisvolle See" des Salzkammergutes (Dr. Friedrich Morton). In allgemeiner Nord-Süd-Ausdehnung hat er die Länge von 8,5, eine durchschnitt liche Breite von 2,1 Kilometer und die größte Tiefe mit 125,2 Meter. Sein ernster Anblick kommt von der Bergwelt des Dachsteins, in die er wie ein skandinavi scher Fjord einschneidet. Seine vielgerühm ten Uferorte sind der uralte Salzmarkt Hallstatt und die aufstrebende Gemeinde Obertraun (Talstation der Dachsteinseil bahn). Bad Goisern hat mit den Ortschaften Steeg, Untersee und Obersee Anteil an sei nem Nordufer. Von Westen führt der Gosaubach das Gewässer des Gosausees heran. Dieses Gosautal würde wieder eine eigene Betrachtung verdienen. Es ist zu den schönsten Hochgebirgstälern Öster reichs zu zählen. Vom Hinteren Gosausee über die Gosaulacke folgen wir dem Berg wasser bis zum Vorderen Gosausee. Schon Adalbert Stifter und Friedrich Gauermann standen hier staunend und malend. Eiskalt ist das Gletscherwasser, das vom Gosaugletscher talwärts fließt. Die breite Talsohle des Ischlflusses leitet hinaus zum Wolfgangsee, dem historischen Abersee, der Landschaft des gotischen Flü gelaltares in der alten Wallfahrtskirche von St. Wolfgang. Nun haben wir einen echten Badesee erreicht, 12 Kilometer lang, von Nordwest nach Südost gelagert, in eine sonnenmilde Mittelgebirgslandschaft ge bettet, vom Schafberg überragt. Freundliche und geschützte Uferorte sind das oberöster reichische St. Wolfgang und die salzburgi schen Gemeinden St. Gilgen und Strobl. Im Sommer herrscht hier ein fröhlicher Badebetrieb mit allem Komfort des moder nen Wassersports. Für eine Wintersaison sorgt St. Gilgen mit seiner Gondelbahn auf das Zwölferhorn,Skiwanderer bevorzu gen die einsame Landschaft des Postalm gebietes. Zwischen Bad Ischl und Ebensee ist die Traun in ein schattiges Engtal ein gezwängt. Steile Felsen bewachen auch das Südufer des Traunsees, nach Norden öffnet sich der „glückliche See" (lacus felix) der Römer in eine südlich-heitere Mittelge birgslandschaft. Bergwächter dieser Seen landschaft sind der Feuerkogel und der Traunstein. Hinter den gewässerkundlichen Angaben: 25,7 Quadratkilometer Seefläche, 191 Meter größte Tiefe, 12,57 Kilometer Länge und 2000 bis 3000 Meter Breite ver birgt sich ein landschaftlicher Reichtum, der mit Worten kaum zu nennen ist. Unvergeß lich ein Blick über den See vom Grünberg herab! Die Uferorte sind: Ebensee, Traunkirchen, Altmünster und die alte, landes fürstliche Stadt Gmunden. In die Flyschzone eingebettet liegen Fuschl see, Zeller See, Mondsee und Attersee. Der Fuschlsee gehört bereits zur Fremden verkehrslandschaft der Festspielstadt Salz burg. Den Zeller See umgibt der Zauber

f f Das weltberühmte Ortsbild des alten Salinenmarktes Hallstatt im Vorfrühling mit der katholischen Pfarrkirche und dem Einschnitt des Echerntales. — Foto; Max Eiersebner

l'-v-"*-! unberührten bäuerlichen Landes. Der Mondsee ist ein gern besuchter Badesee mit buntem Strandgetriebe im Sommer. Seine gewässerkundlichen Daten lauten: 11 Kilometer Länge, größte Tiefe 64 Meter und Breite von 1100 bis zu 2300 Meter. Seine Uferorte: Mondsee, Schwarzindien, St. Lorenz, Plomberg, Scharfling, Kreuz stein und Pichl. Die Seeache stellt die Verbindung zum Attersee her. Er bildet die größte Wasser fläche Oberösterreichs mit 46,8 Quadrat kilometer, 21 Kilometer Länge, tiefste Stelle 171 Meter und äußerste Breite 3 Kilometer. Auch auf ihm können alle Arten des Wassersports genossen werden. Sein Farbenspiel entzückt die