Oberösterreich, 20. Jahrgang, Heft 2, 1970

Ing. Hermann Nußbaumer Oberösterreich — Heimatstätte des Sports Der Sport ist ein Bestandteil des modernen Oberösterreich, der nicht mehr wegzuden ken wäre. Dies betrifft den Sport als kör perliche Ertüchtigung, aber auch als wirt schaftlichen Faktor. Große internationale Wettkämpfe, wie die Weltmeisterschaften der Handballer und Faustballer, wurden in Oberösterreich ausgetragen, im Fußball sah die Landeshauptstadt Linz Europacup spiele der Meister und der Cupsieger, im Gewichtheben und in der Leichtathletik starteten Weltmeister und Europameister. Diese Liste könnte man lange fortsetzen. Sie soll aber nicht den Sinn dieser Betrach tung darstellen, sondern nur als Grundlage dienen, denn Spitzensportler, besonders wenn sie zur Welt- oder Europaelite zäh len sollen, können nicht in der Einsamkeit aufgebaut werden. Sie werden getragen und manchmal auch zu den Leistungen ge trieben durch die Begeisterung der Massen und die Teilnahme vieler, die nicht die Spitze erreichen können. In alten Tagen... ... gab es in Oberösterreich natürlich auch schon Sport. Die Leistungen drangen aber kaum über die Landesgrenzen hinaus. Ein Ereignis jedoch muß festgehalten werden, weil es die Grundlage für spätere über ragende Erfolge war. Am 17. August 1907 setzte der Linzer Hans Weinzinger den ersten selbstgebauten Eskimo-Kajak auf das Wasser des Donaustroms. Er hatte ihn so gebaut, wie er von Dr. Fridtjof Nansen, dem Nobelpreisträger und Sport propagandisten, in seinem Buch über die Durchquerung Grönlands beschrieben wor den war. Paddeln und Rudern hatten seit her in Linz eine Heimstätte. Und es waren auch Wassersportler, die die erste olympische Medaille nach Linz brach ten. In Amsterdam errang der spätere Trainer Dr. Leo Losert gemeinsam mit seinem Partner Fleßl die Bronzemedaille im Doppelzweier. Die Entscheidung in diesem Bewerb fiel durch das Los, weil der Zweit- und Drittplazierte Bug an Bug über die Ziellinie fuhren. Die Österreicher hatten beim Losen Pech, aber auch auf „Bronze" konnten sie stolz sein. Mit Eugen „Schönerl" Wiesberger, dessen Sohn spä ter vielfacher österreichischer Meister sowie Weltmeisterschafts- und Olympiateil nehmer war, scheint ein weiterer Linzer auf der Ehrentafel auf. „Schönerl" belegte den 4. Platz im Ringen der Olympischen Spiele von Amsterdam. Bleiben wir jedoch beim Wassersport! Das Jahr 1936 brachte große Erfolge für Ober österreichs Sportler. Beim Olympia-Fest in Berlin konnten Adolf Kainz und Alfons Dorfner von der „Schnecke" im KajakZweier über 1000 m mit fünf Sekunden Vorsprung vor Deutschland und Holland die „Goldmedaille" erringen. Über 10.000 m belegten sie den vierten Platz. Eine Silbermedaille gab es außerdem noch für die Oberösterreicher Viktor Kaiisch und Karl Steinhuber im Kajak-Zweier über 10.000 m. Mit einer Silbermedaille konnten sich auch zwei bewährte Fußballer aus der ober österreichischen Landeshauptstadt schmükken. Als unbekannte Amateure hatten die Österreicher den Italienern im Finale einen begeisternden Kampf geliefert und waren schließlich nur knapp geschlagen vom Felde gegangen. Franz Fuchsberger und Karl Wahlmüller standen in dieser erfolgreichen Elf, nachdem schon in der Vorrunde der Lask-Spieler Kitzmüller einmal eingesetzt wurde. Zu diesen Erfolgen auf dem Wasser und auf dem grünen Rasen kam noch eine Bronzemedaille, die der junge Student Hans Helmut Stoiber (jetzt Staatsanwalt in Salz burg) für sein Gedicht „Der Diskus" im Rahmen des Lyrik-Wettbewerbes gewann. Bei den Kajak-Europameisterschaften dieses Olympia-Jahres 1936 gewann Adolf Kainz den Kajak-Einer über 1000 m, und gemeinsam mit Hradetzky wurde der Lin zer Dorfner Europameister im KajakZweier. Die Aufwärtsentwicklung im oberöster reichischen Sport wurde dann jäh durch den zweiten Weltkrieg unterbrochen. Viele hervorragende und auch international be währte Sportler blieben im Feindesland. Aber der Sport war kurz nach Kriegsende bald wieder da. Die Fußballer organisierten die ersten Sportfeste, Radsportler und Ski fahrer folgten. Linzer Sieg für Tirol Bald stellten sich auch die ersten Erfolge ein. In den Büchern der Sportgeschichte sind sie allerdings nicht für Oberösterreich verzeichnet. Die Linzerin Erika Mahringer startete nämlich für Tirol. Trotzdem aber stelle ich sie hier an die Spitze, denn ihre Leistungen waren in den Jahren von 1947 bis 1954 immer wieder in den Tabellen zu finden, wobei zwei Bronzemedaillen von St. Moritz 1948 und zwei Silbermedaillen bei den Skiweltmeisterschaften 1950 in Aspen ihre größten Erfolge waren. Da zwischen lagen Siege bei fast allen klassi schen Rennen des alpinen Skisports. Es dauerte bis 1970, ehe es wieder einem Oberösterreicher, dem Ebenseer Sepp Loidl, gelang, in die Weltspitze einzudringen und auch den ersten „echten" alpinen Staats meistertitel für das Land ob der Enns zu erringen. Sepp Lichtenegger aus Bad Goisern setzte sich im Sprunglauf inter national beachtlich durch. Der Skisport nimmt in Oberösterreich nicht den ersten Rang ein, doch sei darauf verwiesen, daß der Linzer Skiclub der größte Verein des Osterreichischen Skiverbandes ist, und daß auch die Schneeschuhläufer in unserem Bundesland eine traditionelle Heimstätte haben, denn in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts waren schon Steyr und Linz Skizentrum des militärischen Ski laufs, und einer der großen Skipioniere Amerikas ist der Linzer Sepp Ruschp. Zur Aufwärtsentwicklung des Sports in Oberösterreich und damit zur internationa len Geltung des oberösterreichischen Sports trugen vielfach organisatorische Maßnah men bei. Schon 1947 wurde die „Landes sportorganisation" gegründet. Es war dies zum erstenmal in Osterreich, daß sich ein Bundesland so intensiv des Gesamtsportes annahm. Zwei Jahre später, am 9. Dezem ber 1949, beschloß der Oberösterreichische Landtag das Landessportgesetz und so nicht nur eine gesetzliche Grundlage, sondern auch eine Anerkennung für den Sport. Nicht vergessen sollen auch die Leistungen der Stadt Linz sein, die mit der Schaffung des Linzer Stadions auf der Gugl erst die Voraussetzung für die Durchführung inter nationaler Großveranstaltungen schuf. Die neue Sporthalle beim Linzer Stadion, die in diesen Tagen begonnen wurde, wird 1972 dem Sport zur Verfügung stehen. Nun zurück zu den Sportlern! Wieder waren es Wassersportler, die die ersten Welttitel nach Oberösterreich brach-

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