Oberösterreich, 20. Jahrgang, Heft 2, 1970

'- ' ; ,. ■' '. V-'\ ■ ■/-'^ V teile Arbeiten veröffentlicht. 1880 wurde er in Wien promoviert. Seiner ganzen Wesensanlage entsprechend, erstrebte er eine Ausbildung in der Inneren Medizin. Seine bisherigen Untersuchungen, die sich mit dem vegetativen Nervensystem be faßten, deuten auch in diese Richtung, sie wurden unter Salomen Stricker an dem Institut für experimentelle Pathologie aus geführt. Nun trachtete Wagner-Jauregg, an einer der beiden Wiener Internen Kliniken eine Stelle zu bekommen, da dies aber nicht gelingen wollte, entschloß er sich dazu, die erste sich ihm bietende Gelegenheit zu ergreifen und die nächste beste klinische Assistentur anzunehmen. Der Zufall führte ihn an die Psychiatrische Klinik zu Maxi milian Leidesdorf. Bereits 1887 ging aus dieser Klinik eine Publikation WagnerJaureggs hervor, die den Titel trug: „Über Einwirkung fieberhafter Krankheiten auf Psychosen." Es liegt nahe, daß die hier einmal gewonnenen Anschauungen seit damals unter den vielen verschiedenartigen Problemen der Zukunft in der Gedanken welt Wagner-Jaureggs schlummerten, bis sie 1917 durch einen „Zufall" wieder zu tage traten. Wenn später Otto Kauders erzählte, sein Lehrer hätte die Idee von der Fiebertherapie „auf die Straße gelegt", niemand aber hätte sie aufgehoben, bis er selbst dies nach 30 Jahren tat, hat er gewiß diesen Aufsatz von 1887 gemeint. In der folgenden Zeit beschäftigte sich Wagner-Jauregg mit der Methode, Medi kamente auf physikalische Weise unter die Haut zu applizieren, „Kataphorese" ge nannt. Von diesen Selbstversuchen behielt er lange Zeit einen pigmentierten Fleck am linken Unterarm. Ferner untersuchte er die Bedeutung der Schockwirkung bei einer Psychose. Auch hier schlummerte der Keim einer später allerdings von anderen Ärzten weiter verfolgten und zur Routine-Thera pie ausgearbeiteten Methode. Die wenigen Jahre, die Wagner-Jauregg als Professor für Psychiatrie und Neurologie in Graz verbrachte (1889 bis 1893), ge nügten, um ein für viele Gegenden Öster reichs eminent wichtiges Werk der vor beugenden Medizin zu schaffen: die Jod prophylaxe in den Kropfgegenden. Die Wirkung des „Jodierten Salzes" ist eine heute noch fortwirkende ärztliche Leistung W agner-J aureggs. Im Jahre 1893 wurde er in die Wiener Fakultät berufen. Hier ereignete sich nun jener „Zufall", der, nach Pasteurs Worten, nur dem zugute kommt, der angespannt auf ihn wartet. Im Jahre 1917 wurde ein galizischer Tiefbauingenieur an die Klinik gebracht, an Paralyse erkrankt, eine TyVakzine-Salvarsan-Kur hatte nur einen vorübergehenden Erfolg gehabt und er schien jetzt rettungslos verloren. „Das legte mir den Gedanken nahe, meinen 1887 publizierten Vorschlag, statt der Nach ahmung einer Infektionskrankheit die In fektionskrankheit selbst therapeutisch an zuwenden, wieder aufzugreifen. Da kam eines Tages der spätere Professor Fuchs zu mir und meldete, daß ein vor einigen Tagen von der mazedonischen Front mit einer leichten Nervenverletzung eingeliefer ter Soldat Fieberanfälle mit Schüttelfrost im Tertianatypus habe, also offenbar Malaria; ob er ihm Chinin geben solle. Da kam mir wie der Blitz der Gedanke, mit dem Blut dieses Malarikers Paralytiker zu impfen. Ich sagte: ,Nein!' und erklärte Fuchs, daß ich mit dem Blut dieses Malari kers zwei Paralytiker impfen werde. Das geschah am 14. Juni 1917." So erzählt Wagner-Jauregg in seiner Selbstbiographie. Die neue Therapie wurde zu einem großen Erfolg. 1927 wurde ihm dafür der Nobel preis verliehen. Ein weiterer Oberösterreicher hat sich als Mitarbeiter Wagner-Jaureggs bei der Malaria-Therapie bzw. Malaria-Prophylaxe der Tabes und Paralyse große Verdienste erworben: Josef Kyrie, ein Apothekersohn aus Schärding. Im Jahre 1880 geboren, wurde er nach seiner Gymnasialzeit in Kremsmünster und dem Medizinstudium in Graz, hier 1904 promoviert. Nach einer Ausbildung bei dem Pathologen Weichsel-

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