Besucher. Die Seeufer sind dicht besiedelt. Seewalchen und Kammer-Schörfling bilden die nörd liche Begrenzung. Am Westufer durchfah ren wir Litzlberg, Attersee, Nußdorf und Unterach. Bis Weißenbach begleitet uns entlang des Südufers die salzburgische Landesgrenze. Steinbach am Attersee und Weyregg sind die Siedlungen am Ostufer. Großartige Gebirgsseen am Nordrand des Toten Gebirges sind der Almsee und der Offensee. Während der Offensee zur Traun entwässert, bildet der Almsee mit der Alm als Abfluß einen eigenen Land schaftsbereich, dessen Vororte Grünau und Vorchdorf sind. Alle diese Namen sind im internationalen Fremdenverkehr bestens bekannt. Wer nennt aber die vielen kleinen Bergaugen? Wer weiß davon, daß es auf der Höhe des Dachsteins und an seinen südseitigen Rändern ungefähr 27 Bergseen gibt: Finitzsee, Hinterer Finitzsee, Karsee, Schwarzensee, Schmelzsee, Neubergsee, Däumelsee, Hinterer, Vorderer und Mittlerer Hirzkar see, Oberer und Unterer Eissee, Koppen winkel-Lacke, Silberkarsee, Grafenbergersee, Ahornsee, Miesbodensee. Von zauber haftem Reiz sind die Tauplitzseen am Süd abfall des Toten Gebirges: Krallersee, Groß-See, Tauplitzsee, Steyrersee, Schwarzensee. Am Aufstieg zur Pühringerhütte begegnen wir dem Großen und dem Klei nen Lahngangsee, dem Elmsee und etwas abseits dem Dreibrüdersee. Sagendunkle Gefährten des Almsees sind der Kleine und der Große ödsee. Auf der Höhe des Losers erzählt uns der Augstsee seine Berglegende, Links: Der Ortsfriedhof von Traunkirchen, im. Dunstschleier dahinter der Traunsee. — Foto: Max Eiersebner Rechts: Morgenstimmung am Traunsee mit dem Seeschloß Ort. — Foto: H. G. Prillinger. nahe dem Appelhaus liegt der Wildensee, tiefer unten im Tal der Trisselsee. Ein be liebtes Badewasser ist der Sommersbergersee nahe der Auffahrt von Bad Aussee zur Pötschenhöhe. Die Ischler lieben Ausflüge zum freundli chen Nussensee im Waldschatten der Katrin. Und nun wieder die Seenwelt des Schafberges: Halleswies-See, Münichsee, Mittersee, Süßensee, Krottensee und Eglsee. Im Bereich des Fuschlsees entdecken wir den Eibensee, Großen und Kleinen Filblingsee und den wasserarmen Hintersee. Das Volkslied verherrlicht die Seen des Höllengebirges in frohen Versen: die Au rachklause sowie Hinteren und Vorderen Langbathsee. Den Abschluß dieser Namensreihe bilden die Traunsteinseen: der bekannte Laudachsee und die schwer zugänglichen Röthelseen. Geschichte und Menschen des Salzkaminergutes Im Jahre 1920 fand man in der Salzofen höhle im Toten Gebirge zahlreiche Knochen von Höhlenbären. Die Wissenschaft leitet von diesen geheimnisvollen Funden den Nachweis über Eiszeitmenschen — Höhlen bärenjäger — ab. Mondsee und Attersee geben seit vielen Jahren zögernd ihre Geheimnisse aus ur geschichtlicher Zeit preis. Steinzeitliche Pfahlbauern saßen an ihren Ufern. Man spricht von einer Mondseekultur (ca. 3000 bis 2000 v. Chr.). Welthistorische Bedeutung gewann das Gräberfeld am Hallstätter Salzberg, das erstmals 1846 der heimische Bergmeister Ramsauer durchforschte und das heute noch eine Fundgrube für die urgeschichtliche Forschung darstellt. Die Funde werden im Naturhistorischen Museum in Wien und im neuen Prähistorischen Museum Hallstatt verwahrt. Eine vorgeschichtliche Periode trägt von diesem alten Salinenort den Na men: Hallstattkultur, die Zeit von ca. 800 bis 400 v. Chr., da Illyrer in unseren Berg tälern wohnten und der Mensch die Bear beitung des Eisens erlernte. Salz und Wald sind bis zum heutigen Tage die historischen Faktoren des Salzkammer gutes geblieben. Das Salz führte die vor geschichtlichen Menschen in die Bergwelt hinein. Es wurde mühsam im Berginneren abgebaut (wir kennen heute im Hallstätter Bergrevier über 50 Fundplätze) und welt weit verhandelt. Es forderte also schon in früher Zeit von den Bewohnern des Berg tales einen regen Geist und zähen Fleiß. Kelten und Römer drangen seinethalben in

