Oberösterreich, 20. Jahrgang, Heft 2, 1970

Lenzing baut für die Zukunft Integration und Erweiterung des Produktionsprogramms Die dynamische Entwicklung der Chemie faserindustrie der Welt hat auch in Öster reich zu einem intensiven Ausbau der Werksanlagen und des Produktionsprogrammes der Chemiefaser Penzing AG ge führt. Nachdem bereits vor zwei Jahren mit der Gründung der Austria-Faserwerke Ges. m. b. H. die erste öster reichische Synthesefasererzeugung aufge nommen werden konnte (eine Gemein schaftsgründung der Farbwerke Hoechst AG mit der Chemiefaser Penzing AG), hat sich im vergangenen Jahr ein weiteres entschei dendes Ereignis vollzogen, nämlich die Vereinigung der bisher im Besitz des Bunzl &, Biach-Konzerns befindlichen Penzinger Zellulose- und Papierfabrik AG mit der Chemiefaser Penzing AG. Durch die Fusion ist die Chemiefaser Penzing AG der größte Holzverbraucher Österreichs geworden, der seinen Holz bedarf zu 60 Prozent aus dem Inland deckt, während der Rest importiert werden muß. Die Zellstoffproduktion beträgt derzeit rund 100.000 Tonnen lufttrocken pro Jahr, soll aber in den nächsten Jahren auf eine Kapazität von 120.000 Jahrestonnen luft trocken ausgebaut werden. Nach wie vor bilden für Penzing die Vis kosespinnfasern das Herzstück der Produk tion. Erzeugung und Umsatz wiesen im ver gangenen Jahr gute Zuwachsraten auf, zu mal ja auch weltweit der Textilfaserverbrauch weiter anstieg,zum ersten Mal über 21 Millionen Tonnen. Während die Naturfasern einen leichten Rückgang ihres prozentualen Anteils hin nehmen mußten, haben die Chemiefasern, wenn auch nicht so stürmisch wie in den Jahren vorher, auch im vergangenen Jahr ihren Anteil erhöhen können, der jetzt be reits über 38 Prozent des Gesamtverbrauchs der Welt erreicht hat. In Penzing wurden 1969 rund 68.000 Ton nen Viskosespinnfasern erzeugt, was eine Steigerung um 6 Prozent bedeutet. Damit liegt das Penzinger Unternehmen um 4,7 Prozent über dem Weltdurchschnitt des Produktionszuwachses bei zellulosischen Chemiefasern. Nach wie vor werden über zwei Drittel der Faserproduktion aus Pen zing in west- und osteuropäische Staaten sowie nach Übersee exportiert, so daß das Unternehmen zu den größten österreichi schen Devisenbringern zählt. Zu den Neuentwicklungen auf dem Faser sektor in Penzing zählt die bereits auf dem Markt bestens eingeführte modifizierte Viskosespinnfaser „Hochmodul 333". Ganz neu auf dem Markt ist die Faser „Tapiflor", eine Kräuselfaser von hoher Bausch kraft, die vor allem in der Teppichproduk tion verwendet wird. Ferner wurden in Penzing die Grundlagen für eine flamm feste Viskosefaser und für Viskosefasern mit besonderen Färbeeigenschaften erarbei tet. Angesichts der hohen Bedeutung der Synthetiks für die Zukunft hat sich Penzing selbstverständlich in seiner Forschungs arbeit mit der Problematik gewisser Ent wicklungsmethoden bei Synthesefasern be schäftigt. — Dabei gelangte man speziell bei der Herstellung von textilen Fäden aus Filmen zu ganz eigenständigen Pösungen. Penzing beschäftigt sich auch bereits seit Jahren mit der Herstellung und Weiter verarbeitung von monoaxial orientierten Folien und Folienfäden aus Polypropylen und Niederdruckpolyäthylen und beschrei tet auch auf diesem Gebiet ganz neue Wege. So wurden im Paufe von nur eini gen Jahren Spezialmaschinen für die Her stellung monoaxial orientierter Folien ent wickelt, ebenso ein neues Websystem zur Erzeugung von Foliengeweben, das inzwi schen international bekannte „Split-Weaving"-Verfahren. Im Jahre 1970 werden über 20 Anlagen mit Zusatzaggregaten her gestellt werden, die fast ausschließlich in den Export gehen und einen Umsatz von über 60 Millionen Schilling erbringen dürf ten. Durch die langjährige Erfahrung in der Erzeugung von Zellulose, Viskosespinn fasern und -folien verfügt das Unterneh men über verschiedene Verfahren, wie z. B. das Penzinger Magnesiumbisulfit-Verfahren für die Zellstoff-Fabrikation, nach wel chem die bei der Zellstoffproduktion anfal lenden Chemikalien rückgewonnen werden und dadurch außerdem eine bedeutende Verbesserung der Wasser- und Puftreinheit erreicht wird. Auch für die Erzeugung von bestimmten Viskosefasern sowie für die Herstellung monoaxial gereckter Folien und Folienfäden und deren Weiterverarbeitung auf Spezial maschinen besitzt Penzing das Know How. In diesem Sinne besteht im Prinzip auch die Möglichkeit der Verfahrenslizenzierung. Die Chemiefaser Penzing AG beschäftigt derzeit rund 3500 Mitarbeiter und konnte auch im letzten Jahr wieder eine bemer kenswerte Produktivitätssteigerung um 7 Prozent erreichen. Die Investitionen betrugen im Jahre 1969 rund 118 Millionen Schilling. Auch für das laufende Jahr sind wieder Investitionen von über 100 Millionen Schilling vorgesehen. Die Austria-Faserwerke Ges. m. b. H. hat sich in der kurzen Zeit ihres Bestehens so günstig entwickelt, daß bereits in diesem Sommer eine neue Ausbaustufe in Betrieb genommen werden konnte, so daß eine Verdoppelung der Kapazität auf etwa 8000 bis 10.000 Jahrestonnen Trevira ein getreten ist. Gleichzeitig mit dieser Produk tionserhöhung ist auch das Typenprogramm erweitert worden.

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