Oberösterreich, 20. Jahrgang, Heft 2, 1970

Landeshauptmann Dr. Al fred Ebenhoch. Porträt von Rudolf Wernicke im Linzer Landhaus. — Aufnahme: Studio Römer Ministerium Beck berufen, dem er ein Jahr lang angehörte. Ebenhochs politische Be deutung liegt vor allem darin, daß er im Jahre 1907 nach der Einführung des all gemeinen Wahlrechtes die Vereinigung der Katholisch-Konservativen mit der jungen christlich-sozialen Partei Dr. Karl Luegers zuwege brachte. Er steht somit als Pate gleichsam an der Wiege des modernen österreichischen Parteienstaates. Landes hauptmann Ebenhoch war auch maßgeblich an den Beratungen über die Einführung des allgemeinen Wahlrechts in Österreich beteiligt und stand nach der Niederlage der Christlich-Sozialen im Jahre 1911 an der Spitze des christlich-sozialen Par lamentsclubs. Er war nicht nur als politi scher Schriftsteller, sondern auch dichterisch — als Dramatiker — tätig und schuf unter anderem die historischen Schauspiele „Anno 9", „Queretaro" und „Johann Philipp Palm". Ebenhoch ist im Alter von erst 57 Jahren am 30. Jänner 1912 in Wien gestorben. Wichtigste Literatur; Linzer Volksblatt 1912, Nr. 24 bis 27. Krackowitzer-Berger, Biogr. Lexi kon (1931). A. Freiherr von Czedik, Geschichte der k. k. österreichischen Ministerien 1861 bis 1916, 3 (1920). E. Straßmayr, Zu Ebenhochs 100. Geburtstag, Linzer Volksblatt 1955, Num mer 115. Staatslexikon, hrsg. von H. Sacher I (1926). österr. Biogr. Lexikon 1 (1957). 6. Dr. Alfred Ebenhoch Landeshauptmann von 1898 bis 1907 Landeshauptmann Dr. Ebenhoch wurde als Sohn eines Spediteurs am 18. Mai 1855 in Bregenz geboren. Seine Gymnasial studien machte er an der Stella Matutina der Jesuiten in Feldkirch und in Brixen. Das Studium der Rechte absolvierte er an der Innsbucker Universität und schloß es 1881 mit dem juridischen Doktorat ab. Im Jahre 1878 hatte er als Freiwilliger des 3. Tiroler Kaiserjägerregiments die Okkupation der Herzegowina mitgemacht. Im Jahre 1884 kam er als Rechtsanwalts anwärter in die Kanzlei des Dr. Andreas Naschberger nach Linz, seines aus Brixlegg in Tirol stammenden Landsmannes, der politisch in der Reihe der Katholisch-Kon servativen in Überösterreich (als Gemeinde rat in Linz und Abgeordneter des Land tags) tätig war. Ebenhoch hat sich mit einem gewissen Feuereifer in das politische Leben gestürzt und ist schon bald als poli tischer Schriftsteller mit starker Betonung der sozialen Komponente im Geiste Vogel sangs hervorgetreten. Erwähnt seien „Sie ben Vorträge über die soziale Frage" (1887), „Fragen und Antworten an den Bauernstand" (1887), „Der Sozialdemo krat" (1888) und „Wanderungen durch die Gesellschaftspolitik" (1896). Schon mit 34 Jahren (im Jahre 1888) wurde er als Vertreter des Mühlviertels in den Reichs rat gewählt, ein Jahr später folgte (8. August 1889) seine Wahl in den ober österreichischen Landtag als Vertreter der Landgemeinden. Ebenhoch war dann bis in die zehnte Wahlperiode (1908) Mitglied des oberösterreichischen Landtages. Im Jahre 1897 trat er in den Landesausschuß ein und nach der Berufung des Baron Kast in die Wiener Regierung, wurde Ebenhoch am 6. Mai 1898 zum Landeshauptmann ernannt. Vor seiner Ernennung war er von 1891 bis 1898 Präsident des Katho lischen Volksvereins von Oberösterreich, der mächtigen Organisation des politischen Katholizismus im Lande. Es war, als hätte nunmehr, da der große Gegner des ober österreichischen Liberalismus, der Vorarl berger Franz Josef Rudigier, Bischof von Linz, Ende des Jahres 1885 die Augen für immer geschlossen hatte, ein Landsmann des großen Bischofs als Laie den Kampf im Land ob der Lnns gegen Liberalismus und Deutschnationalismus fortzuführen im Zeichen einer neuen politischen Entwick lung. Es konnte der vordrängenden katho lischen Intelligenz keinen Abbruch tun, daß die liberalen Gegner diese als „Bauerndok toren" lächerlich zu machen versuchten. Ebenhoch war bis zum Jahre 1907 Landes hauptmann. Wenn man ihm nachsagte, er habe das Amt des Landeshauptmannes dem Volk nahegebracht und ihm eine Populari tät und Bedeutung verliehen, die es vorher nicht hatte, so ist damit sehr Wesentliches ausgesagt über das Herauswachsen dieses Amtes aus den Resten des alten ständisch feudalen Staatsdenkens. Am 9. November 1907 wurde er als Ackerbauminister in das 7. Johann Nepomuk Hauser Landeshauptmann von 1908 bis 1927 Landeshauptmann Johann Nepomuk Hauser gehört zweifellos zu den bedeutend sten Persönlichkeiten in der Galerie der oberösterreichischen Landeshauptleute. Er war nach den Äbten Lebschy und Achleuthner der dritte Geistliche, der das höchste politische Amt des Landes innehatte. Den noch unterschied sich seine Landeshaupt mannschaft doch schon weitgehend von der seiner beiden geistlichen Vorgänger. Zu nächst nicht in verfassungsmäßiger Hin sicht — zur Zeit der Monarchie —, aber dem Geiste nach. Denn Lebschy und Achleuthner waren als Vertreter des Groß grundbesitzes zu ihrer hohen politischen Funktion gekommen, das heißt, daß noch in der Tiefe altständisches Denken bei ihrer Berufung mit im Spiele war. Als Hauser Landeshauptmann wurde, da hatte zwar noch immer das Kurienwahlrecht Geltung und es gab noch nicht die all gemeine Wählerkurie. Dennoch ist es ein Zeichen der allmählich einsetzenden Demo kratisierung, daß Kaiser Franz Joseph nach der Berufung Lbenhochs in die Wiener Regierung neuerdings einen Vertreter der Landgemeinden zum Landeshauptmann ernannte. Damit hatte dieser gleichsam eine breitere Basis im Sinne demokratischen Denkens als seine geistlichen Vorgänger im Landhaus. Wenn man geneigt ist. Hauser einen echten Oberösterreicher zu nennen, so denkt man doch daran, daß

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