die Bergwildnis vor und seit dem aus gehenden 13. Jahrhundert wissen wir ur kundlich um die Salzwirtschaft der Nonnen zu Traunkirchen, vor allem aber vom staat lichen Bergbau der Landesfürsten. Seit die ser Zeit untersteht diese Landschaft unmit telbar dem kaiserlichen Kammergut. Davon leiten sich Name und die freizügige Wesensart seiner Bewohner ab (1147 ur kundliche Erwähnung des Salzbergbaues in Aussee, 1311 landesfürstliches Privileg für Hallstatt). Hallstatt, Ischl, Ebensee und Gmunden wurden zu den wichtigsten Er zeugungsstätten und Umschlagplätzen des Salzhandels. Holz wurde für den Bergbau in großen Mengen benötigt. So mußte früh ein ge regeltes Forstwesen eingerichtet werden. Die landesfürstlichen Herrschaften in Pfindsberg (Aussee) und Wildenstein (Ischl) kümmerten sich nachweislich schon im 14. Jahrhundert um den Wald. Wald ordnungen bezeugen das Interesse Kaiser Maximilians 1. und Ferdinands 1. Zum be vorzugten Baum wurden Tanne und Fichte. Sie bestimmen heute noch das Bild der Bergwaldungen. Triftvorrichtungen und Klausen wurden mit vorzüglichem techni schem Können früh errichtet. Wieder kann ein Name für viele, förmlich als Verkörpe rung des wirtschaftlichen Geistes der Menschen in dieser Landschaft, hervorgeho ben werden: Thomas Seeauer zu Seeau (1500 bis 1587), Wald- und Forstmeister Kaiser Ferdinands L, Rudolfs II. und Maxi milians II. Er wurde zum Pionier des histo rischen Wasserbaues in Österreich. Ein großartiges technisches Denkmal ist die Chorinsky-Klause im Goiserer Weißenbachtal. Wie sich die Landschaft nach Norden zum Alpenvorland freundlich öffnet, aus der Enge der Berge in die Weite der Ebene eintritt, wird auch ihre Geschichte dort le bendiger. Gmunden ist eine landesfürstliche Stadt mit einem wechselvollen Geschehen. Alt münster ist das sagenhafte Trunseo, 1625 erwarb die Grafschaft Ort der bairische Adam Graf Herberstorff, eine Schlüssel figur im großen oberösterreichischen Bau ernkrieg. Traunkirchen besitzt eine reiche Klostertradition. Schon 1020 sind fromme Nonnen am einsamen Traunseeufer be zeugt. Sie übten Herrschaftsrechte bis tief hinein in das innere Salzkammergut aus. Nach einem traurigen Verfall in der Re formationszeit siedelten sich ab 1622 hier die Jesuiten an. 1773 verfiel im josephinischen Klostersturm ihr Kloster der Auf hebung. Die Geschichte des Attergaues ist eng mit einigen Herrschaftsgeschichten verbunden. Markantes Beispiel hiefür ist die Pfarr kirche von Attersee, die 1721 bis 1728 Franz Ferdinand Graf Khevenhüller aus einer Schloßkapelle neu errichten ließ. Mondsee weist in die Zeit des Frühmittel alters zurück, in die Periode der bayeri schen Landnahme. Aus dem Jahre 748 ist die Klostergründung von Herzog Odilo be zeugt. Bis zur Aufhebung 1791 lebten und wirkten hier Benediktiner, kunstsinnige und glaubensstarke Mönche. Ihr Leitbild war die Persönlichkeit des hl. Wolfgang, Bischof zu Regensburg. Die Wallfahrt zu seiner Kultstätte am Abersee (Wolfgang see) war im ausgehenden Mittelalter eine i'i I

Volksbewegung, die das Leben im gesam ten süddeutschen Raum erfaßte. Natur und Geschichte boten den Menschen des Salzkammergutes reiche Möglichkeiten. Sie erlaubten eine sehr eigenständige Ent wicklung, ein wohl hartes, aber doch freies Leben in den Bergen. Berg und Wald gaben ihnen das tägliche Brot. Keinem Herrn außer dem Landesfürsten waren sie Unter tan. So entstand der Typ des „Salzkammerers", eines selbstbewußten Menschen, der auch heute noch in erster Linie seinen Arbeitsplatz im Berg und im Wald findet. Er liebt seine Freiheit und seine Heimat. Er übt diese Liebe ohne Pathos aus, ist wortkarg und doch lebensfroh. „Die alten Bräuche soll man nicht sterben lassen", sagen auch die Jungen. Uraltes Brauchtum blieb so erhalten: Die Gebräuche bei Jagd und Fischerei, das Armbrustschießen und Scheibenschießen, Volkslied und Schützen tanz, die Seitlpfeifer (Schwegelpfeifer) treffen sich jährlich am Tage Mariä Him melfahrt (15. August). Blasmusik wird herzhaft betrieben, der Fasching in vollen Zügen genossen (Ebensee und Bad Aussee). Sinn für heiteres Spiel verbindet sich mit toleranter Gläubigkeit. Weltweit bekannt ist das Salzkammergut als Krippenland schaft. In Ebensee, Bad Ischl und Lauffen bauen alljährlich zur Weihnachtszeit die Krippler ihre Krippenberge auf. Neben Maria, Josef und dem göttlichen Kinde fehlen nicht Gams und Jäger, der „Natz mit der Henn", die „Muada laß mi a mitgehn", die Hirten und die Almtiere. Zum Dreikönigstag reiten in Bad Ischl die Sternsinger über die Esplanade herein und fahren zu Gmunden die Heiligen Drei Könige über den See. Die Glöckler laufen in Ebensee, Traunkirchen, Gmunden und Bad Ischl zur gleichen Zeit mit ihren schwe ren Kappen durch die winterliche Nacht. Und am Fronleichnamstag fahren in Traun kirchen und Hallstatt die Prozessionen weit auf den See hinaus. Dieses vielfältige Brauchtum wird nicht als „Attraktion" dargeboten. Gerne ladet man den Frem den zu Gast, doch übt man die alten Bräuche vor allem aus eigenem inneren Bedürfnis. Sie sind noch lebendig, so wie man auch noch die angestammte Kleidung trägt, fröhlich auf einen „Almerer" geht und rasch sich zu einer „Huck" zusammen findet, wann und wo es sich gerade ergibt. Oben: Tiefblick auf den Attersee vom Wander weg auf den Schoberstein. — Foto: Max Eiersebner Unten: Das Ortsbild von Mondsee mit alter Stiftskirche und „Schloß", einst Benediktiner kloster. — Foto: Bernatzik

Kunstwanderung durch das Salzkammergut In dieser reichen Naturkulisse finden wir auch viele Schatzkammern der Kunst. Durch ein Jahrtausend erhielt das Mond seeland seine künstlerischen Impulse von seiner stolzen Benediktinerabtei. Überlie fert ist die spätgotische Hallenkirche mit ihrer majestätischen barocken Altarein richtung. „Meister von Mansee" nannte sich der Bildschnitzer Meinrad Guggenbichler, der an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert den Kirchen dieser Land schaft ein einheitliches Gepräge gab. So kann man mit Recht beim Mondseeland von einer Guggenbichler-Landschaft spre chen. Seine Altäre, in feierlichem Schwarz und Gold, Meisterwerke der süddeutschen Barockplastik, finden wir in Mondsee, St. Lorenz, wir begegnen ihnen in Ober hofen am Irrsee, in Oberwang und Abts dorf, Werkstattarbeiten in St. Georgen im Attergau und vor allem auch in St. Wolf gang. In dieser einzigartigen spätgotischen Wall fahrtskirche, deren Lage am See allein schon ein seltenes Erlebnis vermittelt, wird seine Kunst allerdings von dem weltbe rühmten Flügelaltar Michael Fächers über strahlt. Dieses Altarwerk des ausgehenden 15. Jahrhunderts stellt einen einsamen Gipfelpunkt abendländischer Kunst dar. Mit den Namen Fächer und Guggenbichler ist jedoch der Kunstreichtum von Sankt Wolfgang noch nicht erschöpft. Thomas Schwanthalers Doppelaltar aus 1675/76 ist ebenso zu beachten. Neben dieser kirchli chen Hochkunst gibt sich das profane Orts bild von Mondsee und St. Wolfgang be scheidener, ist aber nicht ohne Reiz. Weite Kunstwanderungen erlaubt auch der Atter gau. Die Guggenbichler-Stätten wurden bereits erwähnt. Machtvoll erheben sich die gotischen Kirchenbauten von St. Georgen im Attergau und Schörfling. Sie sind mit dem Namen des gotischen Baumeisters Stephan Wultinger verbunden. Eine ba rocke Kostbarkeit ist die Ffarrkirche von Attersee, eindrucksvoll beherrscht der Bau block von Seeschloß Kammer das Land schaftsbild des nördlichen Seeufers. Auch Seewalchen und Steinbach am Attersee be sitzen reizvolle Ffarrkirchen. Nicht übersehen darf man in diesem Bau ernland um Mondsee und Attersee die noch lebendige Volkskunst am und im Bauern haus; sie findet ihren markantesten Aus druck im Mondseer Rauchhaus, dem ersten oberösterreichischen Freilichtmuseum. Die Landschaft um den Traunsee besitzt mit Gmunden, Altmünster und Traunkirchen drei in sich geschlossene, ausgeprägte ■Sri. im ,. "'--L ' 5 . V-- tec-. 'S- ,-5 Oben: Bergbauernfamilie des Salzkammergutes beim Mittagstisch. — Foto: Hannes Loderbauer Unten: Vom lebendigen Brauchtum des Salz kammergutes — Schießstatt der Stachelschützen in Bad Goisern. — Foto: Wilhelm Fettinger

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Kunstkreise. In Gmunden überwiegt das profane Element (Rathaus aus dem 16. Jahrhundert, Kammerhof, Wohnhäuser aus Barock und Empire). Aber auch die Pfarrkirche mit ihrem Barockturm, dem Dreikönigsaltar von Thomas Schwanthaler und den expressiven Barockplastiken von Michael Zürn d. J. verdient Hervorhebung. Harmonie von Landschaft und Architektur schenken dem entzückten Auge Land- und Seeschloß Ort. Altmünsters Pfarrkirche ist wieder als Schatzkammer im wahrsten Sinne des Wortes zu bezeichnen. In der Gebäudegruppe der Pfarrkirche (alte Klo sterkirche) und des ehemaligen Klosters von Traunkirchen, umschlossen von einem stillen Friedhofbezirk, steigern sich Schön heit der Natur und Menschenwerk zur Er habenheit. Eine Besonderheit: die barocke Fischerkanzel im Kircheninneren! Ebensee gilt als wichtiger Ort im lebendi gen Brauchtum des Salzkammergutes. Bad Ischl trägt auch heute noch etwas vom Glanz der kaiserlichen Sommerresidenz des 19. Jahrhunderts (Kaiservilla, Trinkhalle, Lehärvilla, Esplanade). Bad Goisern bietet verborgene Schönheit an alten Häusern (Goiserermühle, Färberhaus, Pflegamt NeuWildenstein, Agathawirt). Nicht übersehen wollen wir die Lieblichkeit der Kalvarienbergkirche in St. Agatha. Zum vollen Akkord wird diese Symphonie einer Landschaft im alten Salinenmarkt Hallstatt. Seine katholische Pfarrkirche (mit zwei gotischen und einem neugotischen Flügelaltar) bekrönt ein Ortsbild am See, das zu einem Prospekt von Weltgeltung geworden ist. Jenseits der Pötschenhöhe, im Ausseerland, findet unsere Kunstfahrt ihre Fortsetzung in der Pfarrkirche und vor allem in der Spitalskirche von Bad Aussee, in den lokal geschichtlich bedeutsamen Kirchen von Kumitzberg, Mitterndorf und Tauplitz (Werk des heimischen spätbarocken Künst lers Johann Fortschecker) und endet schließ lich an geweihter Stelle, hoch über der Talniederung, in der romantischen St.-Jo hannes-Kapelle von Pürgg, die als eine der bedeutendsten Kunststätten Österreichs zu gelten hat. Auf der Rückfahrt durch das Trauntal keh ren wir, über Gmunden in das Almtal ein biegend, noch in Gschwandt (gotische Schnitzwerke), Vorchdorf und Grünau ein, das bereits zum Kunstkreis von Krems münster gehört. Langsam treten die Berge zurück, das Land wird breiter und behäbi ger, südwärts richtet sich unser Blick, zu den Bergen des Salzkammergutes. 55^ Detail aus dem kleinen Flügelaltar (1450—60) in der katholischen Pfarrkirche Hallstatt. — Beide Fotos: Max Eiersebner

■\v 4} Die Kunst Michael Fächers in St. Wolfgang: Detail vom Tafelbild mit der Darstellung des Marientodes. — Foto: Max Eiersebner

Hertha S c h o b e r - A w e c k e r Ausflugsziele im Mühlviertel Fahren wir auf der Donau stromabwärts oder nähern wir uns dem Donautal von Sü den, immer grüßt eine liebliche Landschaft vom linken Ufer des breiten Wasserbandes; fFügel reiht sich an Hügel, bunt in der Farbigkeit der Kulturen und immer wieder bekrönt von Einzelhöfen und größeren oder kleineren Siedlungen. Dies alles ist ein Ver sprechen, ein Locken, in dieser Landschaft einzukehren, ihre Kräfte aufzunehmen und sich zu versenken in die beglückende Har monie der sonnendurchglühten Felder, der dunklen Wälder,der windumstrichenen Hö hen und der oft saftig frischen, oft wild zerklüfteten Bachniederungen. Es fällt schwer, einer Jahreszeit hier den Vorrang einzuräumen; soll es das Frühjahr sein, das meist spät, dafür mit großer Kraft und doppelt beseligend einsetzt, oder der Sommer, wenn das Gold der Kornfelder über die Hügel wogt und Sonnenwärme über allem steht, gemildert durch den fri schen Lufthauch, der aus den Wäldern und von den Wasserläufen kommt; gebührt vielleicht dem Herbst der Vorrang, der mit frühen Frösten, mit kristallener Klarheit, herrlicher Fernsicht und ohne Nebel über das Land zieht; wer einmal den Blick vom Ameisberg oder St. Thomas am Blasenstein über das umliegende herbstliche Land ge nossen hat, wird diesen Eindruck nie ver gessen. Oder sollte man gar den Mühlviert1er Winter bevorzugen, der lange währt, mit seinem sprichwörtlichen böhmischen Wind gewaltige Schneeverwehungen zu stande bringt und in seiner sonnigen wei ßen Pracht viele Winterfreuden schenkt? Die Donau ist Grenze und Verbindungs glied, und ihr nordseitiges Ufer ist ebenso Mühlviertel, wie all die Bäche, die ihr zu fließen. Der steile, waldige Abfall zum Fluß, die Donauleiten, im Westen mildert sich allmählich stromabwärts, das Tal wird breiter, flache Becken wechseln mit vor springenden Höhenzügen ab; vieles hat die Donau von ihrer Ursprünglichkeit heute verloren und dort, wo Kraftwerke die Ge walt des Wassers nutzen, ist der Fluß zum See geworden und neue Landschaftsaspekte ersetzen den alten Reiz. Die stille Landschaft des Mühlviertels. — Foto; Max Eiersebner An der Nordgrenze des Mühlviertels und somit auch unseres Bundeslandes hat sich fast durchgehend ein Waldgürtel erhalten, Reste jenes mächtigen Waldmassives, das einst das Mühlviertel zum größten Teil er füllte und erst allmählich zurückgedrängt wurde. Im westlichen und mittleren Teil bedeckt dieser Wald einzelne Höhenzüge und markante Gipfelhöhen, wie Hochficht oder Sternstein, im östlichen Teil verebbt er im Gebiet von Sandl und Rosenhof zu einer Hochfläche, durchschnitten von gera den Forstwegen. Und dazwischen, zwischen dem Wald und dem Wasser, dehnt sich der Zentralraum mit seinen Dörfern, Märkten und weiten landwirtschaftlichen Gebieten.